Von Murtaza Akbar & asw-Autorin Sarah Hölting
Murtaza Akbar ist Geschäftsführer der Agentur Wortwahl und untersuchte mit seinem Team die offiziellen Social-Media-Accounts der 20 größten Städte Deutschlands. Das Ergebnis in Relation zur Einwohnerzahl: Hamburg ist Spitze, Berlin überraschend nur auf Platz 13, Dresden dagegen auf Platz 5. Die Schlusslichter bilden Bochum, Duisburg und Münster. Auch welche Beiträge die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen – von Bomben über Hunden bis zu Schiffen – ist teilweise erstaunlich.
Die Accounts der Städte unter die Lupe genommen
Berlin gilt als Social-Media-Eldorado, als das Silicon Valley Deutschlands. Doch spiegeln das auch die offiziellen Social-Media-Accounts der Hauptstadt wider? Und wie sieht es bundesweit bei den 20 einwohnerstärksten Städten mit ihrer Social-Media-Reichweite aus? Sind es Alibi-Accounts oder führen zum Beispiel die städtischen Facebook-Beiträge auch wirklich zu Reaktionen bei den Bürgern? Diesen und weiteren Fragen ist Murtaza mit seinem Wortwahl-Team genauer nachgegangen. „Wir haben die offiziellen Facebook-, Twitter- und Instagram-Accounts der 20 einwohnerstärksten deutschen Städte zwei Wochen lang vom 24. April bis zum 8. Mai 2017 detailliert unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass Städte viele Chancen zum Dialog mit den Bürgern ungenutzt lassen“, sagt Akbar.
Hamburg ist im Gesamtranking von Facebook, Twitter und Instagram der Top-20-Städte Spitzenreiter vor Frankfurt am Main und München. Berlin rangiert dagegen nur auf Platz 13. Aus den neuen Bundesländern kommen Dresden auf Platz 5 und Leipzig (10) in die Top Ten. Schlusslichter sind Bochum, Duisburg und Münster.
Jeder zweite Hamburger ein Fan
So ist rein statistisch fast jeder zweite Hamburger ein Fan des offiziellen städtischen Facebook-Accounts (787.474 Fans bei 1.762.791 Einwohnern = 44,67 Prozent). Und auch der Facebook-Engagement-Index, der Likes, Reactions, Kommentare und Teilen von Beiträgen misst, ist mit 16,44 Prozent beachtenswert. Im Vergleich dazu hat der Berliner Facebook-Account zwar auch viele Fans, nämlich rechnerisch 47,93 Prozent aller Berliner (1.662.999 Fans bei 3.469.849 Einwohnern), aber die Interaktion ist mit nur 1,74 Prozent verschwindend gering. „Die Untersuchung macht deutlich, dass Fan-Zahlen nicht alles, sondern Dialog und Interaktion wichtig für einen echten Austausch sind“, erläutert Akbar.
Bombenentschärfung in Hannover und Frankfurter Polizeihund sind Renner
Die Bandbreite der Posts, die die meisten Reaktionen absahnen, ist groß: Bemerkenswert ist die gute Krisenkommunikation der Stadt Hannover über Facebook (23 Posts mit 2.335 Reaktionen) und Twitter (61 Tweets, 1.084 Reaktionen) zur Entschärfung von drei Weltkriegsbomben am 7. Mai.
Der Hamburger Hafengeburtstag vom 5. – 7. Mai erreicht auf Facebook und Twitter insgesamt rund 112.002 Reaktionen.
In Frankfurt ist dagegen der geteilte Beitrag des neuen Polizeihunds „Hunter“ mit 2.950 Reaktionen auf Facebook ein klassischer „Cat-Content-Beitrag“, dieses Mal mit Hund.
„Manche Städte wie Bonn oder Essen, aber auch München fallen mit einem guten Community-Management positiv auf, weil sie auf Fragen kompetent und schnell reagieren“, erläutert Akbar.
Instagram: Frankfurt top, Bielefeld mit dem stärksten Wachstum
Bei Instagram, dem stark wachsenden Social-Media-Kanal für das Teilen von Fotos und kürzeren Videos, liegt Frankfurt vor Berlin und Stuttgart. So hat jeder Frankfurter rein statistisch schon sechs Fotos mit dem Hashtag #Frankfurt auf Instagram hochgeladen (4.433.250 Fotos bei 717.624 Einwohnern = 6,18 Prozent). Bei Berlin sind es 6,15, bei Stuttgart 6,09 sowie Hamburg 4,42 Prozent. Bei der Wachstumsrate der Städte-Hashtags im Zeitraum der Stichprobe von zwei Wochen ist allerdings Bielefeld mit 1,82 Prozent Spitzenreiter (7.161 neue Fotos im Stichprobenzeitraum zu insgesamt 393.224 Fotos mit dem Hashtag #Bielefeld).