Von Gastautor Matthias Wesselmann, Vorstand der fischerAppelt AG
315 Tech-Trends auf einen Schlag. So viele umfasst der 12. Trend Report der US-amerikanischen Futuristin Amy Webb. Natürlich stellte die Gründerin des Future Today Institute nicht alle in ihrem Vortrag auf der SXSW vor, doch die Summe zeigt, wie bedeutend Technologie für die Zukunft von Marken und Unternehmen selbst ist und künftig sein wird.
Was nicht zu den Trends wie Smart Home, automatische Gesichtserkennung oder Hearables mit biometrischen Sensoren zählt: AI. Diese Technologie ist für Webb längst kein Trend mehr, sondern vielmehr Basis für eine Vielzahl aktueller Entwicklungen. Vorträge wie diese sind es, für die sich die SXSW lohnt und die auch im Nachgang in Gesprächen mit Kunden oder Kollegen helfen, den Fokus richtig zu setzen und sich nicht an Buzzwords wie AI zu halten. Den Trend-Report stellt Webb übrigens als Download kostenlos zur Verfügung.
Ausblick auf das Entertainment der Zukunft
Nicht nur die Entwicklungen in den verschiedenen Branchen, auch die Visionen neuer Unternehmen wie Quibi (kurz für „Quick bites”) gehören zur SXSW. Mit der Videofirma haben der Gründer von Dreamworks Animation, Jeffrey Katzenberg, und Ex-HP-Chefin Meg Whitman einiges vor. Mit Content für Smartphones in „Game of Thrones“-Qualität mit einer Länge von höchstens zehn Minuten zielen sie auf 18- bis 35-jährige Nutzer, die unterwegs auf ihrem Smartphone genau solche Inhalte konsumieren wollen.
Experiential Marketing at its best
Apropos Serien. Einen der kreativsten Markenauftritte legt in diesem Jahr Amazon Prime hin. Für seine neue Serie „Good Omens“, in der Gott und Teufel gegeneinander antreten, setzt der Online-Riese ganz auf Experiential Marketing. Im „Garden of earthly Delights“ treffen Besucher Charaktere aus der Serie, können sich im Stil der Serie frisieren lassen oder mithilfe einer Green Box das Serienplakat nachstellen. Getränke, Essen und Live-Acts gehören hier selbstverständlich auch zum Programm. Mit Sicherheit werden die Zuschauerzahlen beim Serienstart Ende Mai belegen, dass sich dieser Aufwand gelohnt hat.
To dos für deutsche Marken
Derlei beeindruckende Inszenierungen sucht man bei deutschen Unternehmen auf der diesjährigen SXSW zumeist vergebens – trotz hervorragender Lage einiger Auftritte in unmittelbarer Nähe des Convention Centers. Und das, obwohl Deutschland bei den Besucherzahlen als Nation ganz vorne mit dabei ist. Die Hausaufgaben für die nächste SXSW stehen damit fest: Nicht nur Inspiration von anderen in Austin suchen, sondern selbst Inspirationen bieten und Deutschland als das zeigen, was es ist: ein kreatives und technologisch innovatives Land mit tollen Unternehmen.
Einen Lichtblick lieferte zumindest Smart mit einer kurzen, aber eindrucksvollen Experiential-Marketing-Inszenierung: Eine Drohne, verkleidet als Smart in „Lebensgröße“, die Austins Partymeile 6th Street entlang flog.
Also: Augen auf in den nächsten Tagen und Ideen für nächstes Jahr sammeln.