Studien der Woche: Chefwechsel, Chatbots und kauffreudige Touristen

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. Die absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.
Touristen suchen in Deutschland nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern auch Shopping-Erlebnisse, die sie zu Hause oder online nicht finden.

Top 1: Ausländische Touristen erfreuen Einzelhandel

Die Zahl ausländischer Touristen in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren fast um die Hälfte vergrößert. Davon profitiert nicht zuletzt der stationäre Einzelhandel. Bei Nicht-EU-Touristen, die in den Genuss von Tax-Free-Shopping kommen, beträgt das Wachstum im gleichen Zeitraum sogar 75 Prozent, wie aus der Studie „Shopping-Tourismus“ hervorgeht, die das EHI Retail Institute im Auftrag von Global Blue durchgeführt hat.

Quelle: EHI-Whitepaper Shopping-Tourismus 2019, Datengrundlage: Statistisches Bundesamt 2008 bis 2019

Der Umsatz mit Tax-Free-Einkäufen betrug im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Euro. Rund 41 Prozent davon entfielen auf chinesische Touristen. Dahinter folgen Russland mit zwölf Prozent und die Golf-Staaten mit knapp elf Prozent. Mehr als jeden zweiten Euro gaben die Touristen von außerhalb der EU allein in den drei Metropolen Berlin, München und Frankfurt aus. Die wichtigsten Warengruppen waren Uhren & Schmuck sowie Mode, die zusammen mehr als 80 Prozent des Umsatzes ausmachten.

„Gerade kleinere stationäre Einzelhändler kämpfen gegen Online-Riesen. Großes Potenzial haben in diesem Zusammenhang internationale Shopping-Touristen. Sie suchen auf ihren Reisen vor allem Erlebnisse, die sie zu Hause und online nicht erfahren können“, sagt Jürgen Strobl, Managing Director Global Blue Deutschland GmbH.

Top 2: Deutsche CEO-Wechselquote auf Rekordhoch

In den deutschen Chefetagen wechseln die Hausherren häufiger als im internationalen Vergleich. Das ist eines der Ergebnisse der „CEO Success Studie“ von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Im Rahmen der Studie werden Veränderungen an den Spitzen der 2.500 größten börsennotierten Unternehmen der Welt analysiert. Im globalen Schnitt räumten 2018 17,5 Prozent der CEOs ihren Posten, der höchste Wert seit Start der Studienserie im Jahr 2000. In Deutschland standen mit 32 neu besetzten CEO-Posten 2018 besonders viele Wechsel in den untersuchten 155 Unternehmen an (2017: 24), wodurch die Quote auf 20,6 Prozent stieg (2017: 16  Prozent). In 28 Prozent der Fälle handelte es sich um vorzeitige Abgänge, bei 69 Prozent waren diese geplant und in drei Prozent der Abgänge stand eine Übernahme hinter dem Wechsel.

„In Deutschland sind es besonders krisengeplagte Branchen wie die Finanz-, Stahl- und Automobilindustrie, die die CEO-Wechselquote in die Höhe treiben. Nun sollten die neuen und unbelasteten Manager die konsequente Aufarbeitung der jüngsten Skandale oder die dringend notwendige Ausrichtung auf digitale Zukunftsthemen in Kombination mit kostensparenden Restrukturierungsmaßnahmen angehen“, kommentiert Peter Gassmann, Europachef von Strategy&.

Auch in anderen untersuchten Merkmalen traten teils deutliche Unterschiede im internationalen Vergleich hervor. Ein Überblick:

  • Mit einem Durchschnittsalter von 50 Jahren waren die nachfolgenden CEOs drei Jahre jünger als die Unternehmenslenker global
  • Neu berufene Chefs in deutschen Konzernen kamen mit 38 Prozent weltweit am häufigsten nicht aus dem Unternehmen, sondern von außerhalb. International lag die Quote 2018 nur bei 17 Prozent.
  •  88 Prozent der neu angetretenen CEOs waren Deutsche, was dem höchsten Anteil seit 2015 entspricht. Mit 58 Prozent wiesen deutlich mehr von ihnen Auslandserfahrung auf, als im internationalen Vergleich (33 Prozent).
  • Wie bereits in den Jahren 2015 bis 2017 wurde auch 2018 nur eine einzige Frau in den untersuchten 300 DACH-Unternehmen als CEO benannt. Die Frauenquote sank somit zum vierten Mal in Folge auf nur noch 2,1 Prozent, während der Anteil weiblicher CEOs global bei 4,9 Prozent lag.

Methodik: Strategy& untersuchte in der „CEO Success Studie“ die 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen. Für den deutschsprachigen Raum wurden ergänzend die 300 größten Unternehmen in dieser Region analysiert. Es floss sowohl die Performance der Unternehmen zum Zeitpunkt der Ablösung als auch die Art und Weise des Ausscheidens des CEOs ein.

Top 3: Erste Ergebnisse der Marketing-Tech-Monitor 2019

Modernes Marketing ist ohne den Einsatz von Technologien nicht mehr denkbar. Der Marketing-Tech-Monitor Deutschland 2019 analysiert den Status quo und künftige Entwicklungen. Dafür wurden im Zeitraum  Mrz/April 2019 insgesamt 496 Marketingleiter und -vorstände sowie Leiter Digitalmarketing/Onlinemarketing im deutschsprachigen Raum befragt.

„Die digitale Transformation stellt das Marketing vor Herausforderungen, die Kernstrategien, Kulturen, Organisationen, Wertschöpfungsketten, Prozesse und eingesetzte IT-Anwendungen grundlegend verändern. Eigene und längerfristige Marketing-Tech-Bebauungspläne liegen in den meisten Organisationen heute noch nicht vor“, sagt Prof. Dr. Ralf E. Strauß, Präsident des Deutschen Marketing Verbandes und mit seiner Customer Excellence GmbH Herausgeber der Studie. „Wenn es darum geht, sich für eine Marketing-Tech-Strategie zu entscheiden, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, eine Auswahl aus über 8000 Anwendungen zu treffen. Der Marketing-Tech-Monitor schafft hierfür die dringend benötigte Navigationshilfe.“

Erste Ergebnisse in Kurzform:

  • 61,5 Prozent der befragten Unternehmen setzen 10 bis 30 Prozent des Marketing-Budgets digital ein, in den nächsten drei Jahren werden es 87,5 Prozent sein. Der Grund: Aus Sicht der Unternehmen wird der Programmatik-Trend alle Kanäle erreichen – wichtigster Trend wird Programmatic TV sein.
  • Die Mehrheit der befragten Unternehmen (rund 61 Prozent) wollen einer individualisierten Strategie folgen und die Abhängigkeit von Drittanbietern reduzieren. Im Mittelpunkt stehen der uneingeschränkte Zugriff und die Nutzung der Daten auf User-Ebene sowie die bestmögliche Anpassung an die Geschäftsprozesse (rund 61,5 Prozent). Die damit verbundene Herausforderung ist der (zwangsweise) unternehmensinterne Aufbau von Know-how.
  • Neben Data Scientists (63 Prozent) werden verstärkt Marketing-Technology-Experten (74 Prozent) gefordert.

Die vollständigen Ergebnisse der Studie Marketing-Tech-Monitor Deutschland 2019 werden am 6. Juni in Berlin auf dem Marketing Technologie Summit 2019 präsentiert.

Top 4: Großes Potenzial für Chatbots im Online-Handel

Nicht nur im Kundenservice, sondern auch bei der Produktsuche und -bestellung können Chatbots einen hilfreichen Beitrag leisten. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Digitalberatung elaboratum und der Digitalagentur DieProduktMacher.

Als Grundlage der Studie wurden 2100 Internetnutzer aus Deutschland und der Schweiz auf der Skiticket-Plattform von Ticketcorner (Tochter der CTS Eventim) durchzuführen – einmal mit Chatbot, einmal klassisch auf der Website. Das Ergebnis: Der Website-Checkout bei der Bestellung stellte einen Großteil der Probanden vor große Hürden: So gelang es nur 27 Prozent der Teilnehmer, einen bestimmten Ski-Pass zu kaufen. Wurden sie von einem Chatbot durch den Bestellprozess geführt, lag die Erfolgsquote immerhin bei 41 Prozent.

Links die klassische Website, rechts der Chatbot

Insgesamt sehen die Studienmacher noch erhebliches Potenzial für den Einsatz der kleinen digitalen Helfer. So gaben erst 25 Prozent der befragten Konsumenten an, bereits (bewusst) einen Chatbot genutzt zu haben. Regelmäßig tun das sogar nur drei Prozent. Allerdings können sich mehr als 60 Prozent vorstellen, auf die Unterstützung eines Chatbots zurückzugreifen. Bei den Einsatzfeldern liegt mit 42 Prozent die Produktbestellung noch vor der Produktsuche (39 Prozent) und deutlich vor der Produktbewertung (19 Prozent).

Studienautor Rouven Klein, Senior Consultant bei elaboratum, betont das überraschende Studienergebnis: „Deutlich überrascht wurde ich von der Anzahl der Nutzer, die trotz enger Aufgabenstellung nicht in der Lage waren, über die Website zu kaufen. Es zeigt sich deutlich, dass ein ‚An-die-Hand-Nehmen‘ des Nutzers mithilfe des Chatbots im Bestellprozess sowohl Conversion Rate als auch Umsatzpotenzial deutlich steigern kann.“ Fabian Dill, Geschäftsführer von DieProduktMacher, schließt sich diesem Fazit an: „Unsere Erfahrung aus anderen Projekten mit Conversational Interfaces wird hier nochmal bestätigt. Chatbots haben ein großes Potenzial bei der Führung durch komplexe Prozesse. Aber dass die Vorteile hier so deutlich sind, hat auch mich überrascht.“

Die vollständigen Studienergebnisse erhalten Sie unter: www.chatbot-studie.de/

Top 5: Was Mitarbeiter im Job glücklich macht

Im Auftrag von Wrike hat Atomik Research eine Umfrage unter 4000 Arbeitnehmern aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und in den USA durchgeführt, um Mythen um zufriedene Mitarbeiter aufzudecken und die Wahrheit darüber, was Mitarbeiter wirklich wollen, zu beleuchten. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

Mythos Nr. 1: „Mitarbeiter kündigen nicht wegen des Jobs — sie kündigen wegen des Managers“
Die Realität: Managers sind nicht „die Bösen“ — Mitarbeiter kündigen, weil sie der Job nervt!

In der Befragung stuften die zufriedensten Mitarbeiter das Management und die Führungskultur weniger wichtig ein als „flexible Arbeitszeit“ und „Unternehmenskultur“. Selbst die unzufriedensten Mitarbeiter finden „Gehalt“ und „sinnvolle Arbeit erledigen“ wichtiger.

Mythos Nr. 2: „Das Gehalt ist der wichtigste Faktor für Zufriedenheit am Arbeitsplatz“
Die Realität:
Sinnvolle Arbeit hat eine größere Auswirkung auf die Zufriedenheit als das Gehalt.

Laut der Umfrage sehen die Mehrheit der zufriedensten Mitarbeiter in den USA, in Großbritannien und in Deutschland „sinnvolle Arbeit“ als wichtigsten Faktor für Zufriedenheit, wichtiger noch als „Gehalt“ und „flexible Arbeitszeit“.

Mythos Nr. 3: „Räumliche Nähe bewirkt eine zufriedenere Unternehmenskultur“
Die Realität: Zusammenarbeit braucht Prozesse, nicht räumliche Nähe.

Da immer mehr Unternehmen den Wert der Zusammenarbeit erkennen, werden offene Arbeitsbereiche, mehr Besprechungsräume und Aufenthaltsbereiche in den Büros weltweit zur Normalität. Frankreich, Deutschland und Großbritannien haben schnell reagiert und ihre Arbeitsplätze transformiert, sodass die meisten Mitarbeiter in Großraumbüros arbeiten. Dennoch haben weniger als die Hälfte (45 Prozent) der Mitarbeiter eine positive Ansicht über Zusammenarbeit. Während die Stellwände der Großraumbüros verschwinden, steigen die ad-hoc Anfragen „im Vorbeigang“ und die Ablenkungen im Büro — sodass es schwieriger ist, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Hier finden Sie die gesamte Studie.

Top 6: Shopping-Center – Mit mehr Service zu mehr Kunden

In der Studie „Center-Management im Fokus“ haben das EHI und der German Council of Shopping Centers den Blick der Centermanager auf das eigene Center und die Branche untersucht. Hier die Ergebnisse in den Kategorien Frequenzen, Leerstand, Service und Gastronomie:

Frequenzen
Um ihre Besucherzahlen zuverlässig zu bestimmen, nutzen die Center an erster Stelle Kameratechnik (45 Prozent), Lichtschranken (38 Prozent), Befragungen (zehn Prozent) oder manuelle Zählungen (zehn Prozent). Wlan, Mobilfunk oder Beacons werden nur vereinzelt eingesetzt. Sieben Prozent messen das Kundenaufkommen gar nicht. Im Durchschnitt hat sich die Besucherfrequenz bei fast 60 Prozent der Fachmarkt- bzw. Shopping-Center in den letzten zwei Jahren positiv entwickelt, rund 40 Prozent erkennen einen Besucherrückgang.

Leerstand
Zwei Drittel der befragten Manager/innen nennen einen relativ geringen Leerstand in den Centern von bis zu drei Prozent. Allerdings hat auch jedes dritte Center eine Leerstandsquote von mehr als drei Prozent und knapp jedes fünfte Center sogar mehr als fünf Prozent der Fläche nicht vermietet. Dabei schneiden Center auf der grünen Wiese leicht besser ab als Center in den Innenstädten oder Stadtteilen. Im Vergleich zu erkennbaren Leerständen in Einkaufsstraßen deutscher Städte ist aber insgesamt eine sehr stabile Situation festzustellen.

Service
Um ihre Center attraktiv zu halten, veranstalten 45 Prozent mehr Events und geben dafür auch mehr Geld aus. Ein Drittel (32 Prozent) hat bereits mit Pop-up-Stores gearbeitet und 28 Prozent planen dies. 80 Prozent geben an, bei Events mit professionellen Agenturen zusammenzuarbeiten. In puncto Service bieten 82 Prozent ihren Kunden WiFi, 62 Prozent verfügen über einen Infopoint als Anlaufstelle für Fragen, 41 Prozent verfügen bereits über E-Ladesäulen und Apps gibt es bei 22 Prozent der Center bzw. vier Prozent haben eine spezielle Park-App.

Gastronomie
Eine deutliche Mehrheit der Center-Managements geht davon aus, ihre Flächenanteile für Unterhaltung, Gastronomie und andere Service zu erhöhen. Gastronomie schätzen Kunden als gern gesehenen Service in Centern und wird zurzeit stark ausgebaut. Ein Viertel der Befragten hat in den letzten drei Jahren die Flächen dafür erweitert und sogar 46 Prozent planen flächenmäßig mehr kulinarischen Service in ihren Centern. Aktuell stellen dafür 16 Prozent der Center über 10-15 Prozent Fläche zur Verfügung, bei 39 Prozent der Einkaufstempel nimmt die Gastro-Fläche 5-10 Prozent ein und bei 45 Prozent der Center sind es bis zu 5 Prozent. Diese Anteile werden sich deutlich zu Gunsten von Gastronomie verschieben.

Datenbasis: Von den 483 Shopping-Centern in Deutschland haben 140 teilgenommen, was einer Quote von 29 Prozent entspricht. Drei Viertel davon waren Betreiber von klassischen Shopping-Centern und Shopping-Quartieren, ein Fünftel Fachmarkt-Center. Darunter waren viele große Center – fast 40 Prozent haben eine Mietfläche von mehr als 30.000 Quadratmetern.

tht