In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Verbraucherorganisation Foodwatch befürworteten 66 Prozent der Befragten Werbeverbote für ungesunde Kinder-Lebensmittel, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag berichtet. Foodwatch-Verbraucherschutzexpertin Luise Molling sagte dem RND, nicht nur Mediziner, Kinderrechts- und Verbraucherorganisationen, sondern auch eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger halte Werbebeschränkungen für unausweichlich, um Fehlernährung bei Kindern zu bekämpfen. Molling appellierte an die FDP, die Pläne von Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) mitzutragen.
Özdemir hatte Werbeverbote in „allen für Kinder relevanten Medien“ vorgeschlagen – und zwar nicht nur für reine Kindersendungen, sondern zunächst von 6 Uhr am Morgen bis in den späten Abend um 23 Uhr. Ende Juni hatte er den Entwurf präzisiert: Der Vorschlag sei nun, dass diese Werbeverbote werktags von 17 bis 22 Uhr gelten sollten, samstags zusätzlich von 8 bis 11 Uhr und sonntags von 8 bis 22 Uhr, sagte er.
Expertenanhörung nach der Sommerpause
Der Minister hält eine gesetzliche Regelung für notwendig, weil alle bisherigen freiwilligen Selbstverpflichtungen versagt hätten. Der Grünen-Politiker sieht sich durch die Umfrage bestärkt. „Unser Gesetzentwurf sollte zeitnah die nächsten Schritte gehen, um breit und unter Einbeziehung aller gesellschaftlich relevanten Akteure beraten werden zu können“, sagte Özdemir dem RND. Nach der Sommerpause müsse nun die Expertenanhörung eingeleitet werden.
Stichwort: Werbeverbote
Im Februar 2023 schlug Bundesminister Özdemir vor, Werbeverbote für ungesunde Kinder-Lebensmittel einzurichten. Branchenverbände aus Medien und Marketing kritisierten den Vorstoß heftig. In einer Umfrage der Agenturgruppe Pilot im März äußerten sich 61 Prozent der Verbraucher*innen zu Gunsten der Werbeverbote. Kürzlich jedoch stufte ein Rechtsgutachten im Auftrag des Lebensmittelverbands und des Zentralverbands der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) den bisherigen Entwurf als verfassungswidrig ein. Im Juni kündigte Özdemir an, die Werbeschranken enger fassen zu wollen.
tht/dpa