Von Frank Puscher
Hamburger Läufer meiden die Außenalster am Wochenende. Das beliebte Freizeitrevier im Herzen der Hansestadt lockt nicht nur Tausende von Sportbegeisterten sondern auch jede Menge Kinder, Kinderwägen, Omas, Opas und Eltern. Alle begeben sich auf die knapp acht Kilometer lange pittoreske Runde, jeder in seinem eigenen Tempo. Da wird es ganz schön eng beim Laufen.
Freizeitsport ist etwas für morgens, abends und für das Wochenende. Das weiß kaum ein Unternehmen so gut, wie die österreichische Softwareschmiede Runtastic, denn dann laufen die Server heiß. Jede Menge Daten werden von den Läufern live eingesammelt. Daten wie Geschwindigkeit, Positionskoordinaten, Länge der Laufstrecke, Menge der Schritte und bei manchen Läufern auch noch die Entwicklung von Herzfrequenz und Pulsschlag. Die Daten werden gespeichert und ausgewertet. Die fertigen Statistiken bekommt der Läufer dann zurück. Statistiken wie zum Beispiel die Entwicklung seiner Laufleistung im letzten Monat.
Runtastic versteht sich als Live-System. Das Smartphone dient als virtuelle, digitale Nabelschnur zum Netz. Ein Drittel aller Läufer veröffentlicht die Daten nach dem Lauf auf Facebook oder hat seine Anwendung so eingestellt, dass sie es automatisch tut. Umgekehrt können Webnutzer aus der Runtastic-Community heraus Kontakt mit einzelnen Läufern aufnehmen und ihnen live Anfeuerungsrufe auf den Kopfhörer übertragen.
Vom Produkt zum Ökosystem
Das Konzept von Runtastic schafft den Wechsel von der Software zum Produktökosystem. Es besteht aus Hardware – zum Beispiel der Laufuhr nebst Pulsgurt, sowie dem Smartphone des Nutzers, aus Software und aus diversen Funktionen, die das Netz erbringt. Wenn die nicht funktionieren, ist die App nicht einmal mehr die Hälfte wert.
Darum investierten die Oberösterreicher jede freie Minute der Entwicklungszeit in den letzten Jahren in die Verbesserung der Software und ihrer Serveranbindung. Softwareseitig ist die präzise Messung des Höhenprofils einer Laufstrecke eine große Herausforderung. „Die Berechnung per GPS ist immer recht ungenau. Von der NASA gibt es eine Rasterung der Erde mit Höhenprofilen und unsere App nutzt diese Daten zur genaueren Höhenbestimmung“, erläutert Florian Gschwandtner, einer der Gründer.
Ebenso wichtig wie die Präzision in der App ist die Leistungsfähigkeit der Server, die die Daten verarbeiten. Anfangs setzte das kleine StartUp auf einen Billig-Hoster und wurde Opfer des eigenen Erfolgs. Allein im letzten Jahr stieg die Nutzerzahl eigenen Angaben zufolge von 10 auf 30 Millionen. Wenn früher viele Nutzer gleichzeitig die App verwendeten, ging die Leistung der Server in die Knie. Umgekehrt wollte und konnte man auch keine riesigen Summen in Hardware investieren, die dann bei schlechtem Wetter, nachts oder während der normalen Arbeitszeiten nicht gebraucht würden.
Die Lösung dafür fand man in einem Cloud Computing Ansatz von T-Systems. Angepasst an den jeweiligen Bedarf, schalten sich zusätzliche Rechnerkapazitäten flexibel zu oder wieder ab. Das gilt nicht nur hinsichtlich unterschiedlicher Tageszeiten. Leitungsspitzen treten auch saisonal auf oder werden von Marketingaktionen ausgelöst. Doch egal, woher der Traffic kommt: Runtastic verlangt von seinem Dienstleister eine Verfügbarkeit von 99,9 Prozent. Ein Versagen der Serveranbindung wäre für die User-Experience der Runtastic-Läufer fatal und würde Wettbewerbern wie Nike+ Nutzer zuführen. „Sollte ein Problem auftreten, müssen wir uns darauf verlassen können, dass so schnell wie möglich reagiert werden kann“, so der enthusiastische Sportfreak. „Sollte ein Problem auftreten, müssen wir uns darauf verlassen können, dass so schnell wie möglich reagiert werden kann“, so der enthusiastische Sportfreak.
Die Cloud liefert passgenau so viel Rechnerleistung, wie die Nutzer von Runtastic abfragen
Abgerechnet wird nicht nach fixen Tarifen, sondern je nach tatsächlichem Leistungsverbrauch. Cloud-Nutzer buchen direkt im SelfServicePortal Konfigurationen vornehmen und Rechnerleistung dazu, wenn zum Beispiel aufwändige Testläufe mit neuer Software anstehen.
Und das nächste daten-intensive Projekt steht schon an. „Mittel- und langfristig wird die Community schon sehr wichtig“ erläutert Florian Gschwandtner. „Noch stehen wir da ziemlich am Anfang, aber das Ziel ist unser eigenes Ökosystem zu bauen und am Ende für jeden Läufertyp oder für jedes Trainingsziel die passende Unterstützung zu bieten und die Nutzer dorthin zu führen. Und da spielt der Austausch zwischen den Nutzern eine wichtige Rolle. Vor allem um die Motivation zu erhöhen“.
Für den Läufer in Hamburg bedeutet das: Am Wochenende wird erst ab 22 Uhr gelaufen. Und auch das hat sich längst herum gesprochen.
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