So will Seidensticker nachhaltiger werden

Unter dem Motto "Together Responsible" fasst Seidensticker seine nachhaltigen Aktivitäten zu einer umfassenden Strategie zusammen. Das Traditionsunternehmen setzt sich dabei ehrgeizige Ziele.
Seidensticker-Mitarbeiterinnen in Indonesien: Faire Arbeitsbedingungen gehören zum Kern der Nachhaltigkeitsstrategie. (© Seidensticker)

Seidensticker kennt man vor allem als Marke für hochwertige Hemden und Blusen. Das 1919 in Bielefeld gegründete Traditionsunternehmen beschäftigt 2300 Mitarbeitende, die jährlich knapp zehn Millionen Kleidungsstücke fertigen.

Was weniger bekannt ist: Seidensticker verfolgt seit vielen Jahren zahlreiche Projekte, um seine Produktion nachhaltiger zu machen. Um zum Beispiel die Lieferketten besser überblicken zu können, hat das Unternehmen 2007 eine eigene Fertigungsstätte in Vietnam eröffnet, mittlerweile gibt es dort eine weitere sowie zwei in Indonesien. „Unternehmerische und soziale Verantwortung stehen bei der Herstellung unserer Produkte klar im Fokus“, sagt Gerd Oliver Seidensticker, Geschäftsführender Gesellschafter der Seidensticker Group, „aber wir haben noch lange nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen haben.“

Die sieben Bereiche von „Together Responsible“

Was noch kommen soll, beschreibt Seidensticker in einer systematisch ausformulierten Nachhaltigkeitsstrategie, die seit März dieses Jahres unter dem Titel „Together Responsible“ auch aktiv in die Öffentlichkeit getragen wird. Im Mittelpunkt stehen sieben Bereiche: Rohstoffe, Umwelt, soziale Verantwortung, Transparenz und Rückverfolgbarkeit, Stakeholder-Engagement, Kreislaufwirtschaft und Product-Labeling.

Für alle Bereiche hat sich Seidensticker konkrete Ziele gesetzt. In der Produktion werden mehr nachhaltig gewonnene Rohstoffe und Recycling-Materialien eingesetzt. Alle Kollektionen sollen bis 2023 zu 100 Prozent aus nachhaltiger oder Bio-Baumwolle angeboten werden. Der Anteil an Recycling-Stoffen soll bis 2025 auf 30 Prozent steigen. Zudem sollen die Produkte plastikfrei und mit viel Recycling-Material verpackt werden. Auch der Versand wird möglichst klimaneutral gestaltet.

Supply-Chain-Tracking-Tool als Kontrolle

Seidensticker verspricht vor allem Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette. Wer für die Marke produziert, muss soziale Standards einhalten und sich unabhängig auditieren oder zertifizieren lassen. Spätestens in zwei Jahren will das Unternehmen alle an der Herstellung der Produkte beteiligten Akteure kennen und soziale und ökologische Fortschritte über ein eigenes Supply-Chain-Tracking-Tool nachhalten. Eine wichtige Rolle spielt für Seidensticker auch das Engagement in nachhaltigen Initiativen wie dem deutschen Bündnis für nachhaltige Textilien und der Better Cotton Coalition.

Unter dem Titel „Together Responsible“ hat Seidensticker auch ein eigenes Siegel geschaffen. Bestückt werden damit alle Produkte, die auf allen Stufen der Wertschöpfungskette mindestens einen Nachweis für Nachhaltigkeit aufweisen, also zum Beispiel für den Einsatz von nachhaltigen Rohstoffen, die Schulung von Baumwollbauern, verringerten Wasserverbrauch und soziale Standards bei der Herstellung. Berücksichtigt werden dabei unabhängige Siegel wie Oeko-Tex oder Fairtrade Cotton.

Frank (l.) und Gerd Oliver Seidensticker führen das Unternehmen in der dritten Generation. (Foto Seidensticker)

„Together Responsible“ wird erstmals in der Frühjahr/Sommer-Kollektion eingesetzt und findet sich bislang vor allem in der Herrenkollektion. „Wir möchten zukünftig mehr und transparenter darüber sprechen, war wir schon unternommen haben, welche Meilensteine wir uns setzen und wie wir diese Ziele erreichen möchten“, kündigt Frank Seidensticker an, Geschäftsführender Gesellschafter der Seidensticker Group.

Seidensticker ist für den Marken-Award 2021 nominiert, der am 24. August als Live-Stream-Event stattfinden wird. Die Marke tritt in der Kategorie „Beste Nachhaltigkeitsstrategie“ gegen Pro Climate von dm an. Der Beitrag über Seidensticker ist das siebte von insgesamt zehn Finalisten-Portraits, die aktuell auf absatzwirtschaft.de vorgestellt werden.

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.