Ob einmal in der Woche oder jeden Tag nach Feierabend: der Weg zum Supermarkt lässt uns nicht los. Doch zumindest in großen Städten gibt es eine Alternative zum klassischen Lebensmitteleinkauf: Eine Bestellung bei Lieferdiensten wie Gorillas oder Picnic – und der Kühlschrank ist binnen kurzer Zeit wieder gefüllt. Obwohl der Vorreiter Gorillas erst kürzlich Rückschläge einstecken musste, sehen Expert*innen eine gute Zukunft für E-Food.
Die Studie „Grocery Insights 2022“ von Accenture in Kooperation mit der GfK zeigt: Das Ganze ist weder Mode- noch Pandemie-Erscheinung. Die Schätzungen für 2030 schreiben E-Commerce und Omnichannel einen Marktanteil von bis zu 17 Prozent innerhalb der Lebensmittelbranche zu.
Makro-Trends treiben E-Food voran
Als Grund für diese Entwicklung identifiziert die Studie in zwei Trends. Einer davon erscheint trivial: Eine Lieferung ist komfortabler als zum Supermarkt zu laufen, das Tütenschleppen und Treppensteigen übernimmt der Lieferdienst. Die Digitalisierung erleichtert die Bestellung. Damit geht auch der Trend der Individualisierung einher. Während im Discounter die Pumpernickel mit Kürbiskernrand ausgehen können, ist online alles bestellbar.
Weitere gesellschaftliche Entwicklungen treiben den E-Food-Hype voran. Inzwischen leben Menschen zunehmend in dicht besiedelten, urbanen Regionen. Dort, wo weniger Leute Autos besitzen und wo Kuriere schnell von A nach B kommen, werden die Lebensmittellieferdienste erst richtig effizient. Zudem altert die Gesellschaft: Laut Destatis kamen 2020 auf 100 Personen im Alter von 20 bis 65 Jahren etwa 37 Personen im Alter ab 66 Jahren. Häufig sind ältere Personen nur eingeschränkt mobil. In Zukunft haben auch ältere Personen Erfahrungen mit E-Commerce. Lebensmittel online zu bestellen, könnte für sie zu einer echten Bereicherung werden.
Aufgrund der Inflation sinkt jedoch die Kaufkraft. E-Food wird damit erst einmal ein Premium-Service bleiben, den sich nicht alle leisten können. Schließlich zahlen die Konsument*innen bei kleineren Bestellungen immer die Lieferkosten mit. Und selbst bei großen Bestellungen ist mit einem Aufschlag für den jeweiligen Dienstleister zu rechnen.
Aktuelle Lage bremst nachhaltigen Konsum
Nachhaltigkeit ist ein weiterer Trend, der das Konsumverhalten im Lebensmittelbereich zunehmend prägt. Eine Studie von GfK und Kantar aus dem Jahr 2020 zeigt jedoch: der Fokus der Konsument*innen liegt dabei eher auf Plastikmüll als auf dem Klimawandel. Die Reduktion der umweltschädlichen Verpackungen nennen die Befragten hier als größte globale Herausforderung des Umweltschutzes, der Klimawandel schaffte es nur auf den zweiten Platz. Dahinter folgen Waldrodung, Wasser- und Luftverschmutzung.
Damit liegt das Augenmerk beim Einkauf oft auf der Verpackung. Echter nachhaltiger Konsum, der Herkunft, Herstellung oder Transport mitdenkt, ist weiterhin selten. Aktuell sind zudem viele Konsument*innen vom nachhaltigen Kurs abgekommen: Gestiegene Preise und die Angst vor zukünftigen Knappheiten macht es für viele nicht möglich, Bio-Produkte zu kaufen. Das hemmt den nachhaltigen Konsum.