Die Verbraucher in Deutschland kaufen nach dem Abklingen des ersten Corona-Schocks wieder mehr im Internet. Insgesamt lagen die Umsätze im E-Commerce im April mit 6,8 Milliarden Euro um knapp 18 Prozent über dem Vorjahresniveau, wie der Branchenverband bevh in dieser Woche mitteilte. Damit hat sich der Online-Handel rasant vom Pandemie-Schock erholt. Noch im März hatte die Corona-Krise auch bei den Online-Händlern die Nachfrage um gut 18 Prozent einbrechen lassen.
Ob der Onlinehandel nur kurzfristig vom Lockdown profitiert hat oder ob er auch nach Wiedereröffnung der meisten stationären Geschäfte weiter zulegen kann, bleibt abzuwarten. Erste Anhaltpunkte, welche nachhaltigen Auswirkungen die Corona-Pandemie auf das Kauf- und Konsumverhalten hat, soll eine Verbraucherbefragung im Rahmen unseres Corona-Konsumbarometers. Dazu haben wir uns Unterstützung vom Marketinglehrstuhl von Andreas Fürst an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und dem Deutschen Marketing Excellence Netzwerk e.V. (mex-netzwerk.de) geholt.
Zur Studie: Die wissenschaftlich fundierte, bevölkerungsrepräsentative Erhebung, für die in der zweiten Befragungswelle 1022 Personen befragt werden, soll im Zeitverlauf zeigen, wie sich Konsumlaune und Kaufverhalten verändern. Die Untersuchung ist auf den kompletten Zeitraum der Corona-Krise angelegt, die Ergebnisse fassen wir jeden Monat für Sie zusammen.
Hier die Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle Ende April:
Die zweite Welle der Befragungen ergab einen weiteren Anstieg von Online-Einkäufen: Knapp ein Drittel kauft mittlerweile häufiger im Internet ein als vor der Corona-Krise. Weiterhin sind dies überwiegend jüngere Konsumenten und nun auch Personen, die im Umkreis einer Stadt wohnen.
Beim Blick auf das Einkaufsverhalten fällt auf, dass Nahrungsmittel wie Nudeln, Reis und Konservendosen zwar weiterhin stärker nachgefragt sind als vor der Corona-Krise, allerdings wurden sie in ihrer Beliebtheit mittlerweile von Desinfektionsmitteln und Hygieneartikeln überholt.
Backzutaten und Toilettenpapier erleben nach dem Rückgang im Vormonat eine kleine Renaissance. Dahinter könnten Nachholeffekte stehen, da diese Waren im Vormonat vielfach ausverkauft waren. Im Gegensatz zu diesen Verbrauchsgütern werden Gebrauchsgüter wie Kleidung, Sportartikel oder Unterhaltungselektronik nach wie vor deutlich weniger gekauft als vor der Corona-Krise.
Generell hat die Beunruhigung aufgrund der Corona-Krise im Vergleich zum Vormonat abgenommen. War im Vormonat noch die Hälfte stark oder sehr stark beunruhigt, ist es nun nur noch ein Drittel. Jeder fünfte Befragte ist aktuell gar nicht oder kaum beunruhigt.
Etwas überrascht zeigen sich die Studienmacher davon, dass aich die Sorge um Einkommensverluste generell abgenommen hat. „Dies ist die Wahrnehmung, das muss nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmen“, sagt Marketingprofessor Fürst. Möglicherweise sei die Sorge im Vormonat einfach übermäßig groß gewesen.
Insbesondere Selbständige befürchten allerdings weiterhin deutliche Einkommensverluste. Zudem sind die Befürchtungen auch je nach Branche weiterhin unterschiedlich stark ausgeprägt. Besonders stark sind die Befürchtungen in den Bereichen Tourismus und Gastgewerbe, die am stärksten und längsten vom Lockdown betroffen sind.
Bei der Abwägung zwischen Gesundheit und Wirtschaft gibt es im Vergleich zum Vormonat eine Verschiebung weg vom Fokus auf gesundheitliche Aspekte hin zu einer Balance. Die Zahl der Befragten, die wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund sehen möchten, bleibt konstant gering. Dabei handelt es sich den Studienmacher zufolge vor allem um Vertreter aus stark wirtschaftlich betroffenen Branchen wie Tourismus, Gastgewerbe und Fahrzeug- und Maschinenbau sowie um Führungskräfte.
Während der Konsum in den Fußgängerzonen erst allmählich wieder in Gang kommt, erfreuen sich Aktivitäten wie Filme und Serien anschauen, kochen und backen sowie Sport treiben weiter zunehmender Beliebtheit.
All diesen Beschäftigungen gehen die befragten Verbraucher häufiger nach als vor der Krise. Es bleibt abzuwarten, ob und wie lange sich diese Entwicklung fortsetzt, wenn es wieder mehr Alternativen gibt.