Vertrauen: Datenschutz als Wettbewerbsvorteil

Unternehmen müssen aufhören, Datenschutzprogramme als Projekte zu behandeln, die nicht auf das Ergebnis einzahlen. Denn: Robuste Praktiken sorgen für höhere Umsätze und sind ein Konkurrenzvorteil.
Datenschutz
Der verantwortungsvolle Umgang mit Daten kann für Unternehmen zum Umsatztreiber werden. (© Unsplash/alexander Sinn)

Wer Daten teilt, mag zwar kurzfristig Umsatz generieren, verliert aber langfristig an Vertrauen. Der lasche Umgang mit Daten kann für Unternehmen verheerende Folgen haben. Andersherum können Unternehmen mit einem sorgsamen Datenschutz das Vertrauen der Kunden erheblich steigern und sich so Umsätze sichern.

Digitales Vertrauen, also das Vertrauen der Verbraucher, dass Unternehmen sich für Datensicherheit und ethische Online-Praktiken einsetzen, spielt eine immer stärkere Schlüsselrolle für Kunden. 79 Prozent der US-Amerikaner zweifeln beispielsweise daran, dass Unternehmen ehrlich angeben, wie persönliche Informationen genutzt werden. Anstatt Investition in Datenschutzprogramme als ein Projekt zu behandeln, das nicht auf das Endergebnis einzahlt, tun Unternehmen gut daran, robuste Datenschutzpraktiken als „value add“ zu betrachten, der das digitale Vertrauen erhöht und Unternehmen von Wettbewerbern unterscheidet.

Die neue Macht der Verbraucher

Im vergangenen Jahr wurde die Verbrauchermacht gerade in den USA sehr deutlich. Indem sie sich gegen Rassenungerechtigkeit, Geschlechtsdiskriminierung oder Homophobie aussprachen, haben amerikanische Verbraucher 2020 bewiesen, dass sie Unternehmen unterstützen, die soziale Gerechtigkeit fördern und diejenigen abstrafen, die dies nicht tun. Datenschutz ist aktuell zwar kein „trending topic“ in den sozialen Medien. Aber sowohl die Regulierungsbehörden als auch die Verbraucherumfragen belegen, dass Datenschutz in den nächsten zehn Jahren den Konsum maßgeblich bestimmen wird. Damit zeigt die USA bereits die Richtung, in die es für alle Unternehmen gehen sollte.

California Privacy Rights Act als Grundlage

Ob Blue Jeans, Fusion Food oder Hollywood-Hashtags – die meisten Trends der USA entstehen in Kalifornien. Als Zentrum der amerikanischen Tech-Industrie prägt Kalifornien auch die Entwicklung der Datenschutzbestimmungen des Landes. Und es sind die Verbraucher – nicht die Tech-Giganten oder Politiker – die die Richtung vorgeben. Mit der Abstimmung über den California Privacy Rights Act (CPRA) von 2020 haben die Einwohner dazu beigetragen, die Datenschutzbestimmungen stärker mit der DSGVO der EU in Einklang zu bringen. Da es den USA an einem umfassenden Bundesdatenschutzrahmen fehlt, sind diese Vorschriften auf staatlicher Ebene ein wertvolles Modell für den Schutz personenbezogener Daten.

Obwohl CPRA nur für Unternehmen gilt, die personenbezogene Daten von Einwohnern Kaliforniens sammeln, wird CPRA bewährte Branchenpraktiken definieren. Dazu gehören Beschränkungen, wie sensible personenbezogene Daten gesammelt und verwendet werden können. Zudem haben Verbraucher mehr Möglichkeiten, um die Weitergabe, den Verkauf oder die Verwendung Ihrer Daten in automatisierten Entscheidungsprozessen zu deaktivieren. Unternehmen werden viel stärker zur Verantwortung gezogen.

Datenschutz als Wettbewerbsvorteil

Die schnelle Anpassung zahlt sich aus. 97 Prozent aller amerikanischen Firmen, die einen Bericht über die Entwicklung von Datenschutzrichtlinien bereits proaktiv veröffentlichen, gaben an, einen Wettbewerbsvorteil verzeichnen zu können. Über 70 Prozent der Unternehmen nannten eine verbesserte betriebliche Effizienz, Agilität und Innovation als zusätzliche Vorteile.

Fragen zur IT- und Datensicherheit

Um sowohl den Verbrauchertrends als auch den regulatorischen Änderungen einen Schritt voraus zu sein, sollten Unternehmen in den USA und Europa zunächst sicherstellen, dass sie wissen, was sie tun. Konkret bedeutet das, dass alle Mitarbeiter Fragen zur IT- und Datensicherheit beantworten können.

  • Welche Art von Daten wird über Kunden gesammelt?
  • Wohin gehen ihre Daten?
  • Wenn Sie ein neues Tool ausführen, hat es Zugriff auf persönliche Informationen?

All dies sind keine Fragen für die IT-Abteilung, sondern Fragen für alle Mitarbeiter, die mit den Kunden interagieren. Nicht alle Mitarbeiter müssen Systemadministrator sein, sie müssen aber verstehen, wie die einzelnen Teile der Datenschutzpraktiken interagieren. Für Führungskräfte gilt: Wer die Grundlagen versteht, kann die Datenschutzrichtlinien sowohl im Hinblick auf den Kundenservice als auch auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften verwalten. Jedes Team sollte im Kunden- und Umsatzinteresse wissen, wie Datenschutz in den einzelnen Geschäftsbetrieb, zu den Produkten und der gesamten Organisationskultur passt.

Datenschutz ist aus Marketingsicht gut zu kommunizieren

Transparente und aktualisierte Datenschutzerklärungen sind für kleine Unternehmen, schnell wachsende Start-ups oder etablierte Organisation gleichermaßen wichtig. Proaktive Implementierung von Best-Practice-Datenschutzrichtlinien sind ein kluger und umsatzbringender Schritt, der aus Marketingsicht gut zu kommunizieren ist. Proaktive Datenrichtlinien helfen nicht nur, peinliche Hacks und kostspielige Bußgelder zu vermeiden, sondern sie helfen auch, starke Beziehungen zu Partnern und Regulierungsbehörden aufzubauen.

Am wichtigsten ist, dass die neue Art der Nutzung von Daten, die über Compliance hinausgeht, Vertrauen zu den Kunden schafft. Denn Vertrauen, so belegen es alle Verbraucherumfragen, ist der wichtigste Faktor bei Kaufentscheidungen.