Dies sei aber falsch, so die Einschätzung der Mummert + Partner Unternehmensberatung: So sind beispielsweise allein die in Deutschland lebenden Türken mit einem Nettojahreseinkommen von rund 10,5 Milliarden Euro eine interessante Anlegergruppe. Banken und Versicherungen bleiben trotzdem deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück.
In Deutschland leben rund 7,5 Millionen Ausländer. Die Türken sind mit 2,4 Millionen die größte Volksgruppe und legen weitaus mehr auf die hohe Kante als die Deutschen. Während diese 10,3 Prozent ihres Nettoeinkommens zurücklegen, sparen die türkischen Mitbürger weit mehr als das Doppelte – insgesamt ein Anlagevermögen von rund vier Milliarden Euro. Ein Potenzial, das beispielsweise die Dresdner-Bank-Tochter Deutsche Fonds- und Vorsorgeberatung GmbH erkannt hat, weshalb sie eine türkische Investmentfonds-Beratung anbietet.
Die ersten Unternehmen reagieren gezielt mit „Ethno-Marketing“: Dabei werden Services angeboten, die nicht nur sprachlich auf die jeweiligen landestypischen Bedürfnisse abgestimmt sind. Die Commerzbank AG beispielsweise macht es mit großem Erfolg vor: Sie hat für die 3,5 Millionen Muslime eigens einen Al Sukoor European Equity Fund aufgelegt. Dieser erlaubt ihnen, ihr Geldvermögen im Einklang mit dem islamischen Recht, „Sharia“ anzulegen.
Die Berliner Commerzbank geht noch weiter und bietet Fremdsprachlern an einem „International Counter“ kostenlose Hilfe für sämtliche Lebenslagen. Die Banker haben bereits Ausschau nach einem Spezialisten für amerikanische Steuererklärungen oder einer Versicherung mit Sondertarifen für französische Diplomaten gehalten. An manchen Tagen gehen bis zu 180 Anfragen ein. Davon profitiert auch das Kerngeschäft, da kaum ein Hilfesuchender die Bank verlässt, ohne Kunde geworden zu sein.