2017: Mehr Mut bei der digitalen Transformation!
Sven Kramer, Gründer und Geschäftsführer Liquam GmbH, Beratungs- und Umsetzungspartner
Immer mehr Unternehmen befassen sich mit der Digitalen Transformation. Damit es 2017 nicht bei einem bloßen Bekenntnis bleibt, müssen sie einige Hürden überwinden. Oftmals fehlt das Know-how, die Ressourcen und manchmal auch der Wille. Dabei sind Mut und Schnelligkeit wichtige Schlüssel in der Digitalen Transformation. Mehr Startup-Mentalität ist gefragt und das Ausbrechen aus alten Strukturen. Solche Projekte dürfen nicht gemanagt werden, wie es in den vergangenen Jahrzehnten gehandhabt wurde. Wer über Monate konzeptioniert und nach Jahren das erste kleine Ergebnis vorweisen kann, ist auf dem besten Wege, das Rennen gegen seine Wettbewerber und neue, technologieaffine Anbieter am Markt zu verlieren. Abschließen wird 2017 allerdings kein Unternehmen die Digitale Transformation, denn es liegt in der Natur der Sache, dass sie ein anhaltender Prozess ist.
Klare Vision wird benötigt
Christin Grötschel, Versicherungsexpertin Beratungswerk24
Speziell in der Versicherungsbranche ist die Digitalisierung ein Dauerbrenner, erkennbar an vielen Expertenbeiträgen, Foren und Konferenzen. Die Einsicht und der Wille sind da, die für Versicherer wichtigen jungen, technikaffinen Kunden zu erreichen. Leider bremsen alteingesessene Prozesse den Fortschritt aus. Agile InsurTech-Startups sind bereits digital und den angestaubten Branchenriesen derzeit einen Schritt voraus, wenn auch eher technologisch u.a. mit der Einbindung von Apps oder Chatbots. Die Vorteile der agilen Jungunternehmen haben auch einige Versicherer erkannt: Die ERGO will zum Beispiel zusammen mit dem InsurTech-Startup Insurgram eine Symbiose aus Kundenberater und künstlicher Intelligenz kreieren. Auch die Allianz hat in simplesurance einen Partner gefunden, um in Sachen Digitalisierung nicht den Anschluss zu verlieren. 2017 müssen die Versicherer eine klare Vision für die fortschreitende Digitalisierung definieren, Lücken identifizieren und alle Mitarbeiter, nicht nur die IT-Abteilung in dieses Vorhaben einbinden. Nur so schafft man trotz langwieriger Prozesse und hoher Investitionskosten den Weg ins digitale Zeitalter.
Human-to-Human-Marketing im Aufwind
Ines Köhler, Head of Marketing & PR bei der Canto GmbH, Anbietern von Digital-Asset-Management-Software und -Dienstleistungen
In der B21-Kommunikation achten Marketer inzwischen stärker auf den richtigen Kontext bzw. fokussieren auf Relationship-Marketing sowie Human-to-Human-Marketing. Der erstellte Content wird immer unterhaltsamer und passt sich stärker dem Kanal an – so ist etwa eine Top-10-Aufzählung der besten Social-Media-Marketing-Tipps nicht länger als Liste, durchaus aber als unterhaltsame illustrierte Parabel umsetzbar. Ein informatives E-Book braucht beispielsweise eine humorvolle Twittercard oder einen lustigen Facebook-Post, um angemessene Aufmerksamkeit zu erhalten. Der scheinbar größere Aufwand amortisiert sich durch höhere Interaktionsraten und Opening Rates sowie absolut durch mehr generierte Leads.
Für echte Digitalisierung fehlt vielerorts der Mut
Andreas Thonig, Country Manager DACH bei Tradeshift, globale B2B-Plattform
Die Digitale Transformation zählt auch 2017 zu den wichtigsten Themen in den Führungsetagen. In vielen Unternehmen fehlt jedoch der Mut, radikal neue Wege zu gehen, zu groß ist die Angst vor teuren Fehlschlägen. Deshalb versucht man nur eine Prise Digitales über die bestehenden Prozesslandschaften zu streuen und das eigene Image zu pflegen – für eine vollständige Digitalisierung von Geschäftsprozessen reicht das bei weitem nicht. Management, Fachabteilungen und IT müssen von den Vorteilen der Digitalen Transformation überzeugt sein – nur dann werden sie entsprechende Projekte mit voller Kraft unterstützen.
Tiefgehende Analytics
Ludivine Vitet, Country Manager DACH bei ADventori
Im Jahr 2016 hat der digitale Werbemarkt die Möglichkeiten der Personalisierung als wichtige Neuerung angenommen. Mit dieser strategischen Einsicht haben Werbetreibende das Handling von Daten und Kreativität grundlegend geändert. Für das Jahr 2017 folgen daraus drei Kernthemen: 1. Der Markt wird sich auf Effizienzmessung konzentrieren: Messung der Sichtbarkeit, der Media-Spendings und wie Werbemittel auf Basis von Analytics-Daten verbessert werden können. Publisher müssen mit transparenten Zahlen die Wahrnehmung ihres Inventars belegen. 2. Kreativagenturen werden die Einbindung von Daten in ihre Kampagnen lieben lernen – nicht nur als mögliche Einflussgröße, sondern als unerlässliches Optimierungswerkzeug. 3. Programmatic hat sich weitgehend durchgesetzt, jetzt ist es Zeit für Enrichment. Da Werbetreibende Ergebnisse und keine Werbeplätze kaufen, wird Qualität gesucht, und Qualität meint hier eine bessere und sicherere Nutzung von Daten innerhalb eines kreativen digitalen Ansatzes. Am Ende wird sich der Markt im Jahr 2017 auf tiefgehende Analytics konzentrieren und gleichzeitig die Daten schützen, die direkt mit der Performance verbunden sind: Mehr Geschäftsmodelle mit dieser Einstellung zu Qualität müssen her. Dies wird die Linien eines offenen digitalen Marktes umreißen, in dem CRM-basierte Organisationen in der Lage sind, globale digitale Cross-Channel-Kampagnen zu fahren.
Sicherheit wird zum kritischen Faktor bei der fortschreitenden Digitalisierung
Dr. Claus Boyens, Geschäftsführer von Host Europe
Unternehmen treiben die Digitalisierung von Geschäftsprozessen voran. Ob Marketing, Vertrieb oder Service – es gibt keinen Unternehmensbereich, der von dieser Entwicklung ausgenommen ist. Je digitaler Unternehmen arbeiten, desto größere Bedeutung kommt der IT-Sicherheit zu. Zu den größten Sicherheitsrisiken gehört die mangelnde Sensibilität der Mitarbeiter, die zunehmend mobile Arbeitsplätze einfordern und dabei verschiedene – auch private – mobile Geräte nutzen. Unternehmen haben hier enormen Nachholbedarf. Sie müssen Mitarbeiter stärker für IT-Sicherheit sensibilisieren und sicheren Zugang zu mobilem Arbeiten schaffen.
Für Apps wird Interaktion zum wichtigsten KPI
Clara Scheurenbrand, Director Sales DACH bei AppsFlyer
Das Konzept der meisten Apps geht nur auf, wenn sie aktive Nutzer binden können. Es wird deshalb wichtiger, Retention als KPI zu erfassen, die aussagt, wie häufig sie in die App zurückkehren. Die kombinierte Betrachtung von Retention und Engagement löst die Anzahl der Downloads als wichtigste Kennzahl für den Erfolg von App-Kampagnen ab. Ohne exakte Attribution und Kampagnenanalysen geht nichts mehr, denn App-Anbieter müssen verstehen, welche Quellen die wertvollsten Nutzer bringen, um Kampagnen auf Retention und Engagement hin zu optimieren. Formate mit guten Interaktionswerten wie Video-Anzeigen, Retargeting oder die neuen Search Ads im Apple Store erleben einen Boom.
Daten nicht mehr nur erheben, sondern auch analysieren
Andra Plückthun, Data Scientist bei der iCompetence GmbH, Digital Intelligence Beratung
Die Digitale Transformation erfordert einen besonders umsichtigen Umgang mit Daten. Diese können nur nutzbringend sein, wenn sie sauber angelegt sind, müssen dann aber auch differenziert analysiert werden: Nach den Jahren, in denen Big Data diskutiert wurde, gewinnt also die Auswertung der Daten an Bedeutung und viele Firmen legen den Fokus auf Data Science. In immer komplexeren Datenstrukturen der heutigen Zeit kann nur derjenige, der Data Science nutzt, den individuellen Ansprüchen seiner Kunden gerecht werden und sein Marketing erfolgreich aufstellen.