Top-Manager auf LinkedIn: Wie viel Wert steckt in einer Personenmarke?

Persönlichkeit schlägt Produkt – zumindest auf LinkedIn. Eine neue Analyse zeigt: Wer als CEO viele Follower hat, führt oft auch ein wertvolles Unternehmen.
Wer auf LinkedIn besonders sichtbar ist, steht oft an der Spitze milliardenschwerer Konzerne. (© Imago)

In der Wirtschaft entscheidet längst nicht mehr nur der Geschäftsbericht über den Einfluss einer Führungspersönlichkeit. Auch die digitale Sichtbarkeit spielt eine zunehmend wichtige Rolle – insbesondere auf LinkedIn. Eine aktuelle Analyse der The IQ Company und des Handelsblatt Research Institute nimmt genau diesen Aspekt erstmals systematisch unter die Lupe und führt eine neue Kennzahl ein: den LinkedIn-Popularitätsfaktor.

Das ist der LinkedIn-Popularitätsfaktor

Für die Erhebung wurden 129 Vorstandschefs börsennotierter Unternehmen aus DAX, MDAX und SDAX untersucht. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie stark sind die Spitzenkräfte auf LinkedIn präsent – und lässt sich diese Präsenz in einer vergleichbaren Größe abbilden?

Dazu wurde die Anzahl der LinkedIn-Follower jedes CEOs ins Verhältnis zur durchschnittlichen Follower-Zahl aller betrachteten Profile gesetzt. Daraus entstand eine sogenannte „Ratio“. Diese wurde anschließend mit der Marktkapitalisierung des jeweiligen Unternehmens kombiniert.

Die Idee: Der Faktor macht sichtbar, wie stark eine Personenmarke – gemessen an ihrer Reichweite – im Branchenumfeld verankert ist. Er ermöglicht damit erstmals einen strukturierten Blick auf das digitale Profil von CEOs im Verhältnis zum wirtschaftlichen Gewicht ihres Unternehmens.

Die 10 sichtbarsten Führungskräfte im Ranking

Die folgende Tabelle zeigt die 10 CEOs mit dem höchsten LinkedIn-Popularitätsfaktor. Auffällig ist, dass viele von ihnen große Konzerne führen – doch entscheidend ist vor allem ihre überdurchschnittliche Präsenz auf der Plattform. Auffällig ist außerdem: Nur zwei von den 20 Führungskräften sind weiblich.

Die sichtbarsten Führungskräfte im Ranking

Die folgende Tabelle zeigt die 10 CEOs mit dem höchsten LinkedIn-Popularitätsfaktor. Auffällig ist, dass nur eine Frau unter den 10 CEOs dabei ist. Auch fällt auf, dass viele von ihnen große Konzerne führen – doch entscheidend ist vor allem ihre überdurchschnittliche Präsenz auf der Plattform.

RangCEOUnternehmenMarktkapitalisierung (Mrd. €)FollowerzahlPopularitätsfaktor
1Ola KälleniusMercedes-Benz56,2309.54168,90
2Christian KleinSAP337,4255.75757,10
3Roland BuschSiemens177,3199.90844,85
4Tim HöttgesDeutsche Telekom170,9144.99232,81
5Bernd MontagSiemens Healthineers62,4121.36227,62
6Bill AndersonBayer21,2106.69324,40
7Belén GarijoMerck62,0104.30023,90
8Oliver BäteAllianz127,0101.35823,16
9Christian BruchSiemens Energy50,089.36920,64
10Daniel GriederHugo Boss3,286.32019,90

Was sagt der Faktor – und was nicht?

Die Analyse legt nahe, dass einige der sichtbarsten CEOs auch an der Spitze wirtschaftlich starker Unternehmen stehen. Doch der LinkedIn-Popularitätsfaktor erhebt nicht den Anspruch, den Unternehmenserfolg zu erklären. Er misst Sichtbarkeit – nicht Leistung oder Einfluss.

Ein hoher Wert kann sowohl Ausdruck gezielter Kommunikation sein als auch Ergebnis einer starken Unternehmensmarke, die auf die Führungskraft abstrahlt. Die Autoren der Analyse betonen deshalb ausdrücklich: Es handelt sich um beobachtbare Korrelationen – keine Ursache-Wirkung-Beziehungen. Weitere Studien, etwa zur Medienresonanz oder thematischen Positionierung, wären nötig, um belastbare Schlüsse zu ziehen.

LinkedIn: Relevanz für Headhunter und HR

Trotz der offenen Fragen hat der digitale Fußabdruck auf LinkedIn bereits Auswirkungen auf das Recruiting. Denn für Personalentscheider werden nicht nur Lebensläufe, sondern auch Personenmarken relevant. „Die Relevanz von Personenmarken wird im Recruiting-Prozess immer wichtiger“, so die Studienautoren.

Wie genau Headhunter die digitale Sichtbarkeit künftig in ihre Auswahlprozesse integrieren, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Die Personenmarke eines CEOs wird immer mehr zum strategischen Asset. Denn die digitale Präsenz von Führungskräften ist längst Teil ihrer öffentlichen Wirkung – und gewinnt im Kontext von Unternehmenskommunikation, Markenbildung und auch im Recruiting an Bedeutung.

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.