„Facebookdämmerung“: Youtube überholt Zuckerberg-Netzwerk

Einer Studie der Kommunikationsberatung Faktenkontor zufolge ist Facebook nicht mehr das meist genutzte soziale Netzwerk in Deutschland. Die Macher der Studie sprechen gar von einer "Facebookdämmerung." Wie alle Studien ist aber auch diese mit Vorsicht zu genießen
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Zwar besuchen noch 87 Prozent der Social-Media-Nutzer das Freunde-Netzwerk. Doch dies ist für Facebook die niedrigste Quote seit 2012. Youtube konnte seinen Anteil hingegen leicht ausbauen und liegt mit 88 Prozent jetzt auf Platz eins der in der Freizeit meist genutzten sozialen Medien in Deutschland. Das zeigt der online-repräsentative „Social Media-Atlas 2015/2016″ der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor.

Facebook verliert aktive Nutzer

Facebook kämpft bereits seit längerem um die Gunst der heranwachsenden Jugend und verliert laut Faktenkontor stetig an aktiven Nutzern. Während 2012 noch 58 Prozent der Social-Media-Nutzer in Deutschland auf Facebook eifrig Beiträge und Kommentare verfasst und Bilder und Videos eingestellt haben, waren es 2014 nur noch 38 Prozent. Jetzt fiel dieser Wert um weitere vier Prozentpunkte – mit 34 Prozent nutzt nur noch rund ein Drittel der Social-Media-Nutzer in Deutschland Facebook eher aktiv.

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„Diese Entwicklung war absehbar“, sagt Roland Heintze, Social-Media-Experte bei Faktenkontor. „Soziale Netzwerke leben von den User-generierten Inhalten. Je weniger Leute ein soziales Medium aktiv mit Leben erfüllen, umso unattraktiver wird es auch für passive Nutzer. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Abwärtstrend bei Facebook fortsetzen wird.“

Bundesweit und regional gleiche Entwicklung

Bislang konnte Facebook diesen Rückgang durch mehr passive User ausgleichen – so genannte „Lurker“. Diese „Lauernden“ konsumieren in Web 2.0-Diensten Inhalte, steuern aber keine oder kaum eigene bei. Doch im vergangenen Jahr ist bei Facebook auch dieser Anteil gesunken: 2014 verwendeten noch 55 Prozent der Social-Media-Nutzer in Deutschland Facebook eher passiv – 2015 sind es nur noch 53 Prozent.
Insgesamt nahm die Facebook-Nutzung – aktiv und passiv – damit um sechs Prozentpunkte von 93 auf 87 Prozent der Social-Media-Nutzer in Deutschland ab.

Die Facebook-Nutzung geht nicht nur bundesweit, sondern auch in jedem einzelnen Bundesland zurück. Am meisten büßt weiterhin die Bundeshauptstadt ein: 81 Prozent der Berliner Social-Media-Nutzer verwenden Facebook – fünf Prozentpunkte weniger als in der Vorjahreserhebung. Die höchste Quote weisen Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit je 93 Prozent auf.

Mit Vorsicht genießen

Die Ergebnisse aber sind – wie alle Studien – mit Vorsicht zu genießen: Zum einen, weil Facebook noch immer weitaus mehr aktiver Nutzer zählt als Youtube. Weniger aktive Nutzer bedeutet also nicht eine automatische Abnahme an Nutzern insgesamt – wie die Studie vermitteln möchte.

Die offiziellen Zahlen des US-Konzern sprechen zudem eine andere Sprache: Facebook selbst hatte erst im August des vergangenen Jahres mit Freude verkündet, zum ersten Mal die Eine-Milliarde-Marke an aktiven Nutzern an einem einzigen Tag erreicht zu haben. Im Januar hatte der Konzern eigenen Angaben zufolge 1,39 aktive Nutzer weltweit, von denen rund 890 Millionen täglich online sind. In Deutschland sollen aktuell 27 Millionen Menschen monatlich auf Facebook aktiv sein. 2014 lag dieser Wert noch bei 26 Millionen.

Youtube gibt unterdessen an, „mehr als eine Milliarde“ Nutzer weltweit zu haben. Sicher ist allerdings: Facebook wird bei jungen Menschen zunehmend unbeliebter, unter anderem auch, weil sie sich dort unsicher fühlen.

Die Studie „Social Media-Atlas 2015/2016“ (Hamburg, Januar 2016) wurde im Auftrag der Beratungsgesellschaft Faktenkontor und dem Marktforscher Toluna in Kooperation mit dem IMWF – Institut für Management- und Wirtschaftsforschung durchgeführt. 3.518 nach Alter, Geschlecht und Bundesland online-repräsentative Internetnutzer ab 14 Jahren wurden in Form eines Online-Panels zu ihrer Social-Media-Nutzung befragt. Erhebungszeitraum war das vierte Quartal 2015. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet. Die komplette Studie mit allen Ergebnissen kann hier bestellt werden.