Von Nils Jacobsen
Spotify markiert sein Territorium. Zweieinhalb Wochen vor Apples Entwicklerkonferenz WWDC, auf der der Launch eines eigenen Streaming-Dienstes – mutmaßlich als Apple Music – erwartet wird, hat Streaming-Platzhirsch Spotify sein Angebot deutlich nachgebessert.
Auf einem Presse-Event in New York verkündete CEO Daniel Ek die Neuerungen, die er als „einen Riesenschritt nach vorne für Spotify“ bezeichnete und die zunächst in den USA, Deutschland, Großbritannien und Schweden greifen sollen.
Spotify gewinnt namhafte TV-Sender für Streaming-Partnerschaft
Zunächst ist da die Erweiterung des bisher auf Musik beschränkten Angebots um Video-Inhalte. So sollen Nutzer ab sofort in den Genuss von Bewegtbild-Angeboten kommen – sei es in Form von Musikvideos von MTV, Nachrichtensendungen (NBC und ABC in den USA, BBC in Großbritannien), Sport (ESPN), Comedy (Comedy Central), popkulturellen (Vice) oder anderen Formaten (etwa Ted-Talks).
Doch damit nicht genug: Auch mit Podcasts – hierzulande etwa ausgewählten Radioformaten vom Bayerischen Rundfunk und Deutschlandradio – will Spotify Nutzer auf seinem Angebot halten. Ebenfalls neu sind intelligente Playlisten, die sich nach den individuellen Lebensumständen des Nutzers richten – wie der Tageszeit, dem Ort, dem Alter, Geschlecht – und natürlich den bisherigen Hörgewohnheiten.
Spotify findet den perfekten Song für Jogger
Noch weiter geht das in Kooperation mit Nike entwickelte Feature „Running“, das über die Sensoren des Smartphones die Aktivität des Nutzers feststellt – und danach die Musik auswählt. Jogger kennen das Phänomen: Mit dem richtigen Song als Motivationshilfe läuft es sich schneller.
Das ab heute schrittweise ausgerollte Funktionsfeuerwerk ist einerseits vor dem Hintergrund des erwarteten Launches von Apples neuem Streaming-Dienst und neuen Rivalen wie Tidal zu verstehen, andererseits als Angriff auf etablierte Video-Plattformen wie YouTube und Vimeo.
Schnelles Wachstum, höhere Verluste
Wie Spotify im Januar mitteilte, nutzen bereits 60 Millionen Menschen die Streaming-Plattform – das entspricht einem Nutzerzuwachs von satten 10 Millionen Menschen gegenüber Anfang November. Auch die kostenpflichtigen Abos, die bei 9,99 Euro im Monat liegen, ziehen weiter an. Brauchte Spotify zuvor noch vier Monate, um von 10 auf 12,5 Millionen zahlende Mitglieder zu wachsen, wurde der Nutzerzuwachs diesmal in der Hälfte der Zeit erzielt.
Das inzwischen auch schon fast neun Jahre alte schwedische Unternehmen gilt als einer der heißesten Börsenkandidaten des Jahres aus dem Internet-Sektor. Wie Spotify Ende vergangenen Jahres in seinen Unterlagen zum Börsenzulassungsantrag enthüllt, zogen die Umsätze per Ende 2013 weiter deutlich an – nämlich um 64 Prozent auf nunmehr 840 Millionen Euro. Allerdings operiert Spotify weiter verlustreich: Im Geschäftsjahr 2013 vergrößerten sich die Verluste auf 93 Millionen Euro, im vergangenen Jahr gar auf 200 Millionen Dollar.