Corona beflügelt die Nutzung von Mobile Apps
Der Report „The State of Global Mobile Engagement 2020“ hat mobile Trends im Vorjahresvergleich analysiert und zeigt Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die mobile App-Nutzung auf.
Airship, ein Anbieter im Bereich Customer Engagement, hat für den Report Daten von Hunderten von Millionen einzelner aktiver App-Nutzer weltweit ausgewertet, um herauszufinden, wie die Corona-Pandemie das Nutzerverhalten der Menschen beeinflusst hat. Dazu wurden zwei Studien ausgewertet und miteinander verglichen: eine aus der Zeit vor der Pandemie, bestehend aus Daten von Februar 2019 bis Februar 2020, und eine weitere von März bis Juni 2020. Die Ergebnisse im Überblick:
- Location-Opt-In-Raten verzeichnen Wachstumstrend: Seit Beginn der Pandemie im März ist die durchschnittliche Nutzung von standortbezogenen Diensten jeden Monat gestiegen. Die durchschnittlichen Location-Opt-In-Raten, also die Anzahl der Nutzer, die ihren Standort über Apps freigeben, stiegen bis einschließlich Juni weltweit um satte 39 Prozent. Ein Wert, der seit 2018 nicht mehr erreicht wurde und mit Einführung der DSGVO rückläufig war — vor der Pandemie gingen diese Zahlen sogar um weitere 2,5 Prozent auf 7,7 Prozent zurück.
- Mobile App-Nutzung hat während der Pandemie enorm zugelegt: Von März bis Juni stiegen sowohl die App-Öffnungsraten pro Nutzer als auch die durchschnittlichen direkten Öffnungsraten nach Erhalt einer Push-Nachricht weltweit um 29 Prozent gegenüber den Zahlen im Februar.
Im Vergleich mit der Vorjahresanalyse zeigen die neuen Werte einen deutlichen Wachstumstrend auf. Zwar ist die globale App-Nutzung im letzten Jahr um 30 Prozent gestiegen, jedoch ging die durchschnittliche Anzahl der Öffnungsraten pro Nutzer um 28,5 Prozent zurück – global auf 17,6 App-Öffnungen pro Nutzer pro Monat. Ähnlich sanken die globalen durchschnittlichen Öffnungsraten von 6,44 Prozent auf 6,35 Prozent (-1,4 Prozent).
Starke regionale Unterschiede: Die Kennzahlen für das Engagement im Bereich mobiler Apps variieren auf regionaler Ebene, von reiferen Märkten bis hin zu sich schnell entwickelnden Mobile First-Märkten – sowie auch nach Branchen. Unter den 41 betrachteten Ländern ergaben sich von März bis Juni 2020 der höchste Zuwachs bei den Standort-Opt-In-Raten in Indien, Rumänien, Mexiko, Japan und Brasilien. Großbritannien folgt an sechster Stelle, die USA verzeichnen die neunthöchste Wachstumsrate.
Zu den Ländern mit dem höchsten Wachstum in den durchschnittlichen direkten Öffnungsraten nach Erhalt einer Push-Nachricht zählen Südafrika (+147 Prozent), Österreich (+92 Prozent), Taiwan (+69 Prozent), Belgien (+64 Prozent) und Frankreich (+63 Prozent). Das heißt, Kunden zeigten eine deutlich höhere Bereitschaft, Push-Nachrichten von Marken zu öffnen und mit ihnen direkt zu interagieren.
- Nördliche und Westeuropäische Länder liegen bei der App-Nutzung vorne: Mit Blick auf Europa, zeigt sich, dass Nutzer innerhalb der nördlichen und westeuropäischen Länder wie Schweden, Dänemark und Belgien den höchsten Anstieg bei der Nutzung mobiler Apps verzeichnen. Die Anzahl der Apps, die während der Pandemie pro Nutzer geöffnet wurden, stieg um über 50 Prozent im Vergleich zu den Nutzergewohnheiten vor dem Lockdown. In Deutschland, Österreich und der Schweiz war der Anstieg deutlich geringer: Hier liegt die Schweiz mit knapp 35 Prozent vor Österreich (17,3 Prozent) und Deutschland bildet das Schlusslicht mit (15,7 Prozent).
Methodik: Die Benchmark-Studie von Airship analysiert aggregierte Verhaltensweisen globaler App-Nutzer, die im Februar 2019 (568 Millionen) und Februar 2020 (744 Millionen) aktiv waren und vergleicht sie mit allen aktiven Nutzern im Zeitraum von März bis Juni 2020. Mit einbezogen wurden Unterregionen und Industriesparten mit mindestens zehn Millionen Nutzern im Februar 2020. Für Länder lag der Mindestwert bei eine Million Nutzer im gleichen Monat.
Jetzt den vollständigen Report „The State of Global Mobile Engagement 2020“ downloaden.
Noch viel Luft nach oben im digitalen Marketing
Die vom Deutschen Dialogmarketing Verband veröffentlichte Studie „Digital Marketing Benchmarks 2020“ (ehemals Digital Marketing Monitor) hat untersucht, wie deutschsprachige Unternehmen im digitalen Marketing aufgestellt sind. Dabei wurden über 5000 deutschsprachige Top-Unternehmen aus neun Branchen und 213 Sektoren anhand von 95 Kriterien hinsichtlich ihres digitalen Marketings analysiert.
Die Kernergebnisse der Studie im Überblick:
- Vier von zehn Unternehmen verzichten auf Multichannel: Nur sechs von zehn Unternehmen setzen sowohl Social-Media-Marketing, E-Mail-Marketing, SEA als auch die Möglichkeit der aktiven Leadgenerierung von Interessenten ein. Dies entspricht einer Steigerung von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.
- Suchmaschinen bleiben weiterhin der beliebteste Paid-Kanal: Kein anderer Online-Kanal wird so oft zum Schalten bezahlter Anzeigen genutzt wie Suchmaschinen: Mit einem Nutzungsgrad von 69 Prozent (Vorjahr: 60 Prozent) liegt „Search“ weit vor Facebook, Instagram oder Display-Advertising.
- Immer mehr Unternehmen nutzen Instagram: Kein anderes soziales Netzwerk hat im Vorjahresvergleich so ein großes Wachstum erreicht. Die Nutzung von Instagram ist bei den 5000 Top-Unternehmen um 14 Prozent gestiegen.
- Videocontent erfreut sich hoher Beliebtheit bei Unternehmen: 92 Prozent der Unternehmen betreiben einen Youtube-Kanal. Weitere 53 Prozent der Untersuchten, die auf Instagram aktiv sind, nutzen IGTV, um ihre Zielgruppen mit Video-Content anzusprechen.
Die der Studie zugrunde liegenden Daten wurden von Absolit Dr. Schwarz Consulting, Acoonia, Publicare Marketing Communications und Searchmetrics erhoben.
Deutschland verliert Boden bei digitaler Wettbewerbsfähigkeit
Deutschland verliert bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit laut einer neuen Studie an Boden. Die Bundesrepublik fiel in einer renommierten Rangliste auf den 18. Platz unter 63 Ländern zurück. 2016 lag sie noch auf Platz 15, wie die private Wirtschaftshochschule IMD in Lausanne in der Schweiz am Donnerstag berichtete. Die Ökonomen untersuchen, wie stark Länder auf digitale Technologien setzen. Das könne ein wichtiger Indikator dafür sein, wie gut Länder durch die Corona-Pandemie kommen, so die Hochschule. Auf den ersten Plätzen standen die USA, Singapur und Dänemark, das den Platz mit Schweden tauschte.
„Deutschland hat zwar eine exzellente Forschung und gute Talente, aber es kommt bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit nicht richtig in die Gänge“, sagte IMD-Chefvolkswirt Christos Cabolis der Deutschen Presse-Agentur. „Es hapert zum Beispiel an der technologischen Infrastruktur und an Investitionen in die Telekommunikation. Aber zu viele Deutsche kennen sich auch im digitalen Raum zu wenig aus. Da haben die Bildungsmaßnahmen bisher noch nicht genug gebracht.“
Entsprechend landete Deutschland etwa bei den digitalen Fähigkeiten, der Entwicklung und Anwendung neuer Technologien, der Verfügbarkeit drahtlosen Breitbandinternets und elektronischen Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger auf den hinteren Plätzen. Unter den ersten zehn sind neben den vier genannten Ländern auch Hongkong, Schweiz, die Niederlande, Südkorea, Norwegen und Finnland. Es waren dieselben Top 10 wie im vergangenen Jahr, mit leichten Platzverschiebungen.
Autohersteller halten sich mit Rabatten zurück
Auf dem deutschen Automarkt halten sich die Hersteller mit Neuwagenrabatten weiter zurück. Das geht aus der jüngsten Ausgabe des regelmäßig erstellten Auto-Monitors des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer hervor. Es würden Herstellungskapazitäten abgebaut, statt den Markt mit hohen Anreizen aufzupumpen. Nicht nur bei den stark geförderten Elektroautos seien eher knappere Lagerbestände und lange Lieferfristen zu beobachten.
Die bei Internet-Angeboten ausgewiesenen Rabatte für die 30 populärsten Modelle gingen der Studie zufolge leicht auf 19,5 Prozent des ursprünglichen Listenpreises zurück. Gleichzeitig meldeten Hersteller und Händler aber einen vom Vormonat um 1,6 Punkte gestiegenen Anteil von 23,8 Prozent der Neuwagen auf eigene Rechnung an. Solche Autos werden in der Regel nach kurzer Zeit zu so genannten Hauspreisen in den Markt gedrückt. Die Preise für die neuartigen Auto-Abos einschließlich Wartung und Versicherungen blieben weitgehend stabil. Im Vergleich zu den Vorjahren seien die Preisnachlässe auf einem niedrigeren Niveau.
Dudenhöffer rechnet mit einem weiteren Stellenabbau bei den Herstellern, die derzeit noch das Kurzarbeitergeld nutzten, um die Kosten abzufedern. Anschließend werde man in die Abfindungsprogramme gehen oder gar zu betriebsbedingten Kündigungen schreiten. „Das Klima wird härter“, folgert Dudenhöffer.
Vorbehalte der Verbraucher gegen KI nehmen ab
Die Menschen in Deutschland stehen Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) nicht mehr so skeptisch gegenüber wie noch vor drei Jahren. Bei einer am Montag in Berlin veröffentlichten Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sagten rund zwei Drittel (68 Prozent), dass sie KI eher als Chance sehen. Nur 29 Prozent der Befragten sagten, dass sie KI eher als Gefahr einschätzen. Bei einer Umfrage im Jahr 2017 lagen Befürworter und Skeptiker noch gleichauf.
Die Akzeptanz von KI variiert aber stark je nach Einsatzgebiet. So befürworten 75 Prozent der Menschen in Deutschland einen Einsatz in der Pflege, 73 Prozent in Ämtern und Behörden, 67 Prozent in der Medizin und 54 Prozent in den Personalabteilungen. Dabei befürchtet allerdings knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent), dass eine KI Bewerber ohne sachlichen Grund ablehnt, weil etwa der Algorithmus bestimmte Personen diskriminiere. Bei der Betreuung von Kleinkindern sind nur 38 Prozent der Meinung, dass KI eingesetzt werden sollte.
Umstritten ist die Frage, welche Rolle KI im Verkehr spielen soll. Drei Viertel (76 Prozent) gehen davon aus, dass sich KI-unterstützte Warnsysteme im Auto in den kommenden zehn Jahren durchgesetzt haben werden. 60 Prozent rechnen innerhalb von zehn Jahren mit dem Durchbruch selbstfahrender Busse auf den Straßen. Aber nur 44 Prozent erwarten selbstfahrende U- oder S-Bahnen, 39 Prozent Fernzüge und 37 Prozent selbstfahrende Lieferwagen. Autonome Autos können sich 30 Prozent innerhalb von zehn Jahren auf deutschen Straßen vorstellen. Autonom fliegende Passagierflugzeuge in den nächsten zehn Jahren erwarten dagegen nur sechs Prozent, obwohl in diesem Bereich Autopilot-Systeme bereits eine große Rolle spielen.
Wenn die KI im Auto komplett das Steuer übernimmt, sehen viele Menschen schwarz: Nur jeder Dritte (36 Prozent) sagt, selbstfahrende Autos würden schwere Unfälle und viele Tote vermeiden. Aber deutlich mehr (57 Prozent) gehen davon aus, dass es durch selbstfahrende Autos vermehrt zu schweren Unfällen mit vielen Toten kommen wird. „Dabei ist gerade die zusätzliche Sicherheit einer der wichtigsten Gründe für die Entwicklung autonomer Fahrzeuge“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Er verwies auf die amtliche Unfallstatistik: „Aktuell werden 9 von 10 Unfällen mit Verletzten oder Toten in Deutschland durch menschliches Fehlverhalten verursacht.“
Start-ups wollen in der Krise weniger Mitarbeiter einstellen
Angesichts der Corona-Krise wollen deutsche Start-ups weniger neues Personal einstellen. Mehr als 90 Prozent möchten in den kommenden zwölf Monaten im Durchschnitt sechs neue Mitarbeiter engagieren, zeigt eine Umfrage des Bundesverband Deutsche Startups, der Beratungsgesellschaft PwC und der Universität Duisburg-Essen. Bei der Umfrage vor einem Jahr hatten die Firmen noch angegeben, im Schnitt acht neue Mitarbeiter einstellen zu wollen. An der Studie nahmen knapp 2000 Start-ups teil.
Drei Viertel der befragten Start-ups sehen sich von der Corona-Pandemie in ihren Geschäften beeinträchtigt. Zu schaffen mache ihnen angesichts zurückhaltender Verbraucher vor allem der Vertrieb und die Kundengewinnung (68 Prozent) – 13 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Auch die finanziellen Bedingungen bezeichnen viele Gründer als schwierig: 43 Prozent halten die Kapitalbeschaffung für herausfordernd (2019: 38 Prozent). Mit 32 Prozent sehen zudem mehr Start-ups die Liquidität als ein Problem (plus 18 Prozentpunkte).
„Start-ups sind wie die gesamte Wirtschaft von der Corona-Pandemie betroffen“, sagte Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutsche Start-ups. Nur wenige der Firmen wollten aber Personal abbauen, um Kosten zu sparen.
Die Bundesregierung hatte im April angekündigt, Start-ups mit zwei Milliarden Euro in der Corona-Krise zu helfen. Damit solle die Wagniskapitalfinanzierung erweitert werden. Der relativ schwierige Zugang zu Geld von Investoren hierzulande gilt als entscheidender Grund, warum die deutsche Start-up-Branche der Konkurrenz in den USA, Israel oder Großbritannien oft hinterherhinkt.
Start-ups in Deutschland zeichnen sich laut der Studie durch eine große Internationalität aus. Zwei von zehn Gründern haben demnach Migrationshintergrund. 27 Prozent der Mitarbeiter haben ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands, in Berliner Start-ups sind es sogar 43 Prozent. Zugleich spielen umweltspezifische und soziale Motive bei Gründungen eine große Rolle: 43 Prozent der Start-ups ordnen ihre Produkte und Angebote der Green Economy zu. An der Männerdominanz in der Gründerszene hat sich hingegen wenig geändert: Der Frauenanteil ist im Jahresvergleich kaum gestiegen – von 15,7 auf 15,9 Prozent.
Einzelhandel mit Umsatzplus – aber nicht alle Bereiche profitieren
Deutschlands Einzelhändler kommen mehr und mehr aus dem Corona-Tief. Im August stiegen die Umsätze zum Vorjahresmonat bereinigt um Preiserhöhungen (real) um 3,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Nominal gab es ein Plus von 5,2 Prozent – obwohl der August 2019 sogar einen Verkaufstag mehr hatte. Auch von Juli auf August 2020 gab es sowohl real als auch nominal mehr als drei Prozent Zuwachs.
Im Vergleich zum Februar, dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, waren die Erlöse der Einzelhändler nach Berechnungen der Wiesbadener Statistiker im August real um 5,8 Prozent höher.
Eine mögliche Erklärung für den Aufwärtstrend ist die Senkung der Mehrwertsteuer. Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzufedern und den Konsum anzukurbeln, hat die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz vom 1. Juli an für ein halbes Jahr verringert: von 19 auf 16 Prozent beziehungsweise von sieben auf fünf Prozent.
Das größte Umsatzplus zum Vorjahresmonat mit real 23 Prozent und nominal 24,4 Prozent erzielte nach Angaben des Bundesamtes der Internet- und Versandhandel, dem die Corona-Krise einen Schub verliehen hatte. Auch Möbel, Haushaltsgeräte und Baubedarf sind gefragt, hier gab es im August ein Umsatzplus von real 8,1 Prozent. Noch nicht wieder auf Vorjahresniveau ist dagegen zum Beispiel der Handel mit Bekleidung und Schuhen. In diesem Bereich fielen die Umsätze im August real um 10,1 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor.
mit Material von der dpa