An die Fähigkeiten ihrer Top-Manager glauben 22 Prozent der 6.500 für die Studie weltweit befragten Menschen und nur 16 Prozent der 500 deutschen Teilnehmer. Aufhorchen lässt nach Ansicht der Kommunikationsexperten von Ketchum, dass mehr als 50 Prozent der Befragten in Deutschland der Meinung sind, Frauen in Führungspositionen kämen mit Veränderungen und zukünftigen Herausforderungen besser klar als ihre männlichen Kollegen. Der Politik stellen die Befragten weiterhin ein schlechtes Zeugnis aus: Nur fünf Prozent der Deutschen haben den Eindruck, dass sie für ihr Handeln auch Verantwortung übernehmen.
Die große Mehrheit vermisst Führungsqualitäten
Im Vergleich zum Vorjahr zeigt der jährliche Ketchum Leadership Communication Monitor eine weitere Erosion bei der Bewertung der Führungsqualitäten von Top-Managern und Politikern: Nur 16 Prozent der Deutschen haben das Gefühl, dass Führungskräfte wirklich Führungsqualitäten besitzen. Sie sind damit im weltweiten Vergleich besonders kritisch: Hier glauben immerhin noch 22 Prozent an die besonderen Führungsqualitäten der Chefs. Auch bei der Effektivität sind die Werte gefallen: Nachdem 2013 immerhin noch 29 Prozent der Deutschen der Meinung waren, Führungskräfte arbeiten effektiv, sind es heute gerade einmal 19 Prozent.
„Besonders skeptisch sind die Deutschen, wenn es um die nahe Zukunft geht“, erläutert Dirk Popp, CEO von Ketchum Pleon. Seinen Informationen zufolge gehen nur elf Prozent aller Befragten davon aus, dass die Top-Führungskräfte ihre Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten gut managen werden. „Ein weltweiter Minusrekord“, sagt Popp. Großes Vertrauen werde hingegen den Führungsqualitäten von Frauen entgegengebracht: „Hier glauben immerhin 58 Prozent der Deutschen, dass Frauen besser als ihre männlichen Kollegen mit den Veränderungen und Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren zurechtkommen. Sie liegen mit dieser positiven Einschätzung um zwölf Prozentpunkte über dem weltweiten Durchschnitt.“
Frauen haben männliche Topmanager-Kollegen abgehängt
Zudem haben Frauen in Führungspositionen nach Ansicht aller weltweit Befragten die männlichen Topmanager in wichtigen Management-Eigenschaften abgehängt. Vor allem beim Eingestehen von Fehlern (66 Prozent versus 34 Prozent), offener, transparenter Kommunikation (62 Prozent versus 38 Prozent) und vorbildlicher Führung (57 Prozent versus 43 Prozent) sind die Frauen offensichtlich besser. Ähnliche Werte ergeben sich auch für Deutschland. Allerdings werden ihre männlichen Kollegen in Deutschland insgesamt als durchsetzungsstärker und visionärer wahrgenommen.
Was die Befragten von einer guten Führungskraft grundsätzlich erwarten, zeigt das Ranking der wichtigsten Eigenschaften. Mit jeweils 64 und 60 Prozent wurden „mit gutem Beispiel vorangehen“ beziehungsweise eine „offene und transparente Kommunikation“ als Schlüsselfaktoren für einen guten Führungsstil genannt. Darauf folgen „Fehler zugeben“ und das selbstbewusste und ruhige Umgehen mit schwierigen Situationen und Krisen. In diesem Ranking schließen sich die Deutschen in etwa der weltweiten Meinung an.
Große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Effektives Kommunizieren ist sehr wichtig für eine gute Führungskraft – diese Meinung vertreten 74 Prozent der Deutschen. 36 Prozent sagen sogar, es ist extrem wichtig. Allerdings haben nur 27 Prozent der Befragten hierzulande (29 Prozent weltweit) das Gefühl, dass Führungskräfte das effektive Kommunizieren auch beherrschen. Zu den effektivsten Kommunikatoren zählen Top-Manager aus der Wirtschaft mit 28 Prozent (vor zwei Jahren noch 35 Prozent), und Führungskräfte aus Non-Profit-Organisationen mit 30 Prozent der Stimmen.
Generell haben auch die Politiker weiterhin mit Vertrauensverlust zu kämpfen: 46 der Deutschen haben weniger Vertrauen in Politiker als in Wirtschaftsführer und nur 20 Prozent (weltweit 23 Prozent) sind der Meinung, dass ihre Führung auf eindeutig definierten Werten beruht.
Durchgeführt wurde die Umfrage im Januar 2014 in den Ländern Deutschland, USA, Kanada, Frankreich, Spanien, China, Indien, Brasilien, Singapur, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten. (Ketchum/asc)