Vom „unbeschriebenen Blatt“ zur größten Arbeitgeber-Bewertungsplattform: Was Kununu so erfolgreich macht

Durch das Internet können sich Medien entfalten wie nie zuvor. Das gilt für etablierte Marken ebenso wie für ganz neue Anbieter. Die zentrale Frage für sie alle lautet, wie sich aus Ideen ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen lässt. Ein Porträt der Kununu-Macher.
Kununu-Gründer schützen nun die Bienen mit HektarNektar (© Montage: absatzwirtschaft)

Als Martin Poreda, damals als Manager angestellt, ein Job offeriert wurde, wollte er mehr über das an ihm interessierte Unternehmen erfahren. Er klickte und googelte sich durchs Internet, aber mit unbefriedigendem Ergebnis: Zwar fand der Kandidat Homepage, Karriererubrik und Imagebroschüren, aber es fehlte an tieferen Einblicken.

Wie es beispielsweise um Arbeitsklima, Karrierechancen, Weiterbildung steht, das hätte er gerne aus erster Quelle gewusst. Doch Bewertungen, wie sie etwa Reisende über Hotels auf Plattformen wie Holidaycheck abgeben, waren über Arbeitgeber nicht zu finden. Aus dem Mangel machte er eine Geschäftsidee und baute zusammen mit seinem Bruder Mark in Wien Kununu.com auf.

Das „unbeschriebene Blatt“ist nun bei Xing

Fortan sammelten und sortierten die Poreda-Brüder Informationen über Arbeitgeber, um eine möglichst neutrale Feedback-Plattform zu schaffen. Ihr Ziel: „Gute Arbeitgeber auf die Bühne zu holen und jene Firmen, die sich mit falschen Federn schmücken, durch die ungeschönten Erfahrungsberichte ihrer Mitarbeiter zu entlarven und sie zu motivieren, Arbeitsplatzverbesserungen durchzuführen“. Das gilt bis heute, auch wenn die Gründer nicht mehr an Bord sind: Sie verkauften Kununu – der Name stammt aus dem Suaheli und heißt so viel wie „unbeschriebenes Blatt“ – gut fünf Jahre nach dem Start 2013 komplett an die Burda-Tochter Xing.

Seit dem Start im Juni 2007 wurden rund 3,2 Millionen Bewertungen zu 855.000 Unternehmen abgegeben. Regionaler Schwerpunkt der Plattform ist der deutschsprachige Raum. Hier hat sich Kununu zur größten Arbeitgeber-Bewertungsplattform und zu einem riesigen Suchverzeichnis entwickelt. Laut der AGOF-Marktanalyse „Daily Digital Facts“ verzeichnete Kununu. com im Januar 2019 knapp 2,7 Millionen Nutzer und fast zehn Millionen Seitenaufrufe.

In den Staaten sind bereits die Hälfte der Firmen vertreten

Auch in den USA gewinnt Kununu an Resonanz: Gut die Hälfte der Firmen auf der Plattform sind dort ansässig, ein Viertel aller Bewertungen stammt von dort. Die Kununu-Gründer, getrieben von der Leitidee, „mit digitalen Lösungen die Welt zu verbessern“, widmen sich inzwischen einer neuen Aufgabe. Sie starteten vor eineinhalb Jahren Hektar Nektar. Eine Plattform, über die sie zum besseren Bienenschutz beitragen und den digitalen Bienenhandel ankurbeln wollen.

Auch der Deutsche Bauernverlag findet das gut – und hat im Sommer 2018 ein Viertel der Anteile von Hektar Nektar übernommen.

 

Weitere Artikel und Interviews gibt es in der aktuellen Ausgabe der absatzwirtschaft, die Sie hier bestellen können

Die anderen Teile der Serie:

Teil 1: Ab geht die „Post“: Wie ein Chatbot den Online-Journalismus voranbringen soll

Teil 3: Welect baut Online-Werbung ohne Nerv-Faktor

Roland Karle (rk, Jahrgang 1966) schreibt über Marken & Medien, Beruf & Sport. Hat BWL/Marketing an der Uni Mannheim studiert, bei einer Tageszeitung volontiert und arbeitet seit 1995 freiberuflich. Er porträtiert gerne Menschen in Zeilen und Märkte durch Zahlen. Hang zum Naschkater und Volltischler. Im früheren Leben ein fröhlicher Libero.