Vom Influencertum zur Creators Economy

Die Creators Economy hat das Marketing auf eine neue Ebene gehoben. Creators sind längst nicht mehr nur Content-Produzent*innen. Sie entwickeln eigene Marken und sogar Geschäftsmodelle, die weit über einfaches "Sponsoring" hinausgehen. Eine Wert(e)verschiebung?
asw-Kolumne-Duerl-Franziska-weiss
Franziska Duerl ist GWA-Vorständin und Strategiechefin bei Jung von Matt. (© Jung von Matt, Montage: Olaf Heß)

Ob durch eigene Produktlinien oder digitale Plattformen – Creators werden zu Unternehmer*innen, die ihre Inhalte in nachhaltige Einnahmequellen verwandeln. 

Bis 2027 soll sich die Creators Economy von derzeit 250 Milliarden auf 480 Milliarden US-Dollar verdoppeln (Goldman Sachs, 2023). Diese rasante Entwicklung eröffnet auch Unternehmen enorme Chancen, innovative Geschäftsmodelle gemeinsam mit Creators zu schaffen. Gleichzeitig bietet die Creators Economy eine tiefere inhaltliche Dimension, die die oft kritisierte Oberflächlichkeit des klassischen Influencer Marketings durchbricht. 

Drei Blickwinkel, die die Kraft dieser Ära verdeutlichen:

Know-how vor Reichweite 

Ein wachsender Kritikpunkt des „Influencertums“ ist die Tendenz, Reichweite über tatsächliche Expertise zu stellen. Dies kann dazu führen, dass Personen, die (zunächst) ohne starke Onlinepräsenz agieren, trotz ihrer Fähigkeiten übersehen werden. Die Creators Economy dreht sich nicht nur um Reichweitenzahlen, sondern besticht durch Know-how und Talent. Hier werden Substanz und soziale Sichtbarkeit in ein neues Verhältnis gerückt, was wiederum auch positive Effekte auf das Markenimage von kooperierenden Unternehmen haben kann. 

Die neue Kraft der Mikro-Communitys 

Durch den zuvor genannten Wandel gewinnen in der Creators Economy spezialisierte, kleinere Communitys einmal mehr an Bedeutung. Diese Mikro-Communitys ermöglichen tiefere, authentischere Interaktionen, die weit über bloße Reichweite hinausgehen. Marken, die diese Nischen erkennen und den Mut haben, aus dem Reichweitenraster auszubrechen, können nicht nur langfristig loyale Fangemeinden aufbauen, sondern auch kurzfristig Vertrauen gewinnen. 

Soziale Innovation durch Unternehmertum 

Creators haben das Potenzial, gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben, indem sie Themen wie soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit oder mentale Gesundheit nicht nur in ihrem Content, sondern auch direkt in ihren Produktideen oder der eigenen Unternehmensphilosophie verankern. Unternehmen, die diese Zusammenarbeit suchen, haben die Chance, ihre Markenbotschaften auf ein neues Level zu heben. 

Fazit 

Die Ära der Creators Economy könnte zu einer bedeutenden Werte- und Wertverschiebung im Marketing führen. Eine Entwicklung, von der auch Unternehmen profitieren können, da sie durch passende Kooperationen nicht nur zusätzliche Tiefe und Vertrauen für ihre Marke schaffen, sondern auch in neuen Geschäftskontexten und Innovationen denken und agieren können. Zudem kann dieser Zusammenschluss eine neue Geschwindigkeit bei der Umsetzung von Geschäftsideen mit sich bringen. Was jedoch kein Unternehmen unterschätzen sollte: Creators werden aufgrund ihres eigenen Know-hows sowie ihres selbst definierten Wertekonstrukts einmal genauer hinschauen, bevor sie eine Kooperation eingehen. Ein „Filter“, welcher auch für die Unternehmensseite nur von Vorteil sein kann. 

Franziska Duerl ist GWA Vorständin und Strategiechefin bei Jung von Matt. Die Kolumnistin schreibt bei uns im Wechsel mit Larissa Pohl und Sandra Harzer-Kux über Kollaborationen von Agenturen und Kunden.