Nach mehr als 60 Verhandlungstagen während 15 Monaten und zweieinhalb Jahren Untersuchungshaft für Aleksander Ruzicka, steigt nun offenbar der Druck auf die Justizbehörden, den Prozess zu einem schnellen Ende zu bringen. Am 15.Januar 2008 wurde die Hauptverhandlung gegen Aleksander Ruzicka und David Linn wegen Untreue im Ausmaß von 51,2 Millionen Euro eröffnet. Die Anklage wurde im Juli 2007 vorgelegt. Die zugrundeliegende Strafanzeige stammt vom 5. Juli 2005. Die 6.Strafkammer am Landgericht Wiesbaden ließ sich nicht darauf ein, weitere Zeugen zu hören und Beweismittel beizuziehen. Offenbar ist die Meinungsbildung bereits abgeschlossen. Aleksander Ruzicka hätte mehr als ein Jahr lang Gelegenheit gehabt, Beweise zu benennen und diese vorzutragen.
Einzig ein Beweisantrag über die Rolle des German Executive Boards (GEB) von Aegis Media wurde noch nicht entschieden. Aegis Media CEO Andreas Bölte hatte in seiner Zeugenaussage behauptet, dass das GEB keine Entscheidungsbefugnisse sondern lediglich informellen Charakter haben würde. Die Aufklärung, wer wann wovon wusste, ist demnach noch nicht abgeschlossen. Ebenso die Frage, ob Freispots im selben Ausmaß hätten kapitalisiert werden können, wenn die Vorgänge mit Emerson FF nicht durchgeführt worden wären.
Am nächsten Verhandlungstag, am 23.März, wird aller Voraussicht nach die Beweisaufnahme abgeschlossen. Neben prozessualen Erklärungen ist am selben Tag bereits mit dem Plädoyer von Staatsanwalt Wolf Jördens zu rechnen. Eine Woche später, am 30.März, könnte Ruzickas Verteidiger Marcus Traut sein Plädoyer halten. Wie aus Justizkreisen verlautet, spricht viel für eine Urteilsverkündung am darauffolgenden Montag, dem 6.April.
Damit könnte der Ruzicka-Prozess noch vor Ostern mit einem Urteil in der Karwoche beendet werden. Erst danach soll die Hauptverhandlung gegen den ehemaligen Geschäftsführer von Carat, Heinrich Kernebeck, angesetzt werden. Auch über mögliche Anklagen gegen 25 weitere Beschuldigte in demselben Komplex wird erst nach einem Urteil gegen Aleksander Ruzicka und David Linn entschieden.
mz