„Ich gönne mir in einer Phase, in der es für mich so großartig läuft, einen Moment innezuhalten, um losgelöst vom gewohnten Berufsalltag zu überlegen, wie ich persönlich meine nächsten 50 Lebensjahre gestalten möchte.“ Dies hat die derzeitige PR- und Marketing-Chefin der Deutschen Bahn, Antje Neubauer, gegenüber Horizont gesagt und damit ihren Abschied vom Unternehmen mitgeteilt. Demnach will die 48-Jährige im Spätsommer dieses Jahres ihren Posten abgeben und sich eine Auszeit von unbestimmter Länge nehmen.
Neubauer arbeitet seit zwölf Jahren bei der Deutschen Bahn. Sie war unter anderem als Senior Vice President Communications für die weltweite Kommunikation im Ressort DB Schenker tätig. Zwischen 2009 und 2016 verantwortete sie den Bereich PR & Interne Kommunikation im Konzern. Vor sechs Jahren zeigte sich Neubauer (damals noch Lüssenhop) wegen Titelmissbrauchs selbst an, nachdem sie 2003 eine Promotionsurkunde der Universität Hamburg angenommen hatte. Diese stammte jedoch nicht von der Hochschule, sondern von ihrem damaligen Promotionsberater.
Ihrer Karriere im Unternehmen schadete diese Episode nicht, im Januar 2017 stieg sie zur Chefin der Marketing- und PR-Abteilung auf. Diese Bereiche führte die Deutsche Bahn vor zwei Jahren strukturell zusammen. In dieser Rolle plante sie mit einem Team von rund 130 Kollegen etwa 150 Kampagnen im Jahr. Zuletzt erhielt die Werbekampagne mit Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg bundesweite Aufmerksamkeit. Vom PR-Report wurde Neubauer außerdem zur Kommunikatorin des Jahres 2018 gewählt.
Während Neubauers Schritt für die Branche eine Überraschung ist, war Kommunikationsleiter Oliver Schumacher darauf vorbereitet, wie er auf Anfrage der absatzwirtschaft erläutert: „Sie hat mich vertrauensvoll in ihre Überlegungen und in ihren Entscheidungsprozess vorher eingebunden. Ich zolle ihr den größten Respekt, weil ihre Entscheidung vor allem Mut fordert und in unserer Branche unüblich ist.“
Große Aufgaben bis zum Spätsommer
Wohin es sie nach ihrer Pause hinzieht, ist ebenfalls offen. Nur so viel: Eine Rückkehr zur Deutschen Bahn ist bislang nicht geplant. Laut Medienberichten soll sie ihre Mitarbeiter über ihren Entschluss informiert haben, außerdem habe Neubauer sich bei Bahn-Chef Richard Lutz und Kommunikationsleiter Schumacher sowohl für das Vertrauen als auch das Umfeld gedankt, in dem sie „glücklich und erfolgreich wirken“ konnte.
Zunächst aber erfüllt Neubauer bis zum Spätsommer „vollumfänglich“ ihren Job, wie Schumacher sagt. Es stehen dabei noch größere Aufgaben an wie zum Beispiel die Ausschreibung des Media-Etats und eine weitere Corporate-Kampagne. Wer als Nachfrage von Neubauer in Frage kommt, soll konzernintern überprüft werden.
tb