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Kann Snapchat seinen Hype monetisieren? Das ist die Multimilliarden-Dollar-Frage, die der jüngste Milliardär der Welt, Snapchat-Gründer Evan Spiegel, in den kommenden Jahren beantworten muss, wenn es den Schnipsel-Story-Dienst an die Börse zieht. Am Sekundärmarkt genießt das kaum fünf Jahre alte Start-up unterdessen bereits eine höhere Bewertung als der fünf Jahre früher gegründete Kurznachrichten-Dienst Twitter, der an der Wall Street nach crashartigen Verlusten in den letzten Monaten nur noch mit 13 Milliarden Dollar bewertet wird.
Snapchat dagegen erholte sich von einem Bewertungsabschlag im vierten Quartal und wird nach einer neuen Finanzierungsrunde, die das Wall Street Journal in der vergangenen Woche publik machte, wieder mit 16 Milliarden Dollar bewertet.
Erlösexplosion um den Faktor sechs oder sieben erwartet
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Investoren bei der Monetarisierung in Zukunft auf eine explosionsartige Umsatzentwicklung wetten. Erlöste Snapchat im vergangenen Jahr gerade mal 50 Millionen Dollar, wurde für 2016 eine Vervierfachung der Umsätze erwartet. Doch die Geschäfte könnten in noch weitaus größerem Maße boomen, glaubt nicht zuletzt Snapchat selbst. Wie das gewöhnlich gut unterrichtete Techportal re/code berichtet, habe Snapchat bei der jüngsten Finanzierungsrunde eine Umsatzentwicklung von 300 bis 350 Millionen Dollar in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Das entspräche einer Erlösexplosion um den Faktor sechs oder gar sieben.
Discover, Live Stories, Kampagnen: Wie Snapchat Geld verdient
Geld verdient Snapchat wie Facebook und Twitter durch Online-Werbung. Werbungtreibende können etwa im Bereich ‚Discover‘, in dem Medien-Unternehmen wie BuzzFeed, CNN, MTV, Mashable oder Vice ihre eigenen Schnipsel-Geschichten anbieten, Anzeigen schalten, an denen Snapchat prozentual mitverdient. Eine anderen Erlösquelle sind die Live Stories, die von Werbungtreibenden gesponsert werden können. Auch die US-Wahl hat Evan Spiegel bereits Werbedollars in die Kassen gespült: Bernie Sanders, Herausforderer von Hillary Clinton bei der demokratischen Präsidentschaftskandidatennominierung, buchte bei den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire etwa eine neuntägige Snapchat-Kampagne.
Wie Facebook in jungen Jahren
Entsprechend werden angesichts der erwarteten Erlösexplosion in der US-Techpresse bereits Parallelen zum erfolgreichsten Social Network der Welt gezogen: „Snapchats Geldmaschine ähnelt der von Facebook in jungen Jahren“, findet etwa der Business Insider. Kann Spiegel seine Wachstumsstory ähnlich dynamisch fortschreiben, könnte die aktuelle Bewertung am Sekundärmarkt nur eine Zwischenstation zu ganz anderen Dimensionen beim IPO sein.