Las Vegas macht sich Sorgen. Während der durchschnittliche Casino-Besucher 36 Jahre alt ist, ist der typische Spieler von klassischen Spielautomaten mit 58 Jahren viel zu alt. Die Casino-Betreiber drohen den Anschluss zu verlieren. In den USA und in Europa machen Spielautomaten, zumeist die sogenannten einarmigen Banditen, normalerweise zwei Drittel der Einnahmen der Casinos aus. Das Desinteresse jüngerer Spieler an den Maschinen ist daher ein Grund zur Sorge für die Casino-Betreiber. Diese möchten schließlich ihre Einnahmen erhalten, die allein in den USA in den vergangenen Jahren jeweils über 40 Milliarden US-Dollar lagen. Doch die jungen Leute ziehen Tischspiele wie Poker den Automaten vor.
Um die Maschinen für eine neue Generation von Glücksspielern attraktiver zu machen, nehmen US-amerikanische Casinos Computerspiele ins Visier. Die Automaten der Zukunft sollen ein neues Spielerlebnis ermöglichen: klassisches Glücksspiel kombiniert mit den von Millennials favorisierten Videospielelementen und Geschicklichkeit. Die Hoffnung dahinter ist, dass endlich wieder vermehrt jüngere Spieler in die Spielhallen kommen. Zunächst ist der neue Weg eine rechtliche Herausforderung.
Behörden haben Bedenken
Viele Glücksspielbehörden weltweit verlangen, dass jeder Spielautomat allen Nutzern die gleiche Gewinnwahrscheinlichkeit bietet. Die Gesetzgeber fürchten, dass geschicklichkeitsbasierte Spielerlebnisse das Gefühl nähren, Kontrolle über die Automaten zu besitzen und so Spielsucht fördern. Aus diesem Grund dürfen beispielsweise im glücksspielaffinen Japan viele Automaten nur Sachpreise herausgeben und niemals Geld. In den USA überdenken nun viele Behörden ihre Herangehensweise, da sie fürchten, in den kommenden Jahren Einnahmen aus der sogenannten Sündensteuer in Höhe von USA-weit jährlich neun Milliarden Dollar zu verlieren. Nevada erlaubt inzwischen Spielautomaten, die Spielern höhere Gewinne ausschütten, wenn diese vorher ihre Geschicklichkeit bewiesen haben. Der Staat New Jersey, in dem das Zockerparadies Atlantic City liegt, folgte dem Beispiel.
Nach der rechtlichen Komponente stellt das Kombinieren von Maschinen, die auf reinem Glück beruhen, und Videospielen, die Geschicklichkeit erfordern, die Casino-Betreiber vor eine technische Herausforderung. Algorithmen, die in solche Hybride eingebettet sind, müssen eine Mischung aus Gewinnen und Verlusten generieren, die dafür sorgt, dass das Haus am Ende immer gewinnt, Spieler aber genug Erfolg haben, um motiviert zu bleiben. Laut Entwicklern sind Algorithmen, bei denen Geschicklichkeit die Gewinnwahrscheinlichkeit erhöht, erheblich schwerer zu programmieren.
Darüber hinaus schreiben die Behörden vielerorts vor, dass die Gewinnchancen nicht schlechter als ein bestimmtes Niveau sein dürfen. Der ausgeschüttete Gewinn muss in der Regel bei 75 Prozent der Einsätze liegen. Auch dies ist bei reinem Glücksspiel deutlich leichter zu programmieren. Weiterhin lassen sich die skill-basierten Spielautomaten nur schwer in ein Casino integrieren, denn sie gehen in der Masse der klassischen Slots unter. Kurzfristig können derzeit auch keine größeren Preispools geboten werden, da das Publikum noch zu klein ist.
Hersteller müssen interaktive Spiele bewerben
Finden Entwickler und Betreiber aber die richtige Formel, zahlt es sich aus. Die Casinos in den USA, die bereits Videospielelemente einbinden, geben an, dass die Spieler an den Hybridmaschinen durchschnittlich 15 bis 20 Jahre jünger sind als bei herkömmlichen Maschinen. Langfristig könnten die Erträge sogar steigen. Da Geschicklichkeitsspiele Konzentration erfordern, brauchen die Spieler für einen Spielvorgang länger als die für traditionelle Einarm-Banditen typischen sechs oder sieben Sekunden. Stabile Einnahmen aus neuen Maschinen erfordern daher, dass entweder die Spieler höhere Summen setzen oder die Maschinen länger belegen. In jedem Fall ist es eine gute Nachricht für die Casinos. Nach der bloßen Entwicklung liegt es an den Marketingstrategien der Hersteller und Betreiber, die dafür sorgen müssen, dass die interaktiven Spiele Fans gewinnen.