Zwölf der 18 Dax-Unternehmen, die auf eine Anfrage vom Business Insider geantwortet haben, wollen an ihren Facebook-Kanälen festhalten. Dies zeigt eine Umfrage der Nachrichtenseite. Dabei handelt es sich um Unternehmensprofile, eigene Seiten für verschiedene Produkte oder Karriereseiten. Zu den befragten Firmen gehören unter anderem die Deutsche Bank, Fresenius Medical Care, BASF, BMW, Adidas, Henkel, Bayer, Lufthansa, ThyssenKrupp und die Commerzbank. Die restlichen Dax-Unternehmen hat der Business Insider nicht erreicht.
Bei der Commerzbank pausiert man derzeit alle Kampagnen auf Facebook. „Wir möchten der aktuellen Aufklärung den notwendigen Raum geben und zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden, wie wir hier weitermachen“, erklärt eine Commerzbank-Sprecherin gegenüber dem Business Insider. Einige der Befragten geben an, sich noch nicht endgültig entschieden zu haben und die Facebookseiten zunächst aktiv zu lassen. Weitere Schritte im Zuge der Aufklärung des Skandals behalten sie sich aber vor.
„Ein Problem für Facebook, nicht für die Marken“
Ähnliche Ergebnisse vermeldet das US-amerikanische Marketing- und Media-Portal AdAge, das die Daten der Werbeplattform Pathmatics ausgewertet hat. Lediglich sieben der 1.000 aktivsten Werbetreibenden auf Facebook haben ihre Aktivitäten in dem sozialen Netzwerk nach Bekanntgabe des Skandals gestoppt. Zwei der betroffenen Firmen geben in der Umfrage an, dass der Werbestopp nichts mit Cambridge Analytica zu tun habe.
Warum sich werbetreibende Unternehmen weiter auf Facebook engagieren, beschreibt Josh von Schreiner, Gründer und Kreativdirektor von „VonShine Industries“, gegenüber AdAge: „Es ist ein Problem für Facebook, keines für die Marken.“ Wie Unternehmen Facebook nutzen, werde derzeit nicht durch die Diskussion rund um die Enthüllungen beeinflusst, sagt er. Denn der für Zuckerberg entstehende Imageschaden übertrage sich nicht auf die Werbetreibenden. Gleichwohl seien die Erwartungen berechtigt, dass die derzeitigen Enthüllungen zu einer größeren Diskussionen rund um Datensicherheit führen könnten. Unternehmen müssten sich auf Fragen der Verbraucher vorbereiten, fordert von Schreiner.
Für Gabe Gottlieb, CEO von Pathmatics, beweisen die Ergebnisse, wie wichtig das weltweit größte Netzwerk als Werbekanal ist. „Die Vorteile durch Facebook überwiegen die möglichen Risiken, dass Marken durch den Skandal beschädigt werden könnten“, erklärt er. So habe selbst die New York Times, die den Skandal ans Licht brachte, eine Woche nach Veröffentlichung weiter auf Facebook geworben, so Gottlieb.
WhatsApp-Mitgründer ruft zum Boykott auf
Einige Medienhäuser haben indes Konsequenzen gezogen: So hat das US-Männermagazin Playboy seinen Account deaktiviert. Die Marke Playboy verkörpere die Freiheit, sagt Chief Creative Officer Cooper Hefner. Der Umgang Facebooks mit sensiblen Nutzerdaten passe nicht mehr zu diesem Image.
Unter dem Hashtag #deletefacebook hatte unter anderem der WhatsApp-Mitgründer Brian Acton seine Follower dazu aufgerufen, ihre Facebook-Accounts zu löschen. Als Reaktion darauf, entfernte Tesla-Chef Elon Musk die Seiten von Tesla und Space X im weltweit größten Netzwerk, die auf Facebook auf mehr als fünf Millionen Fans kamen. Außerdem äußerte Musk in diversen Tweets seinen Unmut über das soziale Netzwerk. Whistleblower Edward Snowden kritisierte Zuckerbergs Unternehmen im Zuge des Datenskandals scharf. „Facebook verdient Geld, indem intime Details über das Privatleben von Millionen Menschen missbraucht und verkauft werden, weitaus mehr als die Details, die sie freiwillig posten“, twitterte er. „Facebook ist kein Opfer, sondern ein Komplize.“ Mozilla verkündete, dass sie vorerst keine Werbung mehr auf Facebook schalten wollen. Eine Wiederaufnahme im Falle von verbesserten Datenschutzbedingungen schlossen die Entwickler von Firefox jedoch nicht aus.
Die „New York Times“ und der britische „Observer“ hatten Mitte März berichtet, dass die britische Firma Cambridge Analytica private Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Mitgliedern genutzt habe. Jene Daten seien im US-Wahlkampf von Donald Trump im Jahr 2016 verwendet worden. Facebook wusste seit 2015 von dem Datenmissbrauch und gab sich mit der Zusicherung der Firma zufrieden, sie haben die Daten gelöscht.