Nur jeder zweite Beschäftigte in Deutschland weiß, für welche Werte sein Unternehmen steht. Zwar schreiben Firmenchefs sich gern Schlagwörter wie Kundenorientierung, Fairness, Bescheidenheit oder Pflichterfüllung auf die Fahnen. Aber 50 Prozent der Mitarbeiter und leitenden Angestellten wissen und merken davon nichts. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Leadership im Topmanagement deutscher Unternehmen“, für die Rochus Mummert Mitarbeiter und Führungskräfte großer und mittelständischer Firmen befragt hat.
Werte sind oft nur PR-Floskeln
„Deutschlands Manager haben offenbar nicht verstanden, dass Werte nicht nur hübsche Floskeln sein sollten, die irgendwo auf der Homepage nachzulesen sind“, sagt Dr. Hans Schlipat, Managing Partner der Rochus-Mummert-Gruppe. Tatsächlich kommen diese Unternehmenswerte meist von der Stange, von einer PR- oder Werbeagentur, die sie dutzendfach an ihre Kunden verkauft. Sie sind daher häufig nicht spezifisch auf das Unternehmen zugeschnitten und treffen nicht die Erwartungen und Bedürfnisse von Mitarbeitern und Geschäftspartnern. „Der Sinn gemeinsamer Grundsätze ist, dass Führungskräfte und Mitarbeiter auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Nur so kann ein Unternehmen erfolgreich sein“, ergänzt Studienleiter Dr. Peter Euringer.
Pikantes Detail: Ausnahmslos alle befragten Topmanager sagen, ihr Betrieb habe Leitbilder definiert, die den Beschäftigten bekannt seien. Im krassen Gegensatz dazu steht, dass nur 53 Prozent der leitenden Angestellten und 47 Prozent der Mitarbeiter dem zustimmen. Zudem finden nur 17 Prozent der Befragten, ihre Chefs würden die selbst definierten Grundsätze auch vorleben. „Werte sind die Basis für das gemeinsame Handeln“, sagt Hans Schlipat. „Führungskräfte müssen ihre Mitarbeiter dafür begeistern und mit gutem Beispiel vorangehen.“
Wertekataloge können sich lohnen
Dies lohnt sich, wie die Studie weiter zeigt. Denn zwischen Wertekultur und Erfolg besteht ein Zusammenhang. In Unternehmen mit weit überdurchschnittlichem Wachstum sagen 71 Prozent, dass Werte vereinbart wurden, die auch intern bekannt sind. In Unternehmen mit unterdurchschnittlichem oder weit unterdurchschnittlichem Wachstum stimmen insgesamt nur 17 Prozent der Mitarbeiter der gleichen Aussage zu. Eine Wertekultur trägt auch zu mehr Zufriedenheit bei: 70 Prozent der Befragten, die sehr zufrieden an ihrem Arbeitsplatz sind, kennen auch die Leitbilder, für die ihr Unternehmen steht.
Die Wertekultur ist einer der Erfolgsfaktoren, die im so genannten 8K-Modell beschrieben sind, auf dem die Studie basiert. Das Modell nennt acht Kräfte, die Rochus Mummert als Erfolgsfaktoren globaler Unternehmensführung identifiziert hat: Vertrauen, Verantwortung, Kreativität, Werte, Glaubwürdigkeit, Konsequenz, Kommunikation und Mut. „Gemeinsame Werte tragen dazu bei, dass alle an einem Strang ziehen – sofern die Geschäftsleitung sie glaubwürdig verkörpert“, sagt Studienleiter Peter Euringer. „Das führt nicht nur dazu, dass sich Mitarbeiter besser mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können. Es wirkt auch überzeugender auf Kunden und Geschäftspartner.“ (ak)
Die Ergebnisse der Studie: http://rochusmummert.com/