Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, sollen Algorithmen und Künstliche Intelligenz verstärkt Aufgaben beim Onlinehändler Zalando übernehmen. Bedeutet: Mitarbeiter werden durch Technik ersetzt. Bis zu 250 Stellen sollen abgebaut werden. „Wir gehen davon aus, dass Marketing in Zukunft noch datenbasierter sein muss. Dafür brauchen wir einen höheren Anteil an Entwicklern und Datenanalysten“, sagt Rubin Ritter, Co-Chef von Zalando, gegenüber FAZ.NET. „Global werden weniger als die Hälfte der 250 Mitarbeiter von techgetriebener Lösung ersetzt“, erklärt eine Sprecherin gegenüber der absatzwirtschaft. Das Unternehmen gab bekannt, man bemühe sich, eine Großzahl der betroffenen Mitarbeiter anderweitig im Unternehmen einzusetzen.
Stellenangebote im Bereich Entwickler und Datenanalysten
Heißt konkret: Marketingstellen werden abgebaut, während in diesem Jahr noch mehr als 2.000 Mitarbeiter eingestellt werden sollen. Gesucht werden vor allem Entwickler und Datenanalysten. Arbeitsstellen im Bereich Marketing abbauen, dafür aber Stellen von Datenanalysten und Techies aufbauen. Ist das der richtige Weg? „Ja”, ist sich Gerrit Heinemann sicher. Der Wirtschaftswissenschaftler leitet das eWeb Research Center der Hochschule Niederrhein, wo er BWL, Managementlehre und Handel lehrt. „Es ist derzeit fast ein Trend. Ich glaube, dass Zalando die Gunst der Stunde genutzt hat. Denn vor wenigen Wochen hat auch Amazon verkündet, mehr Datenanalysten einzustellen.“
Amazon hatte Mitte Februar verkündet, Stellen abzubauen. Vor allem in den Abteilungen, die Amazon einst groß gemacht haben. Die Umstrukturierung sei wichtig, damit mehr Aufgaben von Robotern und Computern übernommen werden könnten, die bisher Menschen erledigten. Amazon automatisiert zurzeit beispielsweise die Preis- und Nachfrage-Berechnungen. „Man braucht nicht mehr viele Mitarbeiter in den klassischen Funktionen, weil sich die Tätigkeiten automatisieren lassen. Es ist ein Umbruch, der auch traditionelle Anbieter auf kurz oder lang komplett aufmischen wird. So kommen schon derzeit Unternehmen wie Adidas oder Douglas mit ähnlichen Anliegen um die Ecke. Daran führt kein Weg vorbei. Bei den großen Onlinehändlern finden klassische Vermarktungsprozesse schon längst automatisiert statt.“ Obwohl Zalando international gut aufgestellt sei, schaffe es das Unternehmen nicht, Innovator zu sein, erklärt Heinemann. „Amazon ist immer eine Schritt voraus.“ Um der Innovationsmaschine Amazon Einhalt zu gebieten, braucht es einen schnellen Wandel – den Zalando nun durchsetzen will.
Der deutsche Online-Versandhändler wird eine neue Personalized Marketing-Abteilung ins Leben rufen. Diese Abteilung soll laut Zalando aus crossfunktionalen Teams von Produkt Managern, Marketing Domain-Experten, Softwareentwicklern, Daten- und AI-Wissenschaftlern bestehen. Moritz Hahn, Senior Vice President of Supply and Demand bei Zalando, schwärmt in einem Post auf der Zalando-Website von „modernsten, daten- und AI-getriebenen Technologien”. Ziel der Umstrukturierung: das Zalando-Marketing ”auf das nächste Level” zu heben. „Der kreative Marketer wird ersetzt durch den datengetriebenen Kundenzentrierer. Denn heute ist alles messbar. Marketing war immer eine etwas nebulöse Tabuzone, aber das hat sich nun verändert“, erklärt Heinemann.
Zukunftsaussichten
Für das laufende Jahr kündigte Zalando an, eine noch personalisiertere Website zu schaffen, erklärte Linus Glaser, Country-Manager DACH bei Zalando, auf der Internet World 2018 in München, diese Woche. Dazu soll das Unternehmen in zwei weiteren europäischen Ländern an den Start gehen – aktuell ist es in 15 Ländern aktiv. Zudem kommen im März Kosmetikprodukte ins Sortiment. Für die zu erwartenden weiteren Datenmengen, die dann bei Zalando auflaufen, werden nun die Weichen gestellt. Um in Zukunft noch datengetriebener arbeiten zu können.