Als Donald Trump im Jahr 2016 zum ersten Mal zum US-Präsidenten gewählt wurde, war die Verunsicherung in der Tech-Branche groß. Apple, Amazon und Co. befürchteten neue Importzölle, weniger Zuwanderung von Fachkräften und kartellrechtliche Schikanen. Die Aktienkurse vieler Tech-Firmen brachen unmittelbar nach der Wahl ein. Doch es ging glimpflich aus, die Wirtschaft florierte und Big Tech wurde noch mächtiger. Entsprechend war die Tech-Branche für diese 2024er US-Wahl optimistischer – und vor allem besser vorbereitet.
Amazon-Chef Jeff Bezos beglückwünschte Trump öffentlichkeitswirksam auf X für dessen „außergewöhnliches politisches Comeback“. Bezos gehört unter anderem die liberale Tageszeitung „Washington Post” und das an Staatsaufträgen interessierte Raumfahrtunternehmen Blue Origin. Auch Mark Zuckerberg (Meta), Tim Cook (Apple), Sam Altman (OpenAI) und andere Tech-Milliardäre gratulieren öffentlich. Tesla-Chef Elon Musk unterstützte Trump im Wahlkampf sogar persönlich, spendete Millionen Dollar und darf sich nun über einen Behördenposten freuen, mit dem er Regierungsausgaben kontrollieren darf. Die Tesla-Aktie hob nach der Trump-Wahl ab, und legte innerhalb weniger Tage um bis zu 40 Prozent zu. Wow. Was für ein Rausch.
USA: Gute Aussichten für Big Tech
Marktbeobachter*innen gehen davon aus, dass die kurzzeitige Euphorie für Big-Tech-Firmen sogar in dauerhaft gute Laune münden könnte. Seit Trump auf X öffentlich seine Unterstützung für eine Initiative bekundete, die „Amerika zur Krypto-Hauptstadt des Planeten“ machen will, jagt der Bitcoin von einem Höchststand zum nächsten. Fintech-Firmen, Handelsplätze für Kryptowährungen, Payment-Anbieter und Computer-Chip-Hersteller dürfen sich die Hände reiben: Solche Tump-Äußerungen befeuern ihr Business. Nach Einschätzung der Juniper Research Analystin Lorien Carter konzentriert sich Trumps Haltung zur Finanzregulierung darauf, den Einfluss der Regulierungsbehörden einzuschränken und so die Compliance-Belastung für Finanzinstitute und Fintechs zu verringern.
Auch KI-Firmen dürfen sich in den USA auf unbeschwerte Zeiten freuen. Laut TechCrunch werden die Auswirkungen der US-Wahl vor allem in der KI-Branche deutlich zu spüren sein. Wie das Portal berichtet, gehen Experten momentan nicht davon aus, dass das Weiße Haus in den nächsten vier Jahren umfassende KI-Regulierungen vornehmen wird. Nicht auszuschließen scheint hingegen, dass Trump sein Wahlversprechen erfüllt und die KI-Schutzmaßnahmen von Präsident Joe Biden zurücknimmt. Gute Zeiten für Big Tech und ihre KI-Projekte.
Zum Glück ist Europa nicht die USA und verfolgt seine eigene Politik. Der AI Act der Europäischen Union ist ein wichtiger Meilenstein, um die Bevölkerung vor unkontrollierbaren Gefahren und Missbrauch von KI zu schützen. Mit dem Digital Markets Act (DMA) gibt die EU für Big Tech in Europa klare Regeln vor. Dies kam bereits Google zu spüren und muss wegen Missbrauch seiner Marktmacht eine Geldbuße in Höhe von 2,4 Milliarden Euro zahlen. Und erst in der vergangenen Woche wurde Meta wegen eines Kartellrechtsverstoßes von der EU-Kommission zu einer Strafe von knapp 800 Millionen Euro verurteilt.
Dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack: Während die USA voller Begeisterung unkontrolliert technologisch vorpreschen, sind wir Europäer weiter damit beschäftigt, die negativen Folgen auf unserem Kontinent einzudämmen. Den Technologievorsprung aufzuholen, wird immer schwieriger. Die Geldbußen der Tech-Giganten nicht im allgemeinen EU-Haushalt versickern zu lassen, sondern in europäische Innovationsprojekte zu investieren, wäre ein Anfang.
Schon gehört?
Die KI-Antwortmaschine Perplexity experimentiert mit Werbung. Neben einer Antwort des KI-Chatbots werden gesponserte Folgefragen und bezahlte Anzeigen platziert. Die Werbeaktivitäten finden zunächst nur in den USA statt.
Hierzulande ticken die Uhren mitunter noch langsamer: Aldi Süd hat seine Werbestrategie korrigiert und verteilt wieder Handzettel. Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, hatte Aldi Süd in einem Test in einigen Regionen auf die Papierhandzettel verzichtet und eine digitale Alternative angeboten. Das kam offensichtlich nicht so gut an, jetzt kehrt man zum altbewährten Papierprospekt zurück.
Deutlich innovativer zeigt sich die Automobilbranche. Die Agenturen PHD Germany und PIA Media haben für die Automarke CUPRA eine Marketing-Tech-Lösung entwickelt, die Cupra-Interessierte via Google und Social Ads genau mit jenen Händlern zusammenbringt, die ihr Wunschfahrzeug tatsächlich vorrätig haben. Beim „Effie Germany 2024“ gab es dafür die Gold-Trophäe in der Kategorie Marketing Data & Technology. Die Mechanik setzt auf Daten und Technologie: Zum einen wurden im Meta-Netzwerk Anzeigen auf die Interessen der Nutzer*innen ausgerichtet, um passende Modelle aus dem Lagerbestand zu bewerben. Zum anderen spielte man via Google gezielte Kampagnen für ausgewählte Modelle aus. Google identifizierte dafür passende Nutzer*innen und lieferte die jeweils beste Kombination aus Bild und Text aus. Fazit: Die Lücke zwischen beworbenen und verfügbaren Modellen bei den Händlern konnte geschlossen werden. Die Angebotsanfragen stiegen um 94 Prozent, die Kosten sanken 95 Prozent. Die Lösung wurde mit 200 Händlern pilotiert und ist nun für alle CUPRA-Händler verfügbar.
Übrigens – kennen Sie das? Einerseits ist Ihnen die Bedeutung von Content Marketing bewusst, andererseits ist Ihr Budget sehr begrenzt? Und die KI Ihres Vertrauens hilft nicht wirklich weiter, denn sie fantasiert gern und formuliert nichtssagende Sätze mit blumigen Worten? Dann sollten Sie bei Forbes vorbeischauen. Dort finden Sie fünf Content-Strategien für den schmalen Budget-Topf.
In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!