Wie im Printgeschäft auch müsse Journalismus in der digitalen Welt über Vertriebs- und Anzeigenerlöse finanziert werde, sagte der für Bild zuständige Axel-Springer-Vorstand Andreas Wiele am Montagabend in Berlin. Mehr als ein Drittel des Umsatzes macht Springer bereits im Netz. Jetzt soll ein Bezahlmodell für den größten Umsatzbringer des Konzerns – die“Bild“ – zusätzlich auf den digitalen Zukunftsweg einzahlen. Das Konzept: Ein Bezahlmodell nach dem Vorbild der „New York Times“.
Das neue Produkt heißt „Bildplus“ und beinhaltet drei unterschiedliche Abomodelle. Preislich liegen diese zwischen 4,99 und 14,99 Euro im Monat und sind ab dem 11. Juni erhältlich. Das günstigste Modell ermöglicht dem Nutzer auf alle Inhalte des Onlineauftritts zuzugreifen. Zahlt er den höchsten Preis bekommt der Nutzer neben der E-Paper-Ausgabe Gutscheine für die Printzeitung, die an Kiosken einzulösen sind. Zusätzlich bietet Bild mit dem Start der Bundesliga-Saison ein Fußballpaket an: Für 2,99 Euro monatlich können Fans aktuelle Zusammenfassungen, Videoclips und Kommentare dazu buchen.
Die Zukunft der deutschen Verlagshäuser
Die Verlagshäuser stehen vor großen Herausforderungen. absatzwirtschaft-Autor Roland Karle hat daher die Dickschiffe der Branche einmal genauer unter die Lupe genommen: Wie verdienen Burda, Gruner + Jahr, Bauer oder Axel Springer ihr Geld, wo haben Sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt, was haben sie richtig gemacht und welche Chancen bieten sich den Verlagen in Zukunft. Das und mehr in unserem aktuellen Online-Special zur Zukunft der Printmedien.
Hier geht es zum Special: „Zukunft der Printmedien“
„Bildplus“ ist ein sogenanntes „Freemium“-Modell und verbindet kostenfreie und kostenpflichtige Angebote. Der Zugriff auf die reinen Nachrichten der „Bild“ bleibt kostenlos. Für exklusive Berichte, Interviews, Hintergründe und besondere Fotos muss der Nutzer zahlen. Die verschiedenen Abomodelle ermöglichen den stationären und mobilen Zugriff. Wer die „Bild“ am Kiosk kauft, findet darin zukünftig einen „Tagespass“. Mit diesem Code hat der Käufer für einen Tag Zugriff auf alle digitalen „Bildplus“-Inhalte.
Springer im Digitaljahr
Der Springer-Konzern stellte am Montagabend klar: Man wolle mit der neuen Strategie keinesfalls Leser oder Reichweite verlieren. 50 Prozent der Inhalte bleiben darum vorerst kostenfrei. Reichweite alleine reiche aber nicht, um guten Journalismus bieten zu können. Dazu müssen auch die Vertriebserlöse stimmen.
Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, dass er Springer 2013 zum führenden digitalen Medienkonzern ausbauen will. Ende 2012 hat Springer bereits für den Onlineauftritt der „Welt“ ein sogenanntes „Metered-Modell“ eingeführt. Der Nutzer kann 20 Artikel kostenfrei lesen, danach muss er zahlen, um das Onlineangebot weiter nutzen zu können. Zu den Erlösen, die über dieses Modell generiert werden konnten schwieg Döpfner am Montagabend.
Springers Weg zum führenden deutschen Medienhaus
Der Chefredakteur von Bild spielte bei der Präsentation des Bezahlmodells keine Rolle. Derzeit erkundet Diekmann Silicon Valley in Kalifornien neue Geschäftsmodelle für den Konzern. Pünktlich zum Start des Bezahlmodells kehrt Diekmann wieder nach Berlin zurück.
Die Zukunft von Bild
„Bild.de“ ist für den Springer-Verlag bisher eine Erfolgsgeschichte. Mit 273 Millionen Visits im April 2013 ist der Online-Auftritt von Deutschlands auflagenstärkster Zeitung auch das Nachrichtenportal mit dem meisten Traffic. Das entspricht einem Wachstum von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Frage ist nun, ob diese hohen Zahlen mit der neuen Strategie gehaltenw erden können.
Statista hat die Traffic-Entwicklung von „Bild.de“ grafisch aufbereitet:
Abbildung 1: Trafficentwicklung bei „Bild.de“