Vier von fünf Content Creators kennen Burnout-Symptome

Konkurrenzdruck, negative Kommentare und mangelnde Prävention seitens der Plattformen gefährden die psychische Gesundheit von Content Creators. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie.
Burnout_c_Unsplash Nubelson Fernandes
Creators tragen der aktuellen Awin-Studie zufolge ein hohes Burnout-Risiko. (© Unsplash/Nubelson Fernandes)

Eine überwältigende Mehrheit der Content Creators hat schon einmal Burnout-Symptome erlebt: 82 Prozent der für eine Studie befragten Creators geben an, bereits unter entsprechenden Symptomen gelitten zu haben. Ein Viertel fühlt sich immer oder häufig ausgebrannt. Das sind die zentralen Ergebnisse der internationalen „Creator Burnout Studie 2024“ des Affiliate-Marketing-Spezialisten Awin.

In den USA und im Vereinigten Königreich sind die Zahlen noch dramatischer: Dort haben 96 Prozent bereits Burnout-Symtome erlebt, 35 Prozent sogar häufig bis immer. Ein besonders hohes Burnout-Risiko bergen dabei offenbar Kurzvideoplattformen wie TikTok und Instagram, dicht gefolgt von YouTube.

Negative Kommentare und Vergleiche erhöhen Risiko

Die Gründe für die Erschöpfungszustände sind laut der Studie vielfältig. Diese drei Hauptgründe führt sie auf:

1. Konkurrenzdruck

Der Vergleich mit anderen Content Creators scheint einen starken Einfluss auf das Burnout-Risiko zu haben. Die Mehrheit der Befragten vergleicht sich mit anderen Creators. 39 Prozent geben an, dies immer oder häufig zu tun. Und immerhin 44 Prozent beobachten manchmal oder selten die Aktivitäten ihrer Konkurrenz. Nur 17 Prozent vergleichen sich nie mit anderen.

2. Negative Kommentare

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei negativen Kommentaren des Publikums. Nach Einschätzung der Befragten haben negative Kommentare zumindest eine „minimale Auswirkung“ (39 Prozent) oder „etwas Auswirkung“ (23,5 Prozent) auf ihr Burnout-Risiko.  

3. Mit dem Risiko alleingelassen

Unabhängig vom genutzten Social-Media-Netzwerk geben die teilnehmenden Creators an, dass ihnen die Plattformen keine geeigneten Hilfsmittel zur Bewältigung oder Prävention von Burnout zur Verfügung stellen. Im Gegenteil: 60 Prozent der Befragten berichten, dass die sich ständig verändernden Plattformen ihre größte Angst bei der Erstellung von Inhalten auslösen. 54 Prozent fürchten zudem, dass ihre Inhalte als qualitativ unzureichend oder unkreativ wahrgenommen werden.

Creators bewerten KI-Einsatz ambivalent

54 Prozent der Interviewten aus dem deutschsprachigen Raum nutzen bereits Künstliche Intelligenz bei der Content-Kreation. In den USA und in UK sind es lediglich 21 Prozent.

Den Einfluss von KI auf ihre Gesundheit betrachten die befragten Creators mit gemischten Gefühlen: Ihr Burnout-Risiko schätzen 60 Prozent der Befragten seit dem Aufkommen von KI als unverändert ein. 22 Prozent geben an, dass ihre Burnout-Symptome seit der Nutzung von KI abgenommen haben, für 18 Prozent haben sie zugenommen. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) betrachten KI als große oder wenigstens geringe Bedrohung für ihr Business, wohingegen nur etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) angibt, dass von Künstlicher Intelligenz keine Bedrohung für sie ausgehe. Der Großteil der Befragten befürchtet, dass die Qualität und das Vertrauen in die Inhalte durch KI abnehmen. 28 Prozent der Befragten befürchten, dass Künstliche Intelligenz ihre Arbeit ersetzen wird.

Wie Burnout-Symptome zu vermeiden sind

Um Burnout-Symptomen vorzubeugen, wählen 58 Prozent der Creators feste Upload-Tage oder -Zeiten oder planen bewusst Pausen oder Urlaub von der Content-Erstellung ein (55 Prozent). 38 Prozent verringern ihr Burnout-Risiko, indem sie darauf achten, finanziell nicht von der Content-Erstellung abhängig zu sein und sich zusätzlich alternative Einnahmequellen sichern. In den USA und UK sind es sogar 50 Prozent der Befragten.

Die Studienmacher*innen ziehen folgendes Fazit: Das Risiko für Content Creators, Burnout-Symptome zu entwickeln, ist nach wie vor sehr hoch und wird auch durch den verstärkten KI-Einsatz nicht wesentlich reduziert.

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.