Wenn’s eng wird – und das könnte uns in der Energieversorgung ja durchaus drohen – halten viele Menschen Verbote für das Mittel der Wahl. Und so berichtet die „Elbvertiefung“, der lesenswerte Hamburg-Newsletter der „Zeit“, Anfang der Woche von einer Initiative, die die Marketingbranche aufhorchen lassen sollte: Die Macher*innen von „Hamburg Werbefrei“ sammeln Unterschriften für ein Gesetz, das digitale Außenwerbung in der Hansestadt grundsätzlich verbieten soll.
Laut der Website verbraucht eine „beidseitig betriebene digitale Werbeanlage im CityLightPoster-Format“ bei durchgängigem Betrieb jährlich etwa 15.000 kWh. Dies entspreche dem Verbrauch von etwa zehn Single-Haushalten. Die fortschreitende Digitalisierung von Werbeanlagen habe nicht nur negative gestalterische Auswirkungen auf den öffentlichen Raum, sondern konterkariere überdies die Klimaschutzziele der Freien und Hansestadt Hamburg. Puh.
Kommen genug Unterschriften zusammen – der Volksentscheid soll laut „Hamburg Werbefrei“ parallel zur Wahl des Europaparlaments im Frühjahr 2024 stattfinden – entgingen der Stadt rund 27 Millionen Euro Werbeeinnahmen (soviel waren es jedenfalls im Jahr 2020, rechnet die Elbvertiefung vor).
Mal abgesehen vom schnöden Mammon verursacht das Anliegen ein dumpfes Unbehagen. Was soll als nächstes weg? Print-Produkte, weil sie energieaufwändig aus Papier gemacht sind? Haustiere, weil sie so eine richtig schlechte Klimabilanz aufweisen? Videokonferenzen via Notebook, weil sie pro Stunde Treibhausgasemissionen von 55 g CO₂ (eq) verursachen?
Umweltbewusste Fans
Themawechsel: Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov hat just seinen Report „Global Sports 2022 – Uncovering the Socially Responsible Sports Fan“ vorgelegt, den es hier mal abgesehen von den persönlichen Daten zum kostenlosen Download gibt. Demnach sagen 49 Prozent der deutschen Sportfans, dass sie versuchen, nur bei Unternehmen zu kaufen, die sozial und ökologisch verantwortlich handeln. Weltweit bezeichnen sich knapp über die Hälfte (53 Prozent) aller Sportfans als Umweltschützer*innen.
Da liegt einem doch unmittelbar die Frage auf der Zunge, was die Fußballfreund*innen unter den Sportfans von der am 21. November startenden Winter-WM in Katar halten, deren Nachhaltigkeit unter sozialen Gesichtspunkten indiskutabel und aus ökologischer Perspektive zumindest eine Diskussion wert ist.
Mangelnde Bindung
Unternehmerisch nachhaltig handelt, wer gute Mitarbeitende eng an sich bindet. Das war noch nie so wahr, wie in Zeiten des allerorten sichtbar werdenden Fachkräftemangels. Wer sich mal selbst einen Schreck einjagen will, werfe einen Blick auf die Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit.
Dort lässt sich nachlesen, an welchen Kräften es dem Land am meisten mangelt. (Journalist*innen oder Marketing- und Werbeprofis zählen übrigens nicht dazu.) Im „Handelsblatt“ ist nachzulesen, was der „Big Quit“ mit dem deutschen Arbeitsmarkt macht.
Da sich der Arbeitsmarkt schon wegen der Alterspyramide kaum entspannen wird, bleibt Unternehmen mit Personalmangel als Ausweg nur, die Jobs attraktiver zu machen. Das heißt: besser zu bezahlen. Kleiner Trost für Sparsame: Nichts ist teurer als Aufträge, die man nicht annehmen kann, weil keiner da ist, der sie erledigt. Da sich neue Leute schwer finden lassen, gilt es, die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu binden. Das funktioniert in Deutschland so lala, die Fluktuationsrate kreist seit Jahren um die 30 Prozent. Zudem meldet der aktuelle Gallup-Bericht „State of the Global Workplace 2022“, dass nur 16 Prozent aufgrund der am Arbeitsplatz erlebten Führung eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber aufweisen. Es wird also höchste Zeit, hier für nachhaltig gute Beziehungen zu sorgen.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!