Die Ausgangslage: Vater Kurt Stürken überließ seinem Sohn Axel im Jahr 1997 ein profitables und wirtschaftlich gesundes Unternehmen mit rund zwölf Millionen Euro Umsatz. Problem nur: Die Leuchtturm Gruppe war zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger perspektivlos. Rund 95 Prozent seines Umsatzes erzielte das Unternehmen aus Geesthacht im Osten Hamburgs mit dem Verkauf von Briefmarkenalben – einem nicht gerade zukunftsfähigen Geschäft, stand doch das Zeitalter der Digitalisierung vor der Tür.
Seit 2003 leiten Axel und sein jüngerer Bruder Max Stürken als geschäftsführende Gesellschafter die Leuchtturm Gruppe gemeinsam. Aus einem Briefmarkenalben-Verlag entwickelten sie ein globales Mehrmarken-Unternehmen mit einem diversifizierten Geschäftsmodell. Umsatz 2019: rund 65 Millionen Euro.
Im Jahr 2020 besteht die Markenwelt der Leuchtturm Gruppe aus drei Bereichen, die jeweils etwa einen Drittel zum Umsatz beisteuern:
- Sammelsysteme: Leuchtturm (Münzen und Briefmarken)
- Schreibwaren: Leuchtturm 1917 (Notizbücher und Kalender), Semikolon (Fotoalben, Notizbücher und Schachteln), Treuleben (Notizbücher, Kalender und Kleinlederwaren), Legendär (Schreibgeräte, Dokumentenmappen, Etuis und Schreibtisch-Accessoires)
- Versand- und Einzelhandel: Torquato (Versandhaus für hochwertige Konsumgüter), Bethge (Concept Store für Schreibgeräte, Papier und Lederwaren)
Zum Kundenstamm der Leuchtturm Gruppe zählen zum Beispiel:
- Fachhandel für Briefmarken und Münzen
- Schreibwaren- und Buchhändler
- Postanstalten
- Münzprägestätten
- Spezialversender für Briefmarken und Münzen
- Endkunden
Die Inhaltliche Klammer: „Wofür steht denn jetzt die Leuchtturm Gruppe im Speziellen?„
Das Portfolio der Leuchtturm Gruppe wirkt auf den ersten Blick heterogen. Und das ist es im besten Sinne eines diversifizierten Geschäftsmodells auch, um beispielsweise schwierige Zeiten wie die der aktuellen Corona-Krise überleben zu können. Bei genauerem Hinsehen allerdings wird deutlich, dass alle Geschäftsbereiche der Leuchtturm Gruppe ein gemeinsames Element haben.
Die inhaltliche Klammer für alle Produkte der Leuchtturm Gruppe haben die Stürken-Brüder 2019 in einem mehrmonatigen Prozess gemeinsam mit externer Hilfe der Hamburger Beratungsagentur „STURM und DRANG“ herausgearbeitet, den Axel Stürken im Nachhinein als „sehr intensiv und sehr interessant“ beschreibt: „Wir haben in unserem Führungskreis viele grundlegende Fragen diskutiert. Was sind beispielsweise die Werte, die uns verbinden? Ehrlich gesagt kommt da dann schon sehr viel Generisches raus.“ Max ergänzt: „Das waren alles gute Absichten wie ‚Wir sind leidenschaftlich‘ oder ‚Wir wollen unsere Kunden gut behandeln‘. Aber das reichte uns nicht, unsere Kernfrage war tiefgehender: Wofür steht denn jetzt die Leuchtturm Gruppe im Speziellen?“
Das Leitmotiv: „The Beauty Of The Real Things.„
Herausgekommen ist schließlich ein Unternehmens-Credo, das in der digitalen Welt des 21. Jahrhunderts anachronistisch und erfrischend zugleich ist: „Wir machen analoge Produkte für eine analoge Welt.“ Oder auf Englisch und in Form eines Leitspruchs: „The Beauty Of The Real Things.“
„Es geht dabei gar nicht zwingend um being non-digital. Vielmehr glauben wir an die analogen Bedürfnisse der Menschen, weil sie eben in der realen Welt und nicht im Cyberspace leben“, erklärt Axel Stürken und ergänzt: „Die Menschen müssen essen, sich anziehen und sie wollen Dinge wie zum Beispiel Notizbücher in die Hand nehmen. Sie interessieren sich dafür, wie diese Dinge aussehen, sich anfühlen, dass sie lange halten, dass sie gut riechen. Das ist das, was uns eint: Der Briefmarkensammler kann sich da genauso wie ein Kunde von Bethge wiederfinden – und unsere Mitarbeiter ebenfalls.“
Zugleich hatte die Definition eines solchen Leitmotivs für die beiden Brüder auch etwas Erleichterndes: „Im Nachhinein haben wir damit das aufgeschrieben, was wir hier im Prinzip in einem iterativen Prozess und mehr oder weniger ohne einen Masterplan über zwei Jahrzehnte gemacht haben“, sagt Max Stürken.
Kompass für die Zukunft
Der nachträglich entworfene Leitspruch ist einerseits innerbetrieblich sinnstiftend und andererseits eine Dokumentation für eine konsistente Produktpolitik der Leuchtturm Gruppe in den vergangenen zwanzig Jahren. „The Beauty Of The Real Things“ soll darüber hinaus auch die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens sein. „Jetzt haben wir einen Kompass für die nächsten zwanzig Jahre und können dadurch noch besser und schneller beurteilen, ob diverse geschäftliche Ideen zu uns passen oder wir sie wieder verwerfen“, sagt Axel Stürken.
Einen ausführlichen Artikel zum Best Practice der Leuchtturm Gruppe lesen Sie in der Mai-Ausgabe der absatzwirtschaft, die Sie hier bestellen können.