Sport machen mit KI

Auch in der Fitnessbranche wird KI ein immer größer werdendes Thema. Die KI-gestützte Plattform ClassPass unterstützt vor allem Boutique-Studios mit verschiedenen Tools.
Mithilfe verschiedener KI-Tools unterstützt ClassPass Fitnessstudios bei der Besetzung ungenutzter Kursplätze. (© ClassPass)

Ob bei der Erstellung von Trainingsplänen, bei der Überwachung der Ernährung oder bei der Analyse der eigenen Fortschritte – KI wird bereits an vielen Stellen in der Fitnessbranche angewendet. So können KIs unter anderem in Form von Chatbots als Trainer*innen fungieren oder Tipps und Feedback zu Trainingseinheiten und Übungen geben. Außerdem gibt es mittlerweile immer mehr KI-gestützte Plattformen und Apps, die als Unterstützung für Sportbegeisterte dienen. Dazu gehört auch die Online-Plattform ClassPass.

Mehr Umsatz mit Credit-System

Mithilfe verschiedener KI-Tools unterstützt ClassPass Partner aus der Fitness- und Wellnessbranche und hilft bei der Vermittlung ungenutzter Plätze in verschiedenen Kursen. „So hilft ClassPass den Studios neue Einnahmequellen zu erschließen und dabei neue Kund*innen zu gewinnen“, heißt es seitens des Unternehmens.

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Laura Semrau ist General Manager DACH von ClassPass. (© ClassPass)

Die Plattform wurde im Jahr 2013 gegründet und ist aktuell in über 30 Ländern weltweit vertreten. In Form einer App werden Kursangebote verschiedener Partnerstudios auf einen Blick vereint. Die Mitglieder können aus zahlreichen Angeboten von Yoga bis Krafttraining wählen.

Wie und wo auf der Plattform KI-Tools zum Einsatz kommen, erklärt ClassPass General Manager DACH Laura Semrau. Seit 2018 arbeitet ClassPass mit sogenannten Credits, sagt sie. „Credits bilden den realen Markt ab, ähnlich wie eine Währung, und ermöglichen es uns, Studios unabhängig von ihrer Größe, Qualität oder Preisstruktur fair zu bepreisen“, so Semrau. Dies sei vor allem wichtig, weil es in der Vergangenheit dazu gekommen sei, dass es ein Ungleichgewicht bei den Buchungen von teureren und günstigeren Studios gegeben habe. „Dadurch wurden einige Angebote abgewertet, und viele unserer Partner zögerten, bestimmte Angebote oder Zeiten weiterhin anzubieten“, so Semrau.

SmartSpot versus SmartRate

Im Rahmen des Credit-Systems wendet ClassPass zwei KI-gestützte Tools an, die den Prozess vereinfachen: SmartSpot und Smart Rate. Während SmartSpot sicherstellen soll, dass nur unbesetzte Plätze für ClassPass-Mitglieder buchbar sind, ist SmartRate dafür da, das Preisverhältnis anzupassen. Hier werden unter anderem Faktoren wie das Kaufverhalten der Mitglieder und die jeweiligen Kurszeiten berücksichtigt. „Dies führt in der Regel zu einer Umsatzsteigerung von 15-20 Prozent und einer Zunahme der Erstbesucherzahlen um bis zu 40 Prozent“, so Semrau.

Die KI-gestützten Tools ermöglichen es, sowohl Restplätze für unbesetzte Kurse zu vergeben als auch die entsprechende Bepreisung. Laut Semrau unterscheidet sich ClassPass vor allem in einem Punkt von anderen Mitwettbewerbern: „Im Gegensatz zu anderen Aggregatoren, die mit festen Reservierungsplätzen arbeiten, priorisieren wir stets die direkten Kunden der Studios. Wir generieren mit diesem KI-gestützten Modell also mehr Umsatz, wenn mehr Menschen bei uns buchen.“

Umsatzsteigerung dank KI-gestützten Tools

In der DACH-Region verzeichnet ClassPass bei den direkten Nutzerzahlen einen Anstieg von 120 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Global gesehen liegt der Anstieg bei 44, 5 Prozent. Besonders in den letzten Jahren habe ClassPass ein signifikantes Wachstum im Boutique-Fitnessmarkt verzeichnet. Dies sei laut Semrau unter anderem den Umständen geschuldet, dass internationale Trends wie Reformer Pilates und Lagree zunehmend nachgefragt werden: „Gleichzeitig investieren immer mehr Menschen in ihre Gesundheit und Wellness, was die Nachfrage nach vielfältigen Fitnessangeboten weiter steigert“.


Boutique-Studios sind meist kleiner, als die Studios bekannter Ketten. Sie fokussieren sich auf bestimmte Fitness-Bereiche und bedienen damit eher Nischen. Boutique-Studios sind oft hochwertig und stilvoll ausgestattet. (© ClassPass)

Die verstärkte Nachfrage nach “Trend-Sportarten” wie Indoor-Cycling und Reformer Pilates als auch die Nachfrage nach Wellness-Angeboten, sind für Semrau Indikatoren die das Wachstum der Plattform stark beeinflussen: „Diese Kombination aus einem aufstrebenden Markt, aktuellen Fitness-Trends, einem vielfältigen und hochwertigen Angebot und unserer Technologie hat es uns ermöglicht, unsere Mitgliederzahl in Deutschland innerhalb der letzten 12 Monate mehr als zu verdoppeln“.

Bei der Zusammenarbeit mit Partnern stehen bei ClassPass in Deutschland aktuell Boutique-Studios im Vordergrund, da sie laut Semrau ideal zu dem Geschäftsmodell des Unternehmens passen würden. Für die Zukunft planen sie allerdings auch mit größeren Studio-Ketten zusammenzuarbeiten und ihr Angebot auszubauen. Für Semrau ist klar, dass KI in Zukunft eine zentrale Rolle in der Fitnessbranche spielen wird.

„Wir sehen bereits jetzt, wie KI dazu verwendet wird, personalisierte Trainingspläne zu erstellen und biometrische Daten durch Wearables zu verbessern“. Trotzdem ist sie sicher, dass KI das Vor-Ort-Erlebnis in Fitnessstudios und die persönliche Betreuung nicht ersetzen wird: „Die menschliche Komponente bleibt entscheidend für das Fitnesserlebnis, wie der Wiederaufbau der Studios und die Rückkehr der Mitglieder nach der Pandemie gezeigt hat“.

(img, Jahrgang 2000) ist seit November 2022 Werkstudentin in der Redaktion der absatzwirtschaft. Sie ist in Bochum aufgewachsen und wohnt nun aufgrund ihres Sozialwissenschaftsstudiums in Düsseldorf. Neben ihrer Begeisterung für abstrakte Kunst besitzt sie ebenfalls eine Leidenschaft dafür, sich den unterschiedlichsten Themen zuzuwenden und darüber zu schreiben.