Börsennotierte Unternehmen mit einer Beteiligung oder substanziellem Einfluss einer Familie sind nach einer Studie erfolgreicher und profitabler als Konkurrenten ohne familiären Einfluss. „Familienunternehmen verzeichnen ein höheres Wachstum bei Umsatz und Beschäftigung“, heißt es in der Studie der TU München. Außerdem zeichneten sich Unternehmen mit substanziellem Familieneinfluss in Sachen Rendite durch „signifikant bessere operative Performance“ aus. Allerdings sind die Familienfirmen im Schnitt deutlich kleiner.
Untersucht wurden knapp 500 börsennotierte Firmen. Darunter waren etwa 40 Prozent, an denen eine Familie beteiligt ist, und ein Fünftel, in denen die Gründerfamilie noch substanziellen Einfluss ausübt – sei es durch ein großes Aktienpaket und/oder Sitze in Vorstand beziehungsweise Aufsichtsrat. Unternehmen aus der Finanzbranche und dem Immobiliensektor waren ausgeschlossen.
Gründerfamilie hält im Schnitt ein Viertel der Anteile
Neben Traditionsunternehmen wie dem Keramikhersteller Villeroy & Boch oder der Baumarktkette Hornbach wurden junge Unternehmen wie der Online-Händler Zalando untersucht. Im Schnitt hält eine Gründerfamilie demnach knapp ein Viertel der Anteile. Bei Nicht-Familienfirmen hingegen spielen strategische Investoren die Hauptrolle, sie halten laut der Studie im Schnitt 28 Prozent des Kapitals.
Auftraggeber der Studie war die Stiftung Familienunternehmen in München, verfasst wurde die Untersuchung von Wissenschaftlern des Zentrums für Unternehmens- und Finanzstudien der Münchner Universität – an der Spitze die Ökonomin Ann-Kristin Achleitner, die auch in ihrer Rolle als Aufsichtsrätin prominenter Unternehmen bekannt ist.
Nach früheren Angaben der Stiftung sind etwa 90 Prozent aller deutschen Unternehmen familienkontrollierte beziehungsweise eigentümergeführte Firmen. Sie erzielten etwa 52 Prozent aller Umsätze und stellten 58 Prozent der Gesamtbeschäftigung.
Mit großen Erwartungen sehen die Familienunternehmen im Land der neuen Mittelstandsstrategie entgegen, die Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dem Vernehmen nach in dieser Woche vorlegen wird. Altmaier ist von Donnerstag bis Samstag auf einer „Mittelstandsreise“, auf der er Familienunternehmen, Handwerksbetriebe und Weltmarktführer in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt besuchen will.
Reinhold von Eben-Worlée, der Präsident des Verbands Die Familienunternehmer, sagte mit Blick auf die Mittelstandsstrategie: „Wir wünschen uns Hinweise darauf, dass Bundesminister Altmaier erkannt hat, dass nicht nur vermeintliche ’nationale Champions‘ wie Siemens oder diverse große deutsche Autobauer im globalen Wettbewerb stehen, sondern häufig auch Mittelständler.“ Mittelständische Weltmarktführer seien auch Champions. „Und auch und gerade für sie sollten die Rahmenbedingungen stimmen.“
Steuerliche Entlastungen gefordert
Der Verbandspräsident erneuerte zudem seine Forderung an die schwarz-rote Koalition nach steuerlichen Entlastungen für die Firmen. Bei den Unternehmenssteuern habe Deutschland unter den großen OECD-Staaten inzwischen wieder die „rote Laterne“ als Hochsteuerland. „Nach der missglückten rot-grünen und von schwarz-rot fortgesetzten Kampagne zur De-Industrialisierung, auch genannt ‚Energiewende‘, hat nur Deutschland ein Klima- und ein Kostenproblem“, sagte Eben-Worlée.
Die mittelständischen Familienunternehmer gehören zu den schärfsten Kritikern von Wirtschaftsminister Altmaier – wollen ihm aber nun noch eine Chance geben. „Der Mittelstand ist seit Jahrzehnten ein gebranntes Kind, auch was Lippenbekenntnisse zu seinen Gunsten betrifft. Es liegt jetzt in der Hand des Ministers, hier das Vertrauen des Mittelstands durch verlässliches Handeln zurückzugewinnen“, so der Verbandspräsident.
Der Verband Die Familienunternehmer repräsentiert nach eigenen Angaben die wirtschaftspolitischen Interessen von rund 180.000 Firmen in Deutschland, die acht Millionen Mitarbeiter beschäftigen.
dpa/tht