Ein weiterer Abbau des Markenwettbewerbs sei kein effizientes gesundheitspolitisches Mittel zur Verhinderung von schädlichem Alkoholkonsum. Stattdessen sollten die behördlichen und institutionellen Aktivitäten gestrafft und mit der Präventionsarbeit der Wirtschaft insbesondere Richtung Eltern und gefährdeter Jugendliche koordiniert werden. Nach Analyse der deutschen Zeitungen und Zeitschriften wären Verbote und Beschränkungen der Markenwerbung der Alkoholindustrie nicht nur gesundheitspolitisch ungeeignet, sondern sogar kontraproduktiv. Weitere Werbebeschränkungen würden die Finanzierungsgrundlage der freien Presse in Deutschland weiter einschnüren. Dieser Effekt schädige die unverzichtbare Funktion der Presse bei Information und Aufklärung über Alkohol in der Bevölkerung, so der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.
Auch der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) verweist in seinem Positionspapier auf die redaktionellen Leistungen der Sender durch regelmäßige Berichte über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs. Werbeverbote wären dagegen eine ernste Gefahr für die Finanzierung der Sender und damit für die verfassungsrechtlich garantierte Rundfunkfreiheit. Werbung für alkoholische Produkte sei bereits durch zahlreiche Gesetze und selbstdisziplinäre Bestimmungen in Deutschland und auf EU-Ebene umfassend geregelt und ausreichend eingegrenzt. „Die Bundesregierung hält diesen Mix aus gesetzlichen Beschränkungen und freiwilliger Selbstverpflichtung durch den Deutschen Werberat für ausreichend“, zitiert der VPRT die Große Koalition aus einer Antwort im Bundestag.
Auch der Fachverband Sponsoring (FASPO) warnt vor den wirtschaftlichen Folgen der empfohlenen Verbotspolitik. Insbesondere kleinere Kultur- und Sportveranstaltungen würden durch Werbebeschränkungen und Abbau von Sponsoring in ihrer Existenz gefährdet. Eine Modellrechnung auf der Grundlage der Befragung von Kultur- und Sportveranstaltern habe einen drohenden Verlust rund 600 Millionen Euro ergeben, sollten die Kommunikationsverbote im Sektor alkoholische Getränke Realität werden.
Die Dachorganisation Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) weist widerspricht auch dem Zusammenhang zwischen kommerzieller Kommunikation und Gesamtkonsum und dem Missbrauch oder riskanten Konsum alkoholhaltiger Getränke. Als Folge des seit Jahren in Deutschland sinkenden Alkoholkonsums steige der Wettbewerb um Marktanteile . „Diese Scherenbewegung von weniger Alkohol und mehr Werbung lässt sich an Zahlen ablesen: Der Gesamtverbrauch verringerte sich von 1990 (=100) bis 2007 auf den Indexwert von 81 Punkten, verlor also 19 Punkte. Die Investitionen in Werbung steigen in diesem Zeitraum dagegen auf 156 Punkte“. Zudem belegten Erfahrungen aus dem Ausland, zum Beispiel aus Skandinavien oder Frankreich, dass trotz massiver Werbebeschränkungen der Gesamtalkoholkonsum und auch der missbräuchliche Umgang mit Alkohol konstant bleibt oder sogar steigt.