Vertrauenskrise erreicht Deutschland: Kaum ein Deutscher vertraut politischen Parteien

Alternative Fakten, Polemik und uneinige Volksvertreter - das Vertrauen in Parteien, Regierungen und in die Medien ist weltweit gering. Acht von zehn (81%) Befragten in 23 Ländern fehlt es an Vertrauen zu politische Parteien, zwei Drittel (68%) misstrauen den Medien. Das ergab eine Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos.
Lässt er los oder nicht? Vertrauen ist der Schlüssel zu allem

Auch in Deutschland steht es nicht gut um das Verhältnis zu den Volksvertretern: acht von zehn (80 Prozent) Deutschen gaben an, politischen Parteien wenig bis gar nicht zu trauen.

Vertrauen in Institutionen

Sieben von zehn (71 Prozent) Befragten weltweit vertrauen ihrer Regierung. Ebenso viele Deutsche gaben an, der Regierung wenig bis gar nicht zu trauen. Am wenigsten Vertrauen weltweit schenken die Spanier (89 Prozent) und Mexikaner (90 Prozent) ihrer Exekutive. Dazu kommt, dass rund 70 Prozent der Deutschen den Medien nicht vertrauen. Auch in Ungarn (87 Prozent), Spanien (78 Prozent) und Großbritannien (75 Prozent) gaben das drei Viertel der Befragten an. Auch großen Unternehmen (61 Prozent) und Banken (59 Prozent) wird weltweit misstraut. Vor allem in Spanien (92 Prozent), Italien (80 Prozent) und Deutschland (75 Prozent) vertraut man auch großen Unternehmen und Banken nicht.

Der Judikative und ihren Gerichten wird vor allem in lateinamerikanischen Ländern wie Argentinien (84 Prozent), Peru (84 Prozent) und Mexiko (83 Prozent) wenig vertraut.

Herrscht unnötige Panik vor?

Die Mehrheit in 17 von 23 Ländern glaubt, ihre Gesellschaft ist marode (durchschnittlich 58 Prozent). Vor allem in Polen (79 Prozent), Spanien (78 Prozent), Brasilien (77 Prozent) und Mexiko (76 Prozent) empfinden die Befragten so. In Deutschland (61 Prozent), Großbritannien (58 Prozent) und den USA (66 Prozent) sind es immerhin sechs von zehn.

Terrorismus sollte mit allen Mitteln gestoppt werden, auch wenn das bedeutet, gegen die Bürgerrechte zu verstoßen, finden 45 Prozent der Befragten weltweit. In Deutschland sind es vier von zehn (40 Prozent). In der Türkei (69 Prozent), Frankreich (59 Prozent) und Belgien (55 Prozent) stimmen deutlich mehr Menschen zu.

Nativismus

Eine Mehrheit von 56 Prozent weltweit stimmt zu, dass Arbeitgeber bei Jobknappheit eher Einheimische als Eingewanderte einstellen sollten. Vor allem in der Türkei (74 Prozent) und Ungarn (76 Prozent) herrscht diese Meinung vor. Auch in den USA stimmen etwa sechs von zehn (58 Prozent) Befragten zu. In Deutschland (45 Prozent), Japan (38 Prozent) und Schweden (17 Prozent) ist die Zustimmung am geringsten.

Auch wird sich weltweit um den Einfluss gesorgt, den Immigranten auf soziale Leistungen (39 Prozent) und Arbeitsplätze (35 Prozent) haben. Vor allem in der Türkei (62 Prozent), aber auch in den USA (43 Prozent) und Italien (40 Prozent) wird der Aussage zugestimmt, Einwanderer nähmen den Einheimischen die Jobs weg. In Deutschland sehen das dagegen nur 22 Prozent so.

Populistische Ansichten

Einige populistische Ansichten finden Anklang bei den Befragten weltweit.  Vor allem einer Partei oder einem Politiker, der sich für die gewöhnlichen Menschen einsetzt und gegen die Eliten agiert, würden sechs von zehn Wählern in 23 Ländern eher ihre Stimme geben. In Deutschland ist es knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten.