Peter Reinhardts Worte klingen äußerst selbstbewusst: „Wir gehen von einer weiteren Konsolidierung des Sportwettenmarkts aus und streben mittelfristig an, uns mindestens unter den Top-Zwei der Anbieter wiederzufinden.“
Reinhardt ist Geschäftsführer des Sportwettenanbieters Hpybet. Die erst 2017 gegründete Marke gehört zum börsennotierten Mutterkonzern Playtech BGT Sports Gruppe (PBS). Neben Reinhardt zählt auch Michael Lessig zum Geschäftsführer-Trio von PBS. Die Beiden haben bereits viele Jahre Markterfahrung in der Sportwettenbranche und haben in den vergangenen Jahren in führenden Positionen bei Marken wie Bet 365 (Reinhardt), Betfair (beide) und X-Tip (Lessig) gearbeitet. Komplettiert wird die Führungsetage von Andreas Köberl, der zuvor unter anderem knapp vier Jahre für als Berater für Microsoft tätig war.
Hpybet: Zahl der Shops in Deutschland verdoppeln
Hpybet hat eigenen Angaben zufolge bereits heute 500 Standorte in Deutschland. In diesem Jahr soll sich diese Zahl dank massiver Investitionen sogar verdoppeln. Hierzulande gibt es aktuell rund 4000 Shops, rund ein Viertel davon betreibt aktuell der Marktführer Tipico. Mit anderen Worten: Hpybet hat kein geringeres Ziel, als Tipico signifikant Marktanteile streitig zu machen.
PBS-Geschäftsführer Reinhardt sagt: „Wir sprechen potenziell 3000 Shop-Betreiber an, zu uns zu wechseln.“ Und weiter: „Wir möchten die Umwälzung der Branche nutzen und mit unserem Produkt, der Marke und mit unseren Franchise-Partnern den Markt durchdringen.“ Kaum ein Anbieter genüge zurzeit den hohen technischen Standards und nur wenige Wettbewerber würden den „Spagat zwischen wachsenden Kundenansprüchen und steigender Regulierung“ hinbekommen. Reinhardt sagt im Gespräch mit absatzwirtschaft: „Die Hpybet-Produkte sind besonders innovativ durch ihre Omnichannel-Architektur. Es wird bei uns künftig keinen Unterschied mehr geben, ob unser Kunde den Service mobil, am PC oder stationär abruft.“
Massive Investitionen ins Marketing von Hpybet
Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, will PBS nicht nur den Ausbau des Shop-Netzwerkes vorantreiben, sondern nach Angaben von Reinhardt auch „massiv“ in das Marketing von Hpybet investieren. Der absatzwirtschaft verrät er: „Wir werden im Herbst eine breitangelegte Kampagne im deutschen Markt starten, die sowohl über TV, Social Media als auch analog laufen wird.“ Details könne er zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch keine nennen.
PBS hat laut Reinhardt das Ziel, Hpybet als junge, freche und nahbare Marke zu positionieren. Er sagt: „Wir wollen etwas für die Markenbildung bei der Zielgruppe junge Erwachsene und innovative early adopters tun und insbesondere das Produkt Sportwette markentechnisch besser positionieren.“ In die kommunikative Begleitung des Markteintritts in Deutschland investiert die Marke Hpybet nach Informationen der absatzwirtschaft einen siebenstelligen Euro-Betrag.
Viele Wettenanbieter nutzen hierzulande zudem den Profisport als Werbeplattform – Tipico (unter anderem Partner des FC Bayern München und der Deutschen Fußball Liga) sowie Bwin (Borussia Dortmund und Deutscher Fußball-Bund) investieren jährlich zweistellige Millionenbeträge ins Sportsponsoring. Hpybet will laut Reinhardt vorerst auf Partnerschaften im Profisport verzichten – womöglich zum jetzigen Zeitpunkt auch aus Budgetgründen.
Der unregulierte Glücksspielmarkt Deutschland
Seit Jahren befindet sich ein Teil des Glücksspielmarktes in Deutschland immer noch in einer rechtlichen Grauzone. In aller Kürze lautet der Status quo: Bis zum 30. Juni 2021 gilt der aktuelle Glücksspielstaatsvertrag, der nach teilweisen Lockerungen des staatlichen Monopols immer noch keine flächendeckenden bundesweiten Konzessionen für private Sportwetten- und Glücksspielanbieter beinhaltet.
Doch immerhin kam jüngst etwas Bewegung in die Thematik: Am 21. März einigte sich die Konferenz der Ministerpräsidenten in Berlin auf eine Neuregelung – der mittlerweile dritte Glücksspieländerungsstaatsvertrag. Der Sportwettenmarkt wird demnach künftig reguliert und für private Anbieter geöffnet. Im Rahmen der Neuregelung wird die bisherige Beschränkung auf 20 Konzessionen aufgehoben. Stattdessen werden neue Lizenzen vergeben, die jedoch nur eine temporäre Gültigkeit vom 1. Januar 2020 bis 30. Juni 2021 haben – also dem Ende des aktuellen Glücksspielstaatsvertrags.
Wie es dann ab Sommer 2021 weitergeht, darüber gibt es aktuell viele Diskussionen im Hintergrund. Insbesondere beim Umgang mit bis dato nicht-regulierten Themen wie Online-Casino und Online-Poker sind die Bundesländer unterschiedlicher Auffassung: Schleswig-Holstein und Hessen würden es aufgrund von zu erwartenden Steuereinnahmen gern legalisieren, andere Länder wie Berlin oder Nordrhein-Westfalen sehen das eher kritisch. Ob am Ende ein Kompromiss unter den Ländern gefunden wird, und wie dieser aussehen könnte, ist aktuell noch mehr als unklar.
Schon 3,2 Mrd. Euro – und der Schwarzmarkt wächst weiter
Klar ist dagegen, dass das Sportwetten- und Glücksspielgeschäft ein Multimilliardenmarkt ist. Laut des „Jahresreports der Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder“ hatte der deutsche Glücksspielmarkt 2017 ein Volumen* von insgesamt 14,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von rund 783 Millionen Euro (+6 Prozent).
Von den 14,2 Milliarden Euro besaß der regulierte Markt einen Anteil von knapp 11 Milliarden Euro (rund 78 Prozent), während der nach wie vor nicht-regulierte Anteil (Schwarzmarkt) knapp 3,2 Milliarden Euro ausmachte (22 Prozent) – Tendenz steigend: Während der regulierte Markt um 157 Millionen Euro (+1 Prozent) wuchs, legte der nicht-regulierte Markt gar um 626 Millionen Euro zu (+24 Prozent).
*Das Marktvolumen entspricht den Bruttospielerträgen, die sich aus den Spieleinsätzen abzüglich der Gewinnauszahlungen ergeben. Diese Kennzahl bildet einerseits die Umsätze aus Sicht der Anbieter, andererseits die Nettoverluste der Spieler ab.