Viele vermuten Fake News auch in klassischen Medien

Für eine Mehrheit der Deutschen ist klar, dass Falschinformationen vor allem von sogenannten Alternativmedien und auf Social Media verbreitet werden. Allerdings unterstellt dies jede*r Vierte auch arrivierten Medien.
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Auch regionalen und überregionalen Tagenzeitungen wird die Verbreitung von Desinformation unterstellt. (© Unsplash/Roman Kraft)

Dieses Ergebnis dürfte auch Werbetreibenden zu denken geben: Etwa jede*r vierte Deutsche ist der Meinung, dass arrivierte Medien wie überregionale Tages- und Wochenzeitungen, private TV-Nachrichtensender oder der öffentlich-rechtliche Rundfunk bewusst täuschen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Non-Profit-Organisation Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM).

Das Glaubwürdigkeitsproblem der reichweitenstarken, arrivierten Medien reicht dabei bis in die Mitte der Gesellschaft. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss oder Höhe des Einkommens bewegt sich der Anteil der Personen, die vermuten, dass auch arrivierte Medien Fake News verbreiten, zwischen 20 und 25 Prozent. Etwas besser schneiden regionale oder lokale Tages- und Wochenzeitungen ab, denen nur von 15 Prozent der Befragten die Verbreitung von Desinformation unterstellt wird.

Fake News als Stresstest für gesellschaftliches Zusammenleben und Werbepartnerschaften


Dass die Gefahr von Fake News als solche wahrgenommen wird, auch dafür liefert die Studie Hinweise. So sind zwei Drittel der Deutschen der Meinung, dass Desinformationen ein großes gesellschaftliches Problem darstellen. Insbesondere Personen über 50 Jahren vertreten diese Ansicht (77 Prozent). Personen unter 40 Jahren teilen diese Ansicht allerdings etwas seltener. Dafür berichten sie besonders häufig von Streit im privaten Umfeld, der von Desinformationen ausgelöst wurde: 4 von 10 Befragten dieser Altersgruppe geben an, dass Fake News zu Reibereien im Freundeskreis oder in der Familie geführt haben.

„Fake News sind also nicht nur ein Stresstest für die Demokratie, sondern auch für das gesellschaftliche Zusammenleben“, sagt Studienleiter Tobias Biró vom NIM. „Und auch Unternehmen sollten das Phänomen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie sind nicht nur als potenzielles Opfer von Fake News, sondern – und das vermutlich häufiger – als möglicher Werbepartner betroffen. Für sie gilt es, Medienpartnerschaften sorgfältig auszuwählen, um Risiken zu minimieren.“ Dazu gehört etwa die unbeabsichtigte Finanzierung von Desinformationsangeboten. Aber auch die gezielte Partnerschaft mit Content Creators oder Influencern, die mit der Verbreitung von Fake News in Verbindung gebracht werden, kann sich negativ auf das Markenimage auswirken.

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.