Springer bringt Gratiszeitung auf den Markt

Der Axel Springer Verlag wird zum 20. September eine Gratiszeitung auf den Berliner Markt bringen. Wie ein Sprecher erklärte, wird es sich dabei um eine jeweils samstags erscheinende Sonderausgabe der Berliner Morgenpost handeln. Firmieren wird das Projekt unter dem Titel "Berliner Morgenpost Wochenende Extra" und soll auf 16 Seiten ausgewählte Artikel der Woche beinhalten.

Springer dementierte allerdings, dass es sich um eine Gratiszeitung im klassischen Sinne handelt. Die Berliner Morgenspost Wochenend-Extra ist neuartige Konzeption eines Anzeigenblatts, die erstmals am 20. September an eine Million Berliner Haushalte verteilt wird, sei eine neuartige Zeitungskonzeption eines Anzeigenblatts. Das neue Blatt erfülle keines der Merkmale einer typischen Gratiszeitung, wie etwa tagesaktuelle Berichterstattung oder eine aktive Verteilung an Pendler.

„Wochenend-Best-Ofs zu veröffentlichen, ist ein Weg, den bereits zahlreiche Verlage gehen“, sagt Anja Pasquay, Pressereferentin beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), auf Pressetext-Nachfrage. Von daher sieht man auch nicht zwangsläufig die Gefahr für einen potenziellen zweiten Zeitungskrieg, wie es ihn zwischen 1999 und 2001 in Köln gab. Damals kam die Gratiszeitung 20 Minuten auf den Markt und die Platzhirsche Springer und M. DuMont Schauberg reagierten mit eigenen kostenfreien Titeln, die nach dem Zusammenbruch von 20 Minuten schnell wieder vom Markt genommen wurden.

Berliner Morgenpost Wochenende Extra wird zu einem für die Branche durchaus sensiblen Zeitpunkt veröffentlicht. Denn seit geraumer Zeit tobt ein offen ausgetragener Streit zwischen den Zeitungsverlegern und der Deutschen Post AG über deren Gratistitel. Obwohl „Einkauf aktuell“ nur aus dem Fernsehprogramm und Werbebeilagen besteht, hat der Titel mittlerweile eine Auflage von 17 Mio. Stück. Im Frühjahr eskalierte die Auseinandersetzung, als Briefvorstand Jürgen Gerdes ankündigte, weitere eigene Gratistitel mit redaktionellen Inhalten auf den Markt bringen zu wollen. „Angesichts der schwierigen Marktsituation sei es geradezu grotesk, dass die Deutsche Post plant, mit Gratistiteln in den Pressemarkt zu drängen. Es wäre ein Skandal, wenn ein ehemaliges Staatsunternehmen, bei dem der Staat auch heute noch der größte Aktionär ist, versuchen würde, die etablierten Zeitungen im Leser- und Werbemarkt anzugreifen“, erklärt Dietmar Wolff, BDZV-Hauptgeschäftsführer.

Als Grund für die Einführung von Wochenende Extra sieht man beim BDZV vor allem eine Erweiterung der Reichweite. „Durch Berliner Morgenpost Wochenende Extra kann Springer jetzt auch die sogenannten Resthaushalte erreichen, die bisher kein Produkt aus seinem Haus lesen“, erklärt Pasquay. Durch den primär redaktionell bestimmten Charakter von Wochenende Extra gilt sie im Gegensatz zu anderen Gratisanzeigenblättern als Presseprodukt und darf auch an Haushalte verteilt werden, die keine Reklame wünschen. Bei Springer geht man sogar noch einen Schritt weiter und spricht von einer fast Komplettabdeckung der Berliner Haushalte. „Primäres Ziel ist es, neue Leser für unsere Produkte zu begeistern“, sagt Meyer-Bosse. Mit dem neuen Titel greift Springer den britischen Medienmogul David Montgomery an, dem der Berliner Verlag gehört und der den Gratistitel „Berliner Abendblatt“ herausgibt. Er erscheint immer freitags und samstags und hat nach Unternehmensangaben eine Auflage von 1,2 Mio. Exemplaren. Auf pressetext-Nachfrage sagte Meyer-Bosse, dass der Springerverlag erst einmal keine weiteren Gratistitel in dieser Art und Weise geplant habe. pte

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