In einer immer diverser werdenden Arbeitswelt rücken Unternehmen verstärkt die Themen „Diversity und Inclusion“ in den Vordergrund. Doch häufig wird dieser Ansatz durch stereotype Denkmuster und konditionierte Mindsets behindert, die den Blick auf das Wesentliche verstellen. Für eine erfolgreiche Inklusion braucht es mehr als theoretische Manifeste – es erfordert gelebte Werte und ein gemeinsames Verständnis.
Die Gefahr der Stereotypisierung
Oftmals führt der Versuch, Diversität zu fördern, zu einer noch stärkeren Vereinfachung und Kategorisierung von Menschen. Generationen werden auf wenige Attribute reduziert, wie beispielsweise die „faule“ Generation Z im Gegensatz zu den „fleißigen“ Babyboomern. Solche Stereotype ignorieren die Vielfalt innerhalb dieser Gruppen und fördern eine einseitige Sichtweise. Dieses Verhalten ist menschlich – das Bedürfnis, Ordnung in die Welt zu bringen und Komplexität zu reduzieren, führt zur Bildung von Kategorien. Doch diese Denkweise ist gefährlich: Sie verliert die Grautöne aus den Augen und reduziert ganze Generationen oder Kulturen auf einfache, meist negative, Klischees.
Besonders in der Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Herkunft oder Generationen kommt es oft zu Spannungen. Während jüngere Generationen häufig als „veränderungsorientiert“ betrachtet werden, halten ältere Menschen stärker an etablierten Strukturen fest. Diese Unterschiede werden oft als unüberwindbare Barrieren angesehen. Doch wie die deutsche Fußballnationalmannschaft aktuell eindrucksvoll zeigt, kann der Fokus auf gemeinsame Werte und Ziele über diese Unterschiede hinausführen. Das Team besteht aus Spielern mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen, Generationen und Temperamenten – doch ihr gemeinsamer Erfolg basiert auf Respekt und einer gemeinsamen Absicht.
Wertschätzung statt Sympathie
Ein weiteres Hindernis für gelungene Inklusion ist die Annahme, dass man sich in einem erfolgreichen Team zwangsläufig mögen muss. Tatsächlich geht es aber nicht darum, dass jeder jeden sympathisch findet, sondern darum, die jeweiligen Stärken der anderen anzuerkennen und wertzuschätzen. Philipp Lahm, einer der erfolgreichsten deutschen Fußballspieler, brachte es auf den Punkt: „In einer erfolgreichen Mannschaft muss man sich nicht unbedingt mögen. Aber man muss sich respektieren.“ Diese Erkenntnis ist entscheidend für eine produktive Zusammenarbeit in diversen Teams.
Viele Unternehmen versuchen, Inklusion durch Leitbilder und theoretische Manifeste voranzutreiben. Doch diese Ansätze bleiben oft zu abstrakt und praxisfern. Was es wirklich braucht, sind gemeinsam erarbeitete und vor allem greifbare, prüfbare Werteoperatoren, die im Arbeitsalltag gelebt werden. Nur so können die Mitarbeiter*innen eine klare, prüfbare Vereinbarung darüber treffen, wie sie miteinander umgehen wollen. Authentizität, Transparenz und praxisnahe Werteimplementierung sind dabei der Schlüssel, um eine Wertekompatibilität zu schaffen, die über theoretische Ansätze hinausgeht.
Fazit: Vielfalt als Stärke erkennen
Um Diversität und Inklusion in Unternehmen erfolgreich zu gestalten, müssen wir weg von Stereotypen und dem reinen Fokus auf Unterschiede. Stattdessen sollten wir die gemeinsamen Werte und Ziele in den Vordergrund stellen, ohne die Individualität der einzelnen Mitarbeiter*innen zu negieren. Dabei geht es nicht darum, dass alle gleich denken oder handeln, sondern darum, die Stärken jedes Einzelnen zu erkennen und zu respektieren. Denn nur so kann echte Inklusion gelingen.