Damit widerlegt der Verfasser Gregor Rodehüser die Forschungshypothese, wonach Journalisten Wirtschaftsmeldungen nach eigener Betroffenheit gewichten. „Anfangs schien es, als sei Rezession ein Modewort, das Journalisten gerne verwenden, wenn es auch im persönlichen Umfeld kriselt: der arbeitslose Rentner, der geschlossene Laden um die Ecke, Entlassungen im eigenen Verlag,“ erklärt Rodehüser seine Einstellung zu Beginn der Studie.
Bei seiner Arbeit musste Rodehüser jedoch feststellen, dass die Häufigkeiten der Rezessions-Berichterstattung stark mit den wirtschaftlichen Eckdaten korrelieren. In der ersten Phase der Untersuchung untersuchte der Soziologe rund 600 Ausgaben des „Spiegel“ auf die Erwähnung von Rezession. Er verglich die Häufigkeitsverteilungen von zwölf Jahrgängen mit allgemeinen Wirtschaftsdaten und setzte sie mit der Wirtschaftslage der Verlage in Verbindung.
Soziologisch beruht die Arbeit auf dem Ansatz des Agenda-Setting. Danach bestimmen unbewusste Wahrnehmungen und kognitive Schemata die Einschätzung von Sachverhalten als wichtig. Medienberichte, die die Wirtschaftslage verzerren, sind demnach weniger manipulativ, als das ungefilterte Wirklichkeitsempfinden ökonomischer Laien.