Immer mehr Bundesbürger bezahlen laut einer Studie ihre Einkäufe kontaktlos per Karte an der Ladenkasse. Hätten im Juli 2017 erst 15 Prozent der Befragten angegeben, sie hätten bereits kontaktlos Rechnungen beglichen, waren es Anfang dieses Jahres fast die Hälfte (47 Prozent). Das geht aus einer Analyse der Strategieberatung Oliver Wyman hervor, für die mehr als 1500 Verbraucher befragt wurden.
Dabei werde vor allem die Girocard beliebter, erklärte René Fischer, Partner bei Oliver Wyman. Kreditkarten spielten eine untergeordnete Rolle. Beim kontaktlosen Zahlen werden Karten an ein Lesegerät gehalten und kleine Beträge ohne PIN direkt abgebucht. Ein Einstecken der Karten in ein Gerät ist nicht nötig.
Rund die Hälfte der Girocards besitzt Kontaktlos-Funktion
Ende 2018 waren laut Euro Kartensysteme erst 55 Millionen der gut 100 Millionen Girocards hierzulande mit Kontaktlos-Funktion ausgestattet. Zum Jahresende könnten es 70 Prozent sein, so die Gemeinschaftsfirma deutscher Banken und Sparkassen. Sie stellt ebenfalls ein starkes digitales Verfahren fest – auch wenn der Marktanteil noch klein ist: Fast jede zehnte Girocard-Zahlung sei 2018 kontaktlos gewesen. Selbst in bisherigen Bargeld-Domänen wie Bäckereien werde auf diesem Weg bezahlt – auch dank niedriger Kosten bei der Girocard für Händler.
Auch Zahlen per Smartphone breite sich aus. Jeder vierte von Wyman Befragte (26 Prozent) habe schon per Handy mobil bezahlt – bei den 18- bis 29-Jährigen lag der Anteil sogar bei 38 Prozent. Darunter fallen Dienste wie Paypal und Payback Pay, aber auch Google Pay und Apple Pay. Mobile-Payment-Funktionen in bankeigenen Apps würden dagegen bislang nur weil genutzt.
Barzahlung büßt Umsatzanteile ein
Mit dem Vormarsch von kontaktlosem und mobilem Zahlen könnten Scheine und Münzen schneller an Bedeutung verlieren, glaubt Fischer. Schrumpfe der Bargeld-Anteil derzeit um ein Prozent pro Jahr, könne sich das Tempo mittelfristig auf zwei Prozent beschleunigen. „Der Umsatzanteil von Bargeld an allen Transaktionen könnte binnen fünf Jahren unter 40 Prozent fallen.“ Derzeit liegt der Wert laut Angaben der Bundesbank bei 48 Prozent.
Vergangenes Jahr hatten Verbraucher im stationären Einzelhandel erstmals mehr Geld per Giro- und Kreditkarte ausgegeben als in bar, wie das Handelsforschungsinstitut EHI jüngst mitteilte. Das heiße aber nicht, dass Kunden bald nur noch per Karte oder Smartphone zahlen, betonten die Experten zugleich. Drei Viertel aller Einkäufe im Handel würden weiter bar beglichen.
Als entscheidend für den endgültigen Durchbruch von mobilen Zahlungsmöglichkeiten sehen die Studienmacher „einen echten Mehrwert des Bezahlens gegenüber anderen Zahlungsmethoden“. Dieser könne durch Zeitersparnis im Zahlungsvorgang sowie eine einfache Handhabung der Bezahl-App geschehen.
Methodik: Für die Mobile Payment-Analyse hat die Strategieberatung Oliver Wyman im Zeitraum Januar und Februar 2019 insgesamt mehr als 1500 Konsumenten aus Deutschland hinsichtlich ihres Bezahlverhaltens befragt.
dpa/tht