Es gibt immer mehr grüne Start-ups. Oder, ganz offiziell: „Ökologische Nachhaltigkeit wird für immer mehr Gründer*innen zum relevanten Faktor beim Aufbau und der Entwicklung ihres Unternehmens.“ So steht es im aktuellen Green Startup Monitor 2023 (GSM) von Startup-Verband und Borderstep Institut. Demzufolge ist der Anteil grüner Unternehmen an deutschen Start-ups mit 35 Prozent höher als je zuvor. „Grün“ ist ein Start-up laut Definition des GSM unter anderem dann, wenn sich seine Produkte oder Dienstleistungen der Green Economy zuordnen lassen.
Wirft man einen Blick auf die Geschäftsmodelle, dann unterscheiden sich die grünen Start-ups vor allem dadurch, dass sie innovative Hardware und Digitalisierung verbinden. Was ihnen im vergangenen Jahr größere Probleme mit Störungen in den Lieferketten eingebracht hat als ihren nicht-grünen Gründungskolleg*innen. Die sind nämlich mehrheitlich rein digital unterwegs.
Was beide Gruppen eint: Die Kundengewinnung bleibt die größte Herausforderung für jungen Unternehmen (gute Marketingleute sollten hier also sehr gefragt sein). Die grünen Start-ups haben es im Vergleich allerdings deutlich schwerer, wenn es ums Geld geht: 46 Prozent der grünen Gründer*innen sehen die Kapitalbeschaffung als Herausforderung; bei den „Herkömmlichen“ sind es gerade mal 34 Prozent. Hier springt der Staat ein: Grüne Start-ups bekommen ihre Finanzspritzen weniger von Business Angels, sondern eher aus staatlicher Förderung. Die Studienautor*innen mahnen an, dass die Kapitalbeschaffung erleichtert werden muss – und Minister Robert Habeck verspricht genau das im Grußwort zur Studie, und verweist auf den neuen DeepTech & Climate Fonds: Der mit einer Milliarde Euro ausgestattete Fonds ist Bestandteil der neuen Start-up-Strategie der Bundesregierung.
Motivationsschub fürs Management
Ein interessantes Studien-Detail: Der Gründerinnenanteil liegt bei grünen Start-ups mit 23 Prozent höher als bei nicht-grünen Start-ups (18 Prozent). Die erstaunliche Erklärung: „Frauen identifizieren sich stärker mit Nachhaltigkeitszielsetzungen und richten ihre Produkte und Geschäftsmodelle häufiger nach diesen aus.“ Das ist merkwürdig. Sollte es dieses Gender-Gap in punkto Nachhaltigkeit tatsächlich geben, dann wird es sich bald schließen: Laut „Harvard Business Manager“ (hbm) erwarten Investoren, dass ESG-Kriterien auch in Deutschland künftig ein zentrales Element der Vergütung von Führungskräften sein werden.
„Nirgendwo in Europa knüpfen so wenige Unternehmen die Vergütung ihrer Führungskräfte an ESG-Kennzahlen wie in Deutschland“, heißt es in hbm. Das Magazin beruft sich auf eine Untersuchung des Softwareanbieters Diligent; laut dieser liegt der Anteil der europäischen Unternehmen, die ESG-Kennzahlen in die Vergütungspläne ihrer Managerinnen und Manager einbauen, vermutlich bereits bei 48 Prozent. In Deutschland seien es nur 22 Prozent. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis hiesige Unternehmen nachziehen. Und, soviel ist sicher: Spätestens, wenn die Höhe der Bezüge mit dem Erreichen von Nachhaltigkeitszielen gekoppelt ist, wird das Thema im Management relevant – geschlechterübergreifend.
Achtung, Auto-Werber*innen!
Es folgt eine Warnung an alle Werbungtreibenden im Autohandel: Werfen Sie besser nochmal einen strengen Blick auf Ihre Kommunikation in Social Media. Laut einer dpa-Meldung von Dienstag verklagt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zwei Autohändler vor dem Landgericht München I. Beide hatten auf Facebook Bilder von Autos gezeigt, ohne Angaben zu deren Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen zu machen. Die DUH beruft sich auf die Verordnung zur Kennzeichnung des Energieverbrauchs von PKWs. (Ja, die gibts, und zwar bereits seit 2004.)
Diese Verordnung besagt, dass Autohändler nicht für Modelle von Neuwagen werben dürfen, ohne eben besagte Angaben zu machen. Die Händler halten unter anderem mit dem Argument dagegen, bei den Facebook-Einträgen handele es sich nicht um Werbung, sondern um die Einholung von Fan-Meinungen. Die DUH fordert Unterlassung und die Zahlung einer Abmahnkostenpauschale. Und sie hat das Recht wohl auf ihrer Seite. Laut dpa bescheinigt der Richter dieser Klage „überwiegend gute Erfolgsaussichten“. Schon klar: Die Umwelthilfe kämpft für die gute Sache. Aber dient sie ihr mit solchen Klagen?
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!