Deutschland, Deutschland! Wir sind derzeit in aller Munde. Ein Star im Rampenlicht. Ein Held der Stabilität, des Wachstums. Ein Vorbild mit seinem dualen Ausbildungssystem, der Schuldenbremse oder dem tragfähigen „le Mittelstand“. Und dabei auch noch geliebt!
In einer seriösen BBC-Umfrage wiederholt und mit neuen Bestwerten zum „beliebtesten Land der Welt“ gewählt, von der Bibel der Wirtschaftswelt „Economist“ ermahnt, den Widerwillen aufzugeben und Europa endlich zu führen. Doch der Star hat Lampenfieber, mangelndes Selbstvertrauen und Komplexe. Er glaubt nicht an tiefe Veränderung, er traut Neuem nicht gleich, Risiko ist kein ergebnisoffenes Wagnis sondern automatisch Verlust. Das ist einerseits gut und andererseits schlecht. Es blockiert. Wandel in schnellen Zeiten macht Deutschland Kummer.
Der Held macht sich selbst zum Angsthasen
Deshalb taucht „The German Angst“ immer wieder auf, wenn ratlose Beobachter mit der Analyse Deutschlands nicht weiter kommen. Dann taucht der Außenblick in die deutsche Psyche ein, die einzigartig unverständlich und vor allem angstgeprägt scheint. In erste Linie fremd.
Gerne als „typisch deutsche Zögerlichkeit“ übersetzt, taucht „The German Angst“ in einem 2011 vom britischen Politikwissenschaftler William E. Paterson geprägten Begriff in nagelneuem Gewand neu interpretiert wieder auf: „The reluctant hegemon“ – der widerwillige Hegemon.
Zögerlich? Widerwillig? Und dabei sogar unglücklich!
Die OECD hat nach der „glücklichsten Nation“ gefragt, und Deutschland landete im unteren Mittelfeld. An den Glaubenssatz aller Eltern, dass unsere Kinder und Enkel es einmal besser haben werden als wir, glaubt in Deutschland so gut wie niemand mehr. Kurz hinter der Grenze im Nachbarland Schweiz sieht das ganz anders aus. Dabei sieht doch hierzulande alles gut aus.
Was ist also wirklich los? Die Kauflaune rosig, die Zinsen niedrig, Löhne eher steigend, beim Hochwasser solidarisch – aber immer voller Sorgen. Das prägt. Das Anlageverhalten ist genau deshalb so sicherheitsorientiert wie kaum in einem anderen Land. Der Mut zum Risiko lässt in Deutschland seit fünf Jahren in Folge rapide ab. Das bremst.
Klar sind all diese aufgeführten Stimmungsbilder historisch eingefärbt und psychologisch erklärbar.
Schuld und Großmannssucht lagen zu oft nah beinander. Führung in Europa? Allein das Wort weckt braune Alpträume. Dann lieber „nur“ von Verantwortung sprechen. Das ist sicherer.
Deutschland gehört ins Training für Zukunftsfitness
Gleichzeitig ruft das Ausland beharrlich: Ihr seid Klasse, wir finden euch gut, Berlin ist cool! Zeigt uns wie es geht, wie ihr es macht! Aufforderung genug selbstbewusster aufzutreten. Aber der Held traut sich nicht.
Der Schlüssel liegt im Umgang mit Veränderung. „Die Frage ist nicht mehr, ob Deutschland Europa in eine bessere Zukunft führen kann – sondern ob es den Willen dazu hat“, schreibt der Economist prägnant.
Nicht der Wille allein zählt, sondern das Wissen von morgen
Das Wissen von morgen zeichnet sich bereits heute in Megatrends ab. Sie erlauben einem mittel- bis langfristige Einschätzung über das, was wichtig wird. Was ist dabei schon heute – und wird morgen – für konkrete Entwicklungen relevant?
Ein Zukunftsheld besetzt die „großen Themen“ früh. Vom demographischen Wandel über „Produkte im System“ bis hin zu Gamification – er oder sie hat seine Umgebung ständig voll im Blick: mutig, entschlossen, anpassungsfähig und eben auch ernsthaft verspielt.
Das macht sich die Trendbeobachtung zunutze. Im Gegensatz zur Trendforschung oder Zukunftsforschung kann mit dem richtigen Training jeder Trendbeobachter werden. Sich exklusiv Zeit nehmen, drei bis vier Tage im Jahr – sozusagen als systematische Weiterbildungsmaßnahme – ins Morgen abtauchen oder das Unternehmen kurzfristig von einer Niederlassung aus leiten und einen neuen Blick gewinnen.
Dass die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) mit 117 Unternehmen auf dem aktuellen Ranking des Financial Times Global 500 vertreten sind, mag überraschen. Dass dies aber fast eine Verdoppelung seit 2008 bedeutet, zeigt wohin die Entwicklung geht.
Hochgerechnet für 2014 könnten dann – bei dieser rasanten Aufholjagd – schon mehr als die Hälfte der erfolgreichsten Großunternehmen aus den BRIC-Staaten kommen. Aber das ist noch nicht alles.
Analysten haben bereits die MIST-Staaten entdeckt (Mexiko, Indonesien, Südkorea, Türkei). Sind diese neuen Player Ihre Wettbewerber oder eher neue Kunden?
Wer zum Beispiel weiter mit Klischees und Wissenslücken an China rangeht, hat die Zukunft schon verpasst. Denn: „Made in China“ wird Premium. Und China wird immer mehr zum Kunden auf europäischen Märkten: Der chinesische Autobauer „Qoros“ tritt mit Berliner Agentur und Schweizer Messebauer auf. „Great Wall“ produziert bereits in Bulgarien und die EU wird für China als Produzent weiter attraktiver.
Wer den Megatrend „China wird Premium“ im Land selbst und auf heimischen Märkten verschläft, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Was sagt uns das? Dass mit dieser Verschiebung nicht nur die Zielländer für deutsche Unternehmen attraktiver werden, sondern deren Großkonzerne zunehmend in Europa aktiv werden.
Auf 360° schalten – Mindset für Veränderungsfreundlichkeit
Machen Sie sich zukunftsfit, nehmen Sie sich exklusiv die Zeit für eigene Trendbeobachtung, denken Sie über die Relevanz der Megatrends für ihre Ziellandung nach. Scannen Sie konsequent neue Verhaltensweisen. Prüfen Sie mit der eigenen Unternehmenskultur, was genau passiert, wenn dieser Wandel auf Ihr System trifft – auf Ihr Unternehmen, Ihre Marken, Ihr Team und Sie selbst.
Über den Autor: Mathias Haas ist Der Trendbeochater. Ab dem 23. Juli ist er auf „Asian Mindset Tour 2013: 5 Megacities, 5 Wochen, 5 Fragen an 50 Millionen. Ein Besuch bei der „Zukunft made in Asia“ für Antworten von morgen. Verfolgen Sie Mathias Haas Reise auf absatzwirtschaft.de und diskutieren Sie im Anschluss mit ihm über seine Trend-Mitbringsel. Der Trendbeobachter Mathias Haas macht Megatrends beweisbar und zieht daraus seine Schlüsse für die Zukunft. Megatrends sind international und branchenübergreifend, sie wirken langfristig und verändern tatsächlich unser Verhalten! Als Experte macht er die Zukunft berechenbar, baut Ängste ab und hilft Ihnen Chance zu erkennen und Lösungen daraus abzuleiten. Denn sich selbst zu verändern ist deutlich attraktiver als verändert zu werden!
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