Ein historischer Termin steht am 25. August 1967 auf der Agenda der Internationalen Funkausstellung in Berlin: Vizekanzler Willy Brandt drückt auf einen roten Knopf und gibt damit den offiziellen Startschuss für das deutsche Farbfernsehen. Allerdings mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Auf gerade einmal 5 800 Geräten ist der „Goldene Schuss“ mit Vico Torriani zu sehen, die erste farbige Sendung. Buntfernseher kosten zwischen 2 500 und 3 000 Mark – ein eher elitäres Vergnügen also. Ein Streifzug durch fünf Jahrzehnte Verführungskunst:
1956
Am 3. November wird im Bayerischen Rundfunk der erste deutsche TV-Spot ausgestrahlt – ein 55-Sekünder von Persil mit Liesl Karlstadt und Beppo Brem.
1957
Nachdem eine gerichtliche Klage der Zeitungsverleger gegen Werbung auf öffentlich-rechtlichen Sendern erfolglos bleibt, ziehen auch die anderen ARD-Anstalten bis 1959 mit eigenen Werbeprogrammen nach. Die ARD startet 1959 mit bundesweiter Werbung.
1959
Auch in der DDR wird im Rahmen der Sendung „Notizen für den Einkauf“ Fernsehwerbung eingeführt. 1960 bis 1976 läuft die Werbung in der Sendung „Tausend Tele-Tips“, ab 1969 auch auf DFF2.
1962
Die Werbezeit der bundesrepublikanischen TV-Sender wird auf 20 Minuten werktäglich bis 20 Uhr begrenzt.
1963
Das ZDF strahlt ab seinem zweiten Sendetag, dem 2. April, ebenfalls Werbung aus. Den Rahmen bieten die „Mainzelmännchen“.
1967
Am 25. August zeigt das ZDF für die Kölnisch-Wasser-Marke 4711 den ersten Werbespot in Farbe. Die ARD folgt einen Tag später.
1974
Zigarettenwerbung im Fernsehen wird verboten.
1975
Fernseher werden serienmäßig mit Fernbedienung ausgestattet. Das „Zapping“ ist aber angesichts der geringen Senderzahl noch kein Massenphänomen.
1976
In der DDR wird die Fernsehwerbung nach rund 4000 Werbesendungen eingestellt.
1984
Mit RTL Plus und dem Sat-1-Vorläufer PKS geht das Privatfernsehen auf Sendung und macht den öffentlich-rechtlichen Sendern mit erlaubten 20 Prozent Werbeanteil am Programm auch in der Werbevermarktung starke Konkurrenz. Colgate Palmolive schaltet auf RTL Plus den ersten Werbespot nach 20 Uhr.
1985
Als einzige ARD-Anstalt beginnt der HR, Werbung in seinem Dritten Programm auszustrahlen. Dies wird später untersagt, 1992 wird die Werbung im HR eingestellt.
1989
Pro Sieben nimmt den Sendebetrieb auf.
1991
Thomas Gottschalk schließt mit Haribo den bislang längsten Testimonial-Werbevertrag ab. Er ist für die Goldbären bis 2014 im Einsatz.
1991
Der Pay-TV-Sender Premiere startet mit einem werbefreien Fernsehprogramm.
1992
Der Rundfunkstaatsvertrag erlaubt den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern, Programmsponsoring zu betreiben.
1993
Vox und RTL 2 gehen an den Start.
1994
Mit dem ersten Onlinebanner auf der amerikanischen Website Hotwired beginnt das Zeitalter der Internetwerbung. 1995 bietet Spiegel Online als erster großer deutscher Werbeträger Bannerwerbung an. In den 00er-Jahren werden auch Videospots im Web populär.
2005
Youtube tritt als mächtiger Bewegtbild-Konkurrent im Internet auf den Markt
2010
Das ZDF zeigt für die Henkel-Marke Persil den deutschlandweit ersten Werbespot in HD-Qualität.
2010-heute
Das private Fernsehen hat mehrere Platzierungsvarianten eingeführt – von Countdown-Spots, Split-Screen oder Tandem-Spots. Auch die öffentlichen Sender haben einige Formate übernommen. Die Verknüpfung redaktioneller Beiträge mit Werbung wird immer öfter in Produktplatzierungen und Sponosoring eingearbeitet. Sonderwerbeformen werden bei Formaten wie #Ibes immer öfter verwendet.
Die Ausgabe der absatzwirtschaft 01/02/2017 finden Sie HIER
https://www.absatzwirtschaft.de/editorial-zur-absatzwirtschaft-01022017-das-schiefe-verbraucherbild-der-politik-96837/