Das Marktforschungsinstitut Kantar hat 7000 Erwachsene in den G7-Ländern Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, Japan und USA zu den gesellschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus und den Reaktionen der Regierungen befragt. Die Ergebnisse zeigen insgesamt eine hohe Unterstützung für staatliche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit der öffentlichen Gesundheitssysteme. Diese getroffenen Maßnahmen stoßen, trotz ihres erheblichen Eingriffs in die persönliche Freiheit, auf viel Verständnis bei den Bürgerinnen und Bürgern.
Die folgenden vier Charts zeigen die wichtigsten Ergebnisse:
Corona-Krise führt zu Nachfragexplosion im Handel
Die Corona-Krise hat in Deutschland laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes zu einer Nachfrageexplosion bei Desinfektionsmitteln, Toilettenpapier und Seife geführt. Demnach war die Nachfrage nach Seife in der vergangene Woche mehr als vier mal so hoch wie im Durchschnitt der vorangegangenen sechs Monate, die Nachfrage nach Toilettenpapier mehr als drei mal so hoch. Auch die Nachfrage nach Nudeln, Mehl, Zucker, Reis und passierten Tomaten war in der vergangenen Woche mehr als doppelt so hoch wie normal.
Die Absatzzahlen ausgewählter Lebensmittel und Hygieneartikel schnellten der Behörde zufolge bereits in der letzten Februarwoche erstmals in die Höhe. Damals hätten sich die Verkaufszahlen für Mehl, Seife und Nudeln plötzlich mehr als verdoppelt. Die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln stieg in der ersten Märzwoche kurzzeitig auf mehr als das Achtfache des üblichen Niveaus. Danach brach der Absatz allerdings wieder ein und lag zuletzt nur noch bei der Hälfte des Üblichen. „Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Produkt vorübergehend praktisch ausverkauft war“, betonten die Statistiker.
Jeder Dritte legt Lebensmittelvorräte an
Rund jeder dritte Verbraucher in Deutschland hat in der vergangenen Woche angesichts der Corona-Krise seine Lebensmittelvorräte aufgestockt. Bei Hygieneartikeln kaufte dagegen nur jeder Sechste mehr als sonst. Das ist das Ergebnis eines „Corona Consumer Checks“, für den das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) 1000 repräsentativ ausgewählte Personen befragte.
Der Onlinehandel profitierte laut IFH allerdings zunächst nur wenig von der Krise. Nur 13 Prozent der Befragten gab an, Einkäufe, die sie normalerweise im Geschäft erledigen, online getätigt zu haben. Vor allem jüngere Konsumenten hätten diese Möglichkeit genutzt, berichtete das IFH.
Fast alle Händler wollen Staatshilfen
Ein Großteil der Einzelhändler in Deutschland baut bei der Bewältigung der Corona-Krise auf Staatshilfen. Bei einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland gaben über 90 Prozent der 600 befragen Unternehmen an, staatliche Hilfen in Anspruch nehmen zu wollen oder dies bereits zu tun. Nach HDE-Schätzungen sind aktuell bis zu 300.000 der 450.000 Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland geschlossen. „Die Lage ist dramatisch. Auch wenn der Handel in dieser Situation kreativ ist, wird es einer großen Zahl von Betrieben ohne staatliche Soforthilfen nicht gelingen, die Krise zu überstehen“, sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Von entscheidender Bedeutung seien dabei kurzfristig, unbürokratisch gewährte Hilfen, die beim Handel schnell ankämen.
Rund zwei Drittel der befragte Unternehmen bauen nach eigenen Angaben in der aktuellen Situation Angebote wie den Onlinevertrieb über Marktplätze oder den eigenen Webshop aus. Viele Unternehmen böten außerdem nun einen Lieferservices an oder nutzten Social-Media-Kanäle, wie Instagram oder Facebook, um ihre Kunden zu erreichen.
Mitglieder des Maketingverbands verzeichnen Umsatzeinbußen
Auch der Deutsche Marketingverband (DMV) hat seine Mitglieder zu den Auswirkungen von Corona befragt. Beteiligt haben sich insgesamt 170 Unternehmer aus den 65 Marketing Clubs. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- 74 Prozent der Befragten verzeichnen bereits Umsatzeinbußen für ihr Unternehmen
- 38 Prozent haben bereits Marketingbudgets gestrichen, 32 Prozent prüfen dies derzeit und 31 Prozent wollen im Moment keine Marketingmittel streichen
- im Durchschnitt liegen die Budgetkürzungen bei knapp 36 Prozent, in der Tendenz kürzen kleinere Unternehmen eher als Großunternehmen
- diejenigen, die Budgets investieren, tuen dies fast ausschließlich in digitale Maßnahmen wie Live-Streams, Webinare, Social Media und virtuelle Messestände
Mehrheit der Verbraucher akzeptiert Gutscheine statt Rückerstattung
Die Verbraucher verzichten derzeit notgedrungen auf Konsum, Freizeitbeschäftigung und Unterhaltung, was die Anbieter und Dienstleister enorm belastet. Konzerte und Live-Events sind abgesagt, Fitnessstudios und Sportvereine geschlossen. Ihr Geld zurück möchten laut einer YouGov-Umfrage allerdings nur 28 Prozent der Abonnenten und Mitglieder. Der Hälfte der insgesamt 2035 Befragten (52 Prozent) reicht es demnach, wenn sie stattdessen Gutscheine oder ähnliche Zusatzleistungen erhalten.
Alternative digitale Freizeitangebote finden bislang nur bei einer Minderheit Anklang: So würden 20 Prozent aller Befragten digitale Koch- oder Sportkurse oder auch Sprach- oder Musikunterricht per Video in Anspruch nehmen, 18 Prozent würden sich kulturelle Veranstaltungen als Stream ansehen. Männer (21 Prozent) würden diese Option häufiger nutzen als Frauen (15 Prozent).
Menschen brauchen mehr als ein Thema, das sie Tag und Nacht beschäftigt
Die Agenturgruppe pilot hat als neue Studienreihe den pilot Radar „Markenkommunikation in Zeiten von Corona“ aufgesetzt, der auf Basis von wöchentlich 1000 repräsentativen Online-Interviews die Einstellungen und Verhaltensweisen der Deutschen erhebt und damit Veränderungen und Trends im Verlauf der Krise aufspürt. Ziel ist es, daraus resultierend Empfehlungen für die Kommunikationsbranche abzuleiten.
Aus den Ergebnissen der ersten Befragungsrunde folgert die pilot-Geschäftsführerin Martina Vollbehr: Gerade in Zeiten der sozialen Abschottung und von Ausgangsbeschränkungen suchten Menschen Ablenkung. Sie brauchten mehr als ein Thema, das sie Tag und Nacht beschäftigt und ihnen zunehmend Sorgen bereit. Natürlich überwiege der tiefliegende Wunsch nach Sicherheit und Gesundheit, gleichzeitig aber steige das Bedürfnis nach Anregung und Unterhaltung. Marken sollten darauf reagieren: „Insbesondere jüngere Zielgruppen, die schon fast verloren waren, können wir jetzt wieder im linearen TV erreichen“, so Vollbehr. „Gleichzeitig ist der Bedarf nach Dialog sehr groß, gekoppelt mit einer steigenden Nachfrage nach Unterhaltung und Inspiration.“
mit Matierial von der dpa