Was war das für ein Jahr! Lange musste die Marketing-Tech-Szene auf ihren iPhone-Moment warten. Im Jahr 2023 ist es passiert, einfach so. Plötzlich ist eine Künstliche Intelligenz massentauglich. Sie kann von Jedem ohne Programmierkenntnisse bedient und eingesetzt werden. ChatGPT ist zweifelsohne der Shootingstar des Jahres und zog sich thematisch durch alle Quartale des Tech Tuesday.
Und weil es so einfach ist, wird generative KI überall eingesetzt: Kampagnen-Produktion mit Fotoshooting und Jetset um die halbe Welt für sechsstellige Euro-Beträge? Schnee von gestern. So etwas kann man jetzt für 10 Euro haben – und es dauert keine drei Monate, sondern nur ein paar Minuten. Neues Logo? Kein Problem. Besserer Kundenservice? Lässt sich sofort für ohne Mehrkosten umsetzen. Eine SEO-optimierte Landingpage? Ist in zwei Minuten fertig.
Wofür Marketing-Fachleute früher viel Geld und Schweiß investieren mussten, das erledigen ChatGPT & Co. jetzt quasi im Vorübergehen. Noch wird diese Entwicklung gern gesehen, weil die Branche weiterhin unter einem Fachkräftemangel leidet. Aber man darf schon jetzt gespannt sein, ob und wann die Stimmung dreht.
2023: Retail Media und Programmatic im Aufwind
Neben Künstlicher Intelligenz gab es zum Glück weitere spannende Themen, die uns durch das Marketing-Tech-Jahr begleitet haben und immer wieder aufhorchen ließen. So wie Retail Media – momentan eines der wenigen Wachstumsfelder im Marketing. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft hatte die Bedeutung dieses Segments schnell erkannt und startete mit einem neuen Fachkreis, dem Retail Media Circle (RMC) in das neue Jahr, um Standards und Transparenz für den jungen Markt zu schaffen.
Auch für das Programmatic Advertising war 2023 ein gutes Jahr. Die automatisierten Buchungen und Auslieferungen kommen jenseits des Online-Display-Advertising immer mehr in Mode. Programmatic Digital-Out-Of-Home und Programmatic Audio waren wichtige Gesprächsthemen auch unter Tech-Experten. Nicht zu vergessen die immer wieder verschobene Abschiedstour der Drittanbieter-Cookies. Wir werden sie Mitte 2024 (diesmal wirklich) zum letzten Mal wiedersehen, dann sperrt auch Google die Datenkekse aus.
Neu war in 2023, dass sich die Tech-Szene erstmals sehr ausführlich mit einem Thema auseinandersetzte, das sich über alle Kanäle und Technologien zog: Die Nachhaltigkeit. Immer mehr Marketer haben jetzt auch das Klima und unseren Planeten auf der Agenda. Endlich. Man sieht nun genauer hin, wenn es um CO2-Emissionen von Werbekampagnen, Nachhaltigkeit in der hoch technologisierten Media-Lieferkette oder grüne Mediapläne geht.
Elon vs. Mark: Wer hat die beste Plattform?
Und eines – oder besser gesagt einer – durfte in diesem Jahr auch nicht fehlen: Elon Musk. Nicht nur, dass er die Marke Twitter beerdigte, mit einem markigen X ersetzte und es sich mit Nutzer*innen – und vor allem mit wichtigen Werbekunden endgültig verscherzte, weil es bei der Markensicherheit extreme Defizite auf der Plattform gibt. Hinzu kam ein bizarrer PR-Streit mit Meta-Boss Mark Zuckerberg, der auf X ausgetragen seltsame Blüten trieb, und in einem Octagon-Käfigkampf geklärt werden sollte.
Eine tolle Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hielt die Multimilliardäre in den Schlagzeilen der weltweiten Tech-Szene. Der Kampf wurde abgesagt. Mal schauen, was die beiden im kommenden Jahr aus ihrer Trickkiste holen, denn noch kostengünstiger kann Werbung nicht sein. Doch ob ein verbaler Schlagabtausch künftig auch wieder auf X ausgetragen wird? Mark Zuckerberg hat sicher etwas dagegen. Erst vor wenigen Tagen hat er seine Meta-Plattform Threads auch in Europa gestartet. Gegenüber X ist er deutlich im Vorteil. Da sich Nutzer*innen auch über ihr Instagram-Konto für Threads anmelden können, ist die Einstiegshürde äußerst niedrig.
2023 war für die Marketing- und Tech-Szene ein äußerst bewegtes Jahr. Insbesondere die Entwicklungen rund um Big Tech werden uns auch 2024 in Atem halten. Aber halt: Vielleicht macht auch die EU-Kommission das Rennen. Mit dem Digital Service Act (DSA), dem Digital Markets Act (DMA) und dem Artificial Intelligence Act (AI Act) haben die EU-Regulatoren das ganz große Besteck ausgepackt, um Big Tech Grenzen aufzuzeigen. Im kommenden Jahr wird man erste Umsetzungsergebnisse sehen – oder eine Klagewelle. Sicher ist nur eines: In der Marketing-Tech-Szene bleibt es spannend und sie wird auch 2024 für reichlich Gesprächsstoff sorgen.
In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!
Der Tech Tuesday verabschiedet sich nun in die Weihnachtspause. Haben Sie geruhsame Feiertage und kommen Sie gut ins Neue Jahr! Am 9. Januar 2024 geht die spannende Reise durch die Marketing-Tech-Welt weiter.