Transparenz ist nicht verhandelbar

Social Media sind heute mehr als nur Werkzeuge der Kommunikation. Nicht zuletzt durch KI sind sie zu Meinungsmachern geworden – und müssen reguliert werden.
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Die Kolumnistin Nina Haller ist CMO von Experience One und leitet als Vorständin des GWA das Ressort Technologie. (© Raimar von Wienskowski, Montage: Olaf Heß)

KI-Systeme gewinnen unaufhaltsam an Macht. Sie üben Kontrolle über uns aus, indem sie entscheiden, welche Inhalte in Feeds auftauchen, wen oder was wir als Nächstes vorgeschlagen bekommen und welche Werbung gezeigt wird. Doch wer kontrolliert die Kontrolleure? Durch Deep Learning und fortgeschrittene Analysetechniken lässt sich menschliches Verhalten nicht nur nachahmen, sondern auch vorhersagen, steuern und beeinflussen. Das unschuldige Like unter einem Foto, die Betrachtungsdauer eines Videos, Emojis im Kommentar – alles wird analysiert, kategorisiert und verwendet, um die Interaktion zu optimieren und den nächsten Content Asset zu erstellen. Doch bei all dem technologischen Fortschritt müssen ethische und wirtschaftliche Implikationen und die soziale Verantwortung, die damit einhergehen, ernst genommen werden.

Beunruhigender Trend

KI-Blackboxen erzeugen eine gefährliche Grauzone und einen beunruhigenden Trend zur Intransparenz. Ohne Transparenz über die Funktionsweise kann es zu Verschleierung von Diskriminierung, zu Vorurteilen und zu sehr einseitiger Meinungsbildung kommen. Es reicht nicht aus, Algorithmen auf Effizienz und Monetarisierung zu trimmen. Es ist an der Zeit, ethische Richtlinien in den Mittelpunkt zu stellen und dabei folgende Aspekte zu berücksichtigen: 

Transparenz: Nutzende sollten stets wissen, wie es zu Entscheidungen kommt. Dies umfasst sowohl die gesammelten Daten als auch deren Nutzung und die Mechanismen, mit denen sie gespeichert und verarbeitet werden. 

Gerechtigkeit: Algorithmen sollten Vielfalt fördern und Diskriminierung entgegenwirken. Es muss eine Überprüfung und Anpassung stattfinden, um sicherzustellen, dass keine gesellschaftliche Gruppe benachteiligt wird. 

Verantwortung: Wir müssen uns der Macht bewusst sein, die Technologien wie etwa Webplattformen haben, und die Technologien zum Wohl der Allgemeinheit einsetzen. Das gilt auch für Werbung auf diesen Plattformen. 

Wir müssen uns unserer Verantwortung bewusst werden

Die Zukunft der sozialen Medien, der digitalen Welt und von KI im Allgemeinen hängt ab von der ethischen Ausrichtung der dahinterstehenden Technologien. Als Entscheidungsträger*innen, Entwickler*innen, Werbungtreibende und Verbraucher*innen haben wir die Verantwortung, sicherzustellen, dass diese digitale Ära von Transparenz, Gerechtigkeit und Verantwortungsbewusstsein geprägt ist. 
 
Algorithmen und generative KI bringen monumentale Veränderungen mit sich. Die Implikationen und Dilemmata rund um KI-Algorithmen und generative KI-Modelle sind komplex. Modelle, die mit riesigen Datenmengen aus dem Internet trainiert werden, werfen eine Vielzahl ethischer und rechtlicher Fragen auf. Es geht nicht darum, was technologisch möglich ist, sondern darum, was ethisch und menschlich richtig ist. 

Wir befinden uns an einem kritischen Punkt. In einer vernetzten Welt, in der Algorithmen oft intransparent im Hintergrund arbeiten, sollten diese Prinzipien im Vordergrund stehen. Wir müssen uns einsetzen für Transparenz und eine sinnvolle Regulierung. 

Nina Haller ist Chief Marketing Officer von Experience One. Die Kolumnistin leitet außerdem als Vorständin des GWA das Ressort Technologie. In ihrer Kolumne blickt sie hinter die Kulissen von CX & MarTech.