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Iiiih, rot! Das war die Reaktion der Börse auf die neuste Quartalsprognose von Zalando. Der Berliner Modeversender stellte gestern in seinem vorläufigen Quartalsbericht einen Konzernverlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 18 bis 32 Millionen Euro in Aussicht. Im Vorjahr hatte Zalando zwischen Juli und September unterm Strich noch einen Überschuss von 4 Millionen Euro erzielt.
Dafür konnten die Berliner Börsenüberflieger aus dem Samwer-Imperium in der Umsatzentwicklung überzeugen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zogen die Erlöse um 41 bis 43 Prozent auf bis zu 717 Millionen Euro an. „Unser Ergebnis im dritten Quartal deckt sich mit unserer Strategie, in langfristiges Wachstum zu investieren“, erklärte Konzernchef Rubin Ritter. „Unser Ziel ist weiterhin profitables Wachstum – aber wir sind gewillt, kurzfristige Einbußen bei der Profitabilität in Kauf zu nehmen, um Wachstum zu beschleunigen und Marktanteile zu gewinnen.“
Aktie trotz Kurssturz weiter 35 Prozent über Ausgabekurs
Anleger teilten die Bereitschaft nicht: Die seit dem IPO vor einem Jahr so gut gelaufene Aktie kam zum Handelsstart unter den Hammer – um 14 Prozent brach das Papier des MDax-Mitglieds ein, ehe Schnäppchenjäger auf den Plan traten und die Verluste auf 6 Prozent begrenzten.
Auf Basis des gestrigen Schlusskurses von knapp 29 Euro notiert die Zalando-Aktie immer noch stolze 35 Prozent über dem Startniveau vom 1. Oktober vergangenen Jahres, als Zeichner die Anteilsscheine zu 21,50 Euro ins Depot gebucht bekommen hatten.
Analysten bleiben optimistisch
Maßgeblichen Anteil an der Schadensbegrenzung hatten positive Analystenkommentare nach der Bilanzvorlage. Banken sehen für das neue Mitglied im Nebenwerte-Index unterdessen weiteres Aufwärtspotenzial. „Wir bleiben für Zalando positiv gestimmt“, erklärten etwa die Analysten von Jefferies, die die Berliner weiter als „Kauf“ einstufen.
Der gleichen Meinung sind die Analysten der Commerzbank, die Zalando ebenfalls als Kauf einstufen und als Zielmarke Kurse von 40 Euro nennen, was nochmals einem Kursaufschlag von 38 Prozent entsprechen würde. „Das Umsatzwachstum lag deutlich über den Erwartungen“, überwog für die Analysten des Frankfurter Geldhauses die positiven Aspekte der Quartalsprognose. So sehen es auch die Branchenkollegen von Baader Helvea: „Das überraschend starke Umsatzmomentum kompensiert aus unserer Sicht den geringeren Gewinn.“
Mit der positiven Kursentwicklung an den Aktienmärkten steht die Samwer-Beteiligung Zalando in krassem Kontrast zum Konglomerat der Berliner Seriengründer: Rocket Internet, das ebenfalls im vergangenen Oktober nur eine Woche nach Zalando an der Börse debütierte, notiert trotz eines kräftigen Kurssprungs in den vergangenen Wochen aktuell bei 31 Euro mehr als 25 Prozent unter dem Ausgabekurs – und ist damit inzwischen deutlich weniger wert als Zalando.