Skihersteller Völkl feiert dieser Tage sein 100-jähriges Jubiläum. Erstaunlich ist hierbei nicht nur die Beständigkeit des deutschen Unternehmens, sondern die Tatsache, dass es in der gesamten Zeit seinem Hauptproduktionsstandort im niederbayerischen Straubing treugeblieben ist.
Dabei hat das Unternehmen einige Phasen der Veränderung durchlaufen. In Familienhand ist Völkl bei allem Hang zur Tradition schon seit 1992 nicht mehr. Damals wurde das Unternehmen von Gregor Fuller, einem engen Freund von Franz Völkl, übernommen. Heute gehört es nach weiteren Eigentümerwechseln zur K2-MDV Holding beziehungsweise zu Elevate Outdoor Collective, wie diese sich seit Februar 2022 nennt.
Viel Bewegung für ein einstiges Familienunternehmen, das dennoch stets am Kern seiner Marketingstrategie festgehalten hat: Ein renommiertes Produkt, das preislich auf dem Markt standhält und mit Authentizität auftritt. Vor allem jedoch ist Völkl einer der letzten Skihersteller, der noch in Deutschland produziert: Obwohl die übergeordnete Firmenzentrale längst in die Schweiz abgewandert ist, liegt der Hauptproduktionsstandort weiterhin in Straubing.
Produktion in Deutschland bringt auch Vorteile mit sich
Der Standort ist fest im Markenauftritt des Unternehmens verankert. „Made in Germany ist unsere DNA und ein Garant für unseren Erfolg“, betont Jonathan Wiant, Präsident MDV Sports (Marker, Dalbello, Völkl) bei Elevate Outdoor Collective, im Gespräch mit der absatzwirtschaft.
Dies bringe zwar Herausforderungen mit sich. „Grundsätzlich sind wir mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie die meisten Mittelständler in Deutschland“, sagt Wiant. Viel wichtiger seien aus seiner Sicht jedoch die Chancen, die sich daraus ergeben. „Wir haben kürzere Lieferketten, dadurch sparen wir Transportwege. Damit verbunden sind Vorteile hinsichtlich CO2-Bilanz sowie in Bezug auf die Qualität unserer Produkte und auch bei der Entwicklung neuer Produkte profitieren wir von langfristigen Partnerschaften.“
Auch an Fachkräften mangelt es dem Unternehmen nicht, die diese im technischen und kaufmännischen Bereich selbst ausbildet. „Zudem gelingt es uns vor allem durch unsere emotionalen Produkte immer wieder, gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter*innen auf dem Arbeitsmarkt für uns zu gewinnen“, sagt Wiant. Auch hier helfe das „Made in Germany“-Image.
Trotz Wechseln in der Führungsriege: Standort stand nie zur Diskussion
Das Festhalten an Tradition steht hierbei in Wiants Augen nicht im Widerspruch zu einer modernen Produktion. Völkl rühmt sich damit, in Straubing über eine der modernsten Produktionsanlagen der Welt zu verfügen. Wiant führt die innovativen Lösungen jedoch auch auf das Engagement der Mitarbeitenden zurück, das nicht durch Outsourcing durchbrochen wird.
Auch eine langfristige Kundenbindung nennt Wiant als Teil der Strategie bei den Produktionsprozessen, die ständig überarbeitet würden. Kundennutzen und Zufriedenheit stünden hierbei im Hauptfokus. Dass in Deutschland produziert wird, ist auch vor diesem Hintergrund nicht diskutabel. „Der Standort Straubing ist für uns Verpflichtung und Chance zugleich“, erklärt der Manager.
Energie- und Wirtschaftskrise: Neue Herausforderungen für den deutschen Standort?
Dass „Made in China“ sich gerade bei einem deutschen Traditionsprodukt eben nicht so gut verkauft, haben offenbar auch die Investoren erkannt, in deren Hand Völkl nunmehr ist. „Diesen Wettbewerbsvorteil haben unsere Investoren stets fest im Blick gehabt“, sagt Wiant. „Wir sind deshalb froh, dass wir am Standort festgehalten haben. Gerade in Zeiten einer Energiekrise zahlt sich das in allen Facetten unseres Unternehmens aus.
Diese geht auch an Völkl nicht spurlos vorüber. Zeigt sich das nicht ganz besonders als einem deutschen Produktionsstandort? „Die Energiekrise trifft uns selbstverständlich“, räumt Wiant ein, verweist aber auf die stetigen Optimierungen im Energiebereich: „Unser Energieteam hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Thema Energiekosteneinsparung erarbeitet und bereits teilweise umgesetzt. Wir arbeiten zudem intensiv an der Verbesserung unserer CO2-Bilanz.“
Deutscher Standort hilft bei der Qualitätssicherung
Auch die Kosten können durch solche Maßnahmen gedrosselt werden – nicht aber die Sparwut der ebenso von der wirtschaftlichen Lage getroffenen Endkund*innen. Hier verlässt sich Völkl ganz auf sein Produkt. „Durch unseren Standort Straubing können wir das Qualitätsversprechen an unsere Kund*innen seit Jahren halten und sind uns sicher, dass unsere wettbewerbsfähigen Preise daher von den Kund*innen akzeptiert werden.“
Gänzlich überrumpelt fühlt sich das Unternehmen von den neuen Entwicklungen in der deutschen Wirtschaft nicht und verweist auch hier auf die Vorteile seiner Beständigkeit. „Wir arbeiten dauerhaft an unserer Effizienz und sind somit auf die aktuelle Situation gut vorbereitet“, sagt Wiant. Und erklärt außerdem: „Bereits in der Vergangenheit hat Völkl Herausforderungen immer wieder erfolgreich gemeistert.“
Der Standort Straubing bleibt
Während Völkl also auf eine mittlerweile hundertjährige Bilanz zurückschaut, bei der sich vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel getan hat, zeigt der Blick in die Zukunft keine örtliche Veränderung. „Was seit 100 Jahren erfolgreich funktioniert, kann nur gut sein“, meint Wiant. Schon allein das Produkt gebe den Standort vor: „In der Skiproduktion ist immer noch ein großer Teil Handarbeit – und dieses Fachwissen liegt in Straubing.“
Auch aus Marketing-Sicht kann diese Strategie nur von Vorteil sein, weswegen das Unternehmen auf diesen USP nicht verzichten will. „Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Standort eine Benchmark für die Skiindustrie sind und bleiben werden, was Innovationskraft und höchste Produktqualität betrifft“, sagt Wiant. Auch in Sachen Nachhaltigkeit wolle das Unternehmen sich im Entwicklungs- und Herstellungsprozess stetig weiterentwickeln – am selben Ort wie vor 100 Jahren: „Die Marke Völkl und unsere High-End Produkte sind und bleiben weiterhin untrennbar mit dem Standort Straubing verbunden.“