In Zukunft wird Sport anders verstanden, sagen die Autoren Thomas Huber, Anja Kirig und Verena Muntschick über ihre Ergebnisse. Rekorde, Wettkampforientierung und Leistung werden zunehmend vom Wunsch abgelöst, ein neues Lebensgefühl in den Alltag zu integrieren. In der Sportgesellschaft des 21. Jahrhunderts geht es nicht darum, den richtigen oder falschen Sport, das richtige oder falsche Maximum an Bewegung zu vermitteln, sondern den Menschen in ihren speziellen Lebenssituationen und in ihren individuellen Bedürfnissen Zugang zu den unterschiedlichsten Facetten des Sportuniversums zu verschaffen.
Starre Arbeitsstrukturen halten Menschen vom Sport fern
In der Studie „Sportivity“ wird erläutert, an welchen Stellen unsere Gesellschaft mit Bewegungsmangel kämpft. Daten, Statistiken, Interviews und Expertengespräche belegen, dass es vor allem die Berufstätigkeit ist, die Menschen – gegen ihren Willen – vom Sport fern hält. Während junge und in immer größerer Zahl auch alte Menschen einen hohen Bewegungsindex haben, zwingen starre Arbeitsstrukturen jeden zwischen Ausbildung und Rente zur körperlichen Faulheit. Und die Antwort auf das Problem ist nicht eine Ausweitung klassischer Betriebssportprogramme, so die Zukunftsforscher, sondern eine Flexibilisierung von Arbeits- und Sportkultur.
Ob Gesundheit, Arbeitskultur oder Konsum – die Frage, wie sich die Zukunft des Sports entwickelt, entscheidet sich an sieben Bedürfnissen. Alle sieben sind elementar für eine funktionierende Zivilgesellschaft mit einem Fokus auf Lebensqualität und Gesundheit. Zugespitzt lautet die These der Autoren: Künftig brauchen wir ein Recht auf Bewegung.
Die sieben Bedürfnisse künftiger Sportler
- Unterhaltungssport ist nicht länger von Passivität und dem Bier auf der Couch geprägt. Der Eventsportler wird selbst aktiv und zum Co-Akteur jeder Sportveranstaltung.
- Sport ist Konsum, Sport ist käuflich. Dem Sport-Fasion-Victim geht es darum, den Schein der Sportlichkeit zu erzeugen – sich selbst gegenüber wie nach außen.
- Die Ära der Casual-Sportler beginnt. Ad-hoc und spontan muss Bewegung überall möglich sein. Vor allem den öffentlichen Raum stellt das Sportbedürfnis vor neue Herausforderungen.
- Sport wird zur Arbeit der Zukunft. Fitness fest in die Karriere integriert oder sie wird sogar wichtiger als diese. Damit kann endlich die große Bewegungslücke zwischen Jugend und Rente geschlossen werden.
- Die Steigerung der sportlichen Leistungen kennt keine Grenzen mehr – dank immer neuer Sport-Plus-Innovationen. Und das Limit des Machbaren ist noch lange nicht erreicht.
- Vereine sind out? Jein. Sport lebt mehr denn je von der Community. Doch die Formen, wo und wie wir gemeinsam Sport machen, verändern sich radikal.
- Thrill-Sportler sind ständig auf der Suche nach dem noch nicht Dagewesenen und werden so zu den Entrepreneuren einer neuen Sportwelt. Sie setzten heute Maßstäbe, die eben noch undenkbar waren.
(Zukunftsinstitut GmbH/asc)