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Der Siegeszug der Tech- und Internet-Unternehmen an der Börse ist in den vergangenen Monaten jäh zu Ende gegangen. Die FAANG-Aktien Apple, Amazon, Alphabet, Facebook und Netflix mussten zuletzt allesamt in der Ausverkaufswelle an den Kapitalmärkten kräftig Federn lassen und zweistellige Verluste verkraften.
Die Stars der Digitalwirtschaft kamen mitunter noch kräftiger unter den Hammer. Alibaba, das durch das Listing an der New Yorker Börse mehr Aufmerksamkeit bekommt, legte vor zwei Wochen zwar ein solides Zahlenwerk vor, befindet sich jedoch im Sog des Handelsstreits zwischen den USA und China an der Wall Street immer wieder unter Druck und musste seit den Allzeithochs Kursverluste von mehr als 30 Prozent hinnehmen.
Geschäftsdynamik ebbt ab
Noch eklatanter sind die Kursverluste beim lange Zeit wertvollsten Konzern Asiens: Tencent musste seit den Höchstkursen gar Einbrüche von inzwischen 43 Prozent verkraften.
Dass die Bedenken der Anleger vor einer Abkühlung der Geschäftsdynamik nicht unbegründet sind, dokumentiert das neuste Zahlenwerk, das Konzernchef Pony Ma heute nach Handelsschluss an der Hongkonger Börse vorlegte.
Schwächster Umsatzzuwachs seit drei Jahren
Tencent konnte seine Umsätze zwischen Anfang Juli und Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um weitere 24 Prozent steigern und damit die Analystenerwartungen treffen. Im dritten Geschäftsquartal erlöste der Anbieter der in China enorm populären Universal-App WeChat wie erwartet 11,6 Milliarden Dollar.
Der Gewinn je Aktie legte jedoch nur noch um 15 Prozent auf 2,06 Yuan (0,30 Dollar) zu, konnte damit aber trotzdem die Analystenerwartungen übertreffen, die noch bei 1,191 Yuan je Anteilsscheine gelegen hatten. Unterm Strich legte das Netto-Konzernergebnis um 19 Prozent auf 2,97 Milliarden Dollar zu.
Geschäft mit Smartphone-Spielen wächst kaum noch
Die Entwicklung der verschiedenen Unternehmenssparten dokumentiert den durchwachsenen Geschäftsverlauf. Tencents größter Umsatzbringer ist weiterhin der Geschäftsbereich „Value Added Services“, der mit Smartphone-Spielen den Löwenanteil der Umsätze generiert, aber nur noch um fünf Prozent zulegte und allein 6,34 Milliarden Dollar erlöste.
Dynamischer entwickelte sich unterdessen das Werbegeschäft: Die Erlöse durch Online-Werbung legten um immerhin 47 Prozent, die Anzeigen im Social-Media-Segment sogar um 61 Prozent zu. Der größte Wachstumstreiber bleibt jedoch die Konzernsparte „Other Revenues“, in der das Cloud-Geschäft den Turbo gezündet hat – das Unternehmenssegment konnte seine Umsätze um 69 Prozent steigern.
Nach dem Kurssturz der vergangenen Monate reagierten Anleger zunächst erleichtert auf das nach Handelsschluss in Hongkong vorgelegte Zahlenwerk. Im europäischen Handel legte die Tencent-Aktie moderat um drei Prozent zu.